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Kein Hinweis auf IS-Verbindung

19. Juli 2016

Laut Bayerns Innenminister Herrmann gibt es bis jetzt keine Hinweise auf eine Vernetzung des 17-jährigen Flüchtlings mit der Terrormiliz IS. Die Staatsanwaltschaft spricht aber von einer "politisch motivierten" Tat.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei einer Pressekonferenz
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk

“Keine Vernetzung mit islamistischen Netzwerken”

00:28

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Die bayerischen Ermittler haben nach Angaben von Landesinnenminister Joachim Herrmann noch keine Hinweise auf eine Vernetzung des Angreifers von Würzburg mit der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gefunden. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand gebe es "keinerlei Indizien vor Ort", die auf solch eine Verbindung hindeuteten, sagte Herrmann auf einer Pressekonferenz in München. Dass sich die IS-Miliz den Anschlag für sich in Anspruch nehme, hätten die deutschen Behörden zur Kenntnis genommen. Die IS-nahe Agentur "Amak" meldete wenige Stunden nach dem Angriff, der Attentäter sei ein Kämpfer der Extremisten-Miliz.

Dem leitenden Bamberger Oberstaatsanwalt Eric Ohlenschlager zufolge war die Tat aber zumindest "politisch motiviert". Der 17-jährige tatverdächtige Flüchtling aus Afghanistan habe in Ochsenfurt den Regionalzug nach Würzburg mit dem Ziel bestiegen, sich an "den Ungläubigen dafür zu rächen, was sie ihm und seinen Glaubensbrüdern angetan haben", so Ohlenschläger.

Teenager könnte sich selbst radikalisiert haben

Im Zimmer der Pflegefamilie, bei der er lebte, sei neben einer handgemalten IS-Fahne auch ein Schriftstück gefunden worden. Der Text in paschtunischer Sprache deute darauf hin, dass sich der junge Flüchtling in kurzer Zeit selbst radikalisiert habe. Es könne sich um eine Art Abschiedsbrief an seinen Vater handeln. Der Täter klage darin über "Ungläubige" und deren Taten. Zeugen des Angriffs hatten den jungen Mann im Zug auf arabisch "Gott ist groß" rufen gehört.

Am vergangenen Samstag hatte der 17-Jährige erfahren, dass ein Freund von ihm in Afghanistan ums Leben gekommen war. "Diese Nachricht hat wohl nachhaltig Eindruck auf ihn gemacht", erklärte der zuständige Kriminaldirektor Lothar Köhler. Die Pflegeeltern berichteten gegenüber der Polizei, dass sich das Verhalten des jungen Mannes daraufhin verändert habe. Die Ermittler wollen nun klären, mit welchen Personen er nach dem Erhalt der Todesmeldung telefonierte.

Opfer offenbar ziellos ausgewählt

Zwei der fünf verletzten Opfer befanden sich auch Dienstagnachmittag noch in Lebensgefahr. Dabei handle es sich um Mitglieder einer chinesischen Touristenfamilie aus Hongkong, die der 17-Jährige mit einer Axt und Messern in einem Regionalexpress angegriffen hatte. Innenminister Herrmann erklärte, die Familie sei wohl zufällig Ziel des Angriffs geworden. Nachdem der Angreifer dann aus dem Zug geflohen war, habe er im unterfränkischen Heidingsfeld eine Passantin angegriffen, bevor ihn die Polizei am Mainufer erschoss, berichtete Herrmann.

In diesem Regionalexpress stach der jugendliche Attentäter um sich und verletzte mehrere Menschen schwerBild: picture-alliance/AP Photo/K.-J. Hildenbrand

Der Innenminister kündigte an, nach dem Angriff die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Hundertprozentige Sicherheit, besonders vor Einzeltätern, könne es aber nicht geben. "Grundsätzlich müssen wir in der Tat schon davon ausgehen, dass im Prinzip jeden Tag an jedem Ort und mehr oder minder weltweit solche Taten verübt werden können. Wir sind davor nicht sicher", so Herrmann.

cw/stu (dpa, afp, rtr)

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