Es ist ein Signal der Härte gegenüber illegalen Migranten. US-Präsident Donald Trump will auch vor das Oberste Gericht ziehen. Wenige Tage vor den Kongresswahlen attackiert er auch den Toprepublikaner Paul Ryan.
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Für die von ihm geplante Einschränkung des Staatsbürgerschaftsrechts will Donald Trump notfalls bis vor das Oberste Gericht ziehen. "Der Fall wird vom Supreme Court der Vereinigten Staaten entschieden werden", schrieb der US-Präsident auf Twitter. Damit will Trump das Geburtsrecht abschaffen, durch das bisher jedes auf dem Boden der USA geborene Kind automatisch die US-Staatsbürgerschaft erhält – unabhängig von dem Aufenthaltsstatus seiner Eltern. Trumps Plan: Kinder von Ausländern, die sich unrechtmäßig in den USA aufhalten, sollen davon ausgeschlossen werden.
"Das sogenannte Geburtsrecht, das unser Land Milliarden von Dollar kostet und sehr unfair für unsere Bürger ist, wird so oder so beendet", twitterte Trump. Das Recht, das seit rund 150 Jahren in einem Verfassungszusatz festgeschrieben ist, will Trump per Dekret auflösen. Ob er damit durchkommt, ist fraglich. Verfassungsänderungen müssen normalerweise in einem komplizierten Verfahren von einer Mehrheit im Kongress sowie drei Vierteln der Bundesstaaten gebilligt werden. Deshalb halten viele Juristen und US-Experten Trumps Vorstoß für aussichtslos.
Wahlmanöver oder Vorhaben?
Denn neben der Opposition haben auch Teile der Republikaner Bauchschmerzen. Die Änderung würde einem Tabubruch gleichkommen. Auch der ranghohe Republikaner Paul Ryan hatte dem Vorschlag des Präsidenten eine Absage erteilt. Trump attackierte ihn daraufhin auf Twitter, Ryan solle sich mehr darauf konzentrieren, die Mehrheit der Republikaner bei den Kongresswahlen zu halten, als sich zum Thema Geburtsrecht zu äußern, wovon er keine Ahnung habe.
Der Präsident führt jedoch ins Feld, dass eine Verfassungsänderung gar nicht notwendig sei, wohl wissend, dass die dafür nötigen Mehrheiten nicht vorhanden wären. Er will vielmehr per Exekutivanweisung eine neue Auslegung des Verfassungszusatzes durchsetzen. Trump argumentiert, dass Einwanderer nicht der Gesetzeshoheit unterstehen können, wenn sie sich ohne Aufenthaltsgenehmigung im Land aufhalten.
Ryan ist derzeit Vorsitzender des Repräsentantenhauses. Er tritt bei den Kongresswahlen am 6. November aber nicht mehr an. Trumps Republikanern droht der Verlust der Mehrheit im Repräsentantenhaus. Der US-Präsident müht sich, seine Anhänger zu mobilisieren. Denen gefällt sein harter Kurs gegenüber Zuwanderern.
Widerstand aus allen Reihen
Mit seiner Ankündigung stieß Trump sofort auf vehementen Widerspruch und Spott. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaats Washington, Bob Ferguson, sagte, egal wie sehr Trump dem rechten Lager gefallen wolle, er könne nicht einfach die Verfassung per Erlass ändern. "Wenn er es versucht, werden wir sofort gegen ihn vor Gericht ziehen - und ihn wieder besiegen." Die Oppositionsführerin der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, sprach von einem Ablenkungsmanöver. Trump könne nicht einfach Teile der Verfassung streichen. Auch andere Demokraten bezeichneten den Vorstoß als aussichtslos - und als Versuch, Ängste vor Zuwanderung zu schüren.
Trump hatte bereits im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl 2016 für eine Abkehr vom Geburtsortsprinzip geworben und beklagt, die Regelung sei der größte Magnet für illegale Einwanderung. Der US-Präsident hat in seiner Amtszeit drastische Verschärfungen in der Migrationspolitik auf den Weg gebracht. Seit Tagen etwa droht er einer Gruppe von tausenden Migranten aus Mittelamerika, die Richtung USA marschieren - und hat deswegen eigens Soldaten an die Grenze geschickt.
sam/kle (afp, dpa)
Der lange Weg nach Norden
Trotz aller Drohungen aus Washington ziehen mehrere Tausend Migranten in einer Karawane aus Mittelamerika durch Mexiko Richtung USA. Die Reise ist beschwerlich - und am Ziel erwartet die Migranten eine ungewisse Zukunft.
Bild: Getty Images/AFP/A. Drehsler
Reise durch drei Länder
Immer weiter, per Anhalter oder zu Fuß: Mehr als zwei Wochen sind vergangen, seit eine Gruppe Migranten von der honduranischen Stadt San Pedro Sula aus gen Norden aufbrach. Ihr Ziel: die US-mexikanische Grenze in Tijuana. Ende Oktober haben die bis zu 5000 Menschen Honduras und Guatemala durchquert und sind in Juchitán im Südosten Mexikos angekommen.
Bild: Getty Images/AFP/G. Arias
Tod an der Grenze
Bei der Einreise nach Mexiko, ein wichtiges Etappenziel für die Migranten, kam es in den vergangenen Tagen mehrfach zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Ein 26-jähriger Mann aus Guatemala kam dabei ums Leben. Nach Angaben der mexikanischen Regierung haben mehr als 1700 Menschen aus der "Flüchtlingskarawane" in Mexiko Asyl beantragt. Der größere Teil zieht weiter Richtung USA.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Billy
Zweite Gruppe unterwegs
Während die Karawane zuletzt kleiner geworden ist, weil viele Menschen den Heimweg angetreten haben oder in Mexiko bleiben wollen, versucht eine zweite, aus bis zu 1500 Migranten bestehende Gruppe, sich der ersten anzuschließen. Hier bilden die Flüchtlinge eine Menschenkette, um den Rio Suchiate, die natürliche Grenze zwischen Guatemala und Mexiko zu überqueren.
Bild: Reuters/C.Garcia Rawlins
Flucht vor Armut und Gewalt
Für manche ist die Flucht der einzige Ausweg aus einem Leben bestimmt Angst und Perspektivlosigkeit. Glenda Escobar aus Honduras hat sich mit ihren beiden Söhnen der Karawane angeschlossen. Mit 18 wurde sie von einem Mitglied einer Bande, die heute große Teile ihres Heimatlandes kontrolliert, entführt und vergewaltigt. Die 33-jährige Arbeitslose hofft auf ein besseres Leben in den USA.
Bild: Reuters/U. Marcelino
Gefährliches Land
Die Reise durch Mexiko birgt zahlreiche Gefahren. Alle zwei Minuten wird in dem Land jemand entführt - für Banden ein gängiges Mittel, Geld zu erpressen oder die Bevölkerung einzuschüchtern. Eine weitere Bedrohung sind gewalttätige Polizisten. Aber es wird auch geholfen: Einheimische versorgen die Flüchtlinge mit Lebensmitteln, in speziellen Unterkünften können sie sich ausruhen und sicher fühlen.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Monroy
Schlafen unter freiem Himmel
Trotz Hilfen ist der Weg nach Norden entbehrungsreich. Um auch zu Fuß weite Strecken zurückzulegen, reisen viele Flüchtlinge nur mit dem Nötigsten - allein in Mexiko müssen sie mehrere Tausend Kilometer hinter sich bringen. Mitunter müssen die Migranten, darunter viele Kinder, lange Zeit ohne Essen und Trinken auskommen. Wenn keine Unterkunft in der Nähe ist, schlafen sie auf der Straße.
Bild: Reuters/U. Marcelino
"Unser Militär erwartet euch"
US-Präsident Donald Trump hat die Migranten unterdessen als Wahlkampfthema für sich entdeckt. Kurz vor den Zwischenwahlen schrieb er über die Karawane: "Dies ist eine Invasion unseres Landes und unser Militär wartet auf euch!" Trump hat angekündigt, mehr als 5000 weitere Soldaten an die Südgrenze zu Mexiko zu schicken. Spezialeinheiten des US-Grenzschutzes sind dort bereits im Einsatz.
Bild: Reuters/A. Latif
The American Dream - nur ein Traum?
Wie viele mittelamerikanische Migranten die US-Grenze (Bild) erreichen werden, ist so ungewiss wie die Zukunft, die sie dort erwartet. Trump setzt als Abschreckung auf Zeltstädte, in denen man die Flüchtlinge für die Dauer ihres Asylverfahrens festhalten werde. Inzwischen hat sich der US-Präsident auch dafür ausgesprochen, das Recht auf die Staatsbürgerschaft bei Geburt auf US-Boden abzuschaffen.