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Kein Erfolg im Irak

Peter Philipp8. April 2004

Ein Jahr nach dem "offiziellen" Sieg über den Irak steht das Land kaum besser da als unter Saddam Hussein. Die USA schaffen es nicht, eine demokratische Ordnung herzustellen. Ein Kommentar von Peter Philipp.

Es war ein Akt von hohem symbolischem Wert, als amerikanische Truppen vor einem Jahr auf dem Bagdader "Paradies-Platz" eine der größten Statuen Saddam Husseins stürzten. Aber etwas anders als geplant. Sollte die Aktion das Ende eines brutalen Regimes kennzeichnen, so weiß man heute, dass sie auch schon auf kommende Probleme hinwies: Der Sockel des Monuments erwies sich als äußerst resistent und die Statue fiel erst, nachdem massive Gewalt eingesetzt wurde.

Und dann war da noch der US-Soldat, der im ersten Überschwang der Begeisterung den Kopf des Diktators mit dem Sternenbanner verhüllte. Und sie dann später herunterholte - für manche Iraker zu spät: Bei aller Ablehnung für Saddam waren sie beleidigt und gedemütigt.

Der Irak hat im zurückliegenden Jahr gewissermaßen die Rolle dieser Statue übernommen: Die USA hatten gehofft, dem Land mit ihrem Sieg eine "pax americana" geben zu können, Anhänger des alten Regimes aber machten - und machen - ihnen zu schaffen. Mangelndes Fingerspitzengefühl auf Seiten der "Koalition“ treibt immer mehr Iraker in die Arme derer, die sich offen gegen sie auflehnen, zuletzt die Anhänger des ebenso jungen wie radikalen Schiitenführers Moktada el Sadr.

Ein Jahr nach dem offiziellen Ende des Krieges scheint der Krieg im Irak erst richtig auszubrechen. Ein Krieg, wie man ihn gefürchtet hatte: In den Städten, gegen einen unsichtbaren Feind, der sich unter der Zivilbevölkerung und in Moscheen versteckt. Und der neuen Zulauf gewinnt, wenn Zivilisten oder Moscheen getroffen werden. Washington weiß dem kein erfolgversprechendes Rezept entgegenzusetzen. Wie das auch andere anderswo nicht wissen, etwa die Israelis in ihrem Konflikt mit den Palästinensern.

Gewalt müsse mit Gewalt beantwortet werden, tönen Rumsfeld und andere. Schon werden Truppen verstärkt statt zurückgezogen, und wird Jagd gemacht auf Moktada el Sadr. Obwohl man doch genau weiß, dass nicht militärische Macht dieses Problem lösen kann Märtyrer auf der Gegenseite gefährlich sind.

Andererseits kann Washington sich nun auch nicht einfach zurückziehen: Dass dies Präsident Bush die Wiederwahl kosten würde, dürfte dabei das geringste Übel sein. Aber der Irak würde erst recht in ein Chaos gestürzt und ein Übergang zu einem freien und freiheitlichen Rechtsstaat könnte man getrost vergessen.

Das wäre tragisch, denn die Iraker haben nach Jahrzehnten Diktatur und blutiger Unterdrückung Besseres verdient. Nicht Kolonie der USA zu werden, aber doch: In der Folge des Krieges nun endlich die Grundlage zu schaffen für einen säkularen und allen seinen Bürgern gerechten Staat. Den werden sie von El Sadr nicht bekommen, denn ihm schwebt eine islamische Republik vor, wie sie heute selbst im Iran nicht mehr gewollt wird.

Die Amerikaner haben versucht, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Doch was immer aus Washington kommt, steht im Ruch, Teil eines strategischen Konzepts zu sein, wie man die Gegend auf Dauer kontrollieren kann. Der einzige Ausweg wäre eine Übertragung der Verantwortung für den politischen Übergang auf die Vereinten Nationen. Die aber sind von den Radikalen vertrieben worden und es ist äußerst fraglich, ob und unter welchen Bedingungen sie ins Zweistromland zurückkehren würden.

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