Albert Hammond wird 70
12. Mai 2014"It Never Rains in Southern California" wurde 1972 zum Welthit. Mit diesem Evergreen setzte sich Sänger Albert Hammond ein musikalisches Denkmal. Auch Stücke wie "Free Electric Band" oder "I'm a Train" verbindet man mit dem Namen Hammond. Riesige Erfolge waren diese beiden Stücke aus den Folgejahren jedoch nicht mehr. Ist Albert Hammond also nur eine dieser vielen Eintagsfliegen der Musikwelt, jemand, der in seiner Karriere nur einen einzigen wirklich großen Hit verbuchen konnte? Mitnichten! Albert Hammond zählt zu den international erfolgreichsten Künstlern der Pop-Musikbranche.
Bescheidene Anfänge
Am 18. Mai 1944 wurde Albert Louis Hammond in London geboren. Seine Eltern stammten vom britischen Mittelmeerzipfel Gibraltar. Im Zweiten Weltkrieg waren sie in die Hauptstadt des Königreiches gezogen, weil sie sich dort sicherer fühlten. Sofort nach Ende des Krieges verließ die Familie das verregnete London wieder Richtung sonniger Süden. Albert war noch ein Teenager, als er Anfang der 1960er in Gibraltar mit einigen Freunden "The Diamond Boys" gründete. Da es für die aufstrebende Beatband in Gibraltar zu wenige Auftrittsmöglichkeiten gab, orientierten sich die Musiker Richtung Norden und gaben auch Konzerte in den Clubs von Madrid. Der junge Musiker Albert Hammond war damals zwar noch weit vom großen Erfolg entfernt, aber er konnte wichtige Erfahrungen und Kontakte sammeln. Einer dieser wichtigen Kontakte war der zu Steve Rowland. Den amerikanischen Sänger, Gitarristen und Schlagzeuger hatte es ebenfalls nach Spanien verschlagen, wo er mit seiner Band "Los Flaps" aktiv war. Hammond und Rowland liefen sich 1964 bei einem gemeinsamen Konzert ihrer beiden Bands in Madrid über den Weg.
Eine schicksalhafte Begegnung
Hammond und Rowland beschlossen, ein gemeinsames Projekt aus der Taufe zu heben. Dafür gingen sie 1966 in die Musikmetropole London, wo sie geeignete Bandmitglieder fanden und Kontakte zur dort ansässigen Schallplattenindustrie aufbauten. Ihre neue Band nannten sie "The Familiy Dogg". 1969 brachten sie ihr Debutalbum "A Way of Life" auf den Markt. Der Titelsong wurde als Single veröffentlicht und landete in den britischen Top Ten. Ein wichtiger Meilenstein in der Karriere von Albert Hammond. Weitaus wichtiger war jedoch die Freundschaft zu Mike Hazlewood, einem weiteren Bandmitglied von "Family Dogg". Hazlewood wurde zu Hammonds kongenialem musikalischen Partner. Das erfolgreiche Songschreiberteam belieferte fortan, neben der Arbeit mit ihrer Band "The Family Dogg", die gesamte Branche mit seinen Liedern, wobei Hazlewood für die Texte, Hammond für die Kompositionen verantwortlich war.
Albert Hammonds Hitfabrik
"Little Arrows" war 1968 der erste gemeinsam von Albert Hammond und Mike Hazlewood erarbeitete Hit. Das Lied wurde ein Erfolg für den britischen Sänger Leapy Lee. 1970 folgte die Klamauk-Nummer "Gimme dat Ding", mit der das Duo "The Pipkins" in die Charts kam. Der wohl größte Erfolg für das Gespann Hammond und Hazlewood war der Song "The Air That I Breathe", den die "Hollies" 1974 aufnahmen, der in den folgenden Jahren aber auch von einem Dutzend anderer Interpreten übernommen wurde. Neben seinem engen Freund Mike Hazlewood, der 2001 verstarb, fand Hammond aber auch in anderen Songschreibern geeignete Kreativ-Kollegen. So z.B. in Carole Bayer-Sager. Mit der vielbeschäftigten amerikanischen Texterin schrieb Hammond 1976 für Leo Sayer den Nummer-Eins-Hit "When I need You". Hammond komponierte wie am Fließband und schrieb Songs für Weltstars wie Joe Cocker, Tina Turner, Julio Iglesias, Diana Ross, Whitney Houston oder die Rockband "Starship".
Stiller Star im Hintergrund
Einige seiner Kompositionen sang Albert Hammond zwar auch selbst und veröffentlichte sie auf einem seiner elf Alben, erfolgreich wurden die Lieder aber meist in der Version von anderen Sängerinnen und Sängern. Böse konnte Albert Hammond darüber nicht sein, denn als Komponist war er schließlich immer am Erfolg seiner Lieder finanziell beteiligt. Als Sänger zog sich Hammond zwar immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, aber als Songschreiber wurde er zum Star im Hintergrund. Auch im Rentenalter ist Albert Hammond immer noch überaus aktiv, denn auch die junge Generation baut auf seine große Erfahrung. So war Hammond 2010 am zweiten Album der 29-jährigen britischen Sängerin Duffy als Produzent, Songschreiber und Studiomusiker maßgeblich beteiligt. Und auch sein Sohn Albert Hammond Jr. schätzt den Rat des Vaters für seine Solo-Karriere und die mit seiner Band "The Strokes".
Köln-Connection
Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Albert Hammond in der US-Musikmetropole Los Angeles. Entspannung findet er in seinem Haus an der spanischen Küste, in der Nähe von Gibraltar. "Dort lebt auch meine Mutter. Die ist schon 94 Jahre alt. Das ist ein Alter, das ich auch gerne erreichen möchte. Dann kann ich vielleicht in den nächsten 25 Jahren noch so manchen Hit schreiben," das hat Albert Hammond der Tageszeitung "Kölner Stadt-Anzeiger" verraten, als er im April zu Besuch in Köln war. Hammond hatte der Kölner Mundartband "Höhner" die Freigabe seines Songs "Free Electric Band" für eine Version im Kölner Dialekt erteilt und war auch der Einladung zu einem gemeinsames Konzert in Köln gefolgt. Der umjubelte Gastauftritt war für Albert Hammond gleichzeitig der Startschuss für eine große Tournee, die von Juni bis November durch viele deutsche Städte führt.