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Keine Angst vor dem schwachen Dollar

Johannes Beck11. Oktober 2003

Ist die schwache amerikanische Währung wirklich nur gut für USA-Reisende und schlecht für die Export-Wirtschaft? Ein Rückblick auf die Börsenwoche von Johannes Beck.

Man darf das Börsengeschehen nicht nur durch die Dollar-Brille betrachtenBild: AP

Das "Twin Deficit", das doppelte Defizit in den USA, sollte die Börse eigentlich beunruhigen. Denn wenn zum einen die USA mehr importieren als exportieren und zum anderen der amerikanische Staat mehr ausgibt als er einnimmt, entsteht ein gigantischer Finanzierungsbedarf. Handelsbilanz- und Haushaltsdefizit müssen ja bezahlt werden. Und das geschieht bisher in erster Linie mit Kapital aus dem Ausland.

Abwertung wäre hilfreich

Solange die Investoren überzeugt sind, dass ihr Geld in den USA in Aktien, Anleihen oder Fonds gut angelegt ist, ist das kein Problem. In dem Moment aber, wenn die Investoren dieses Vertrauen verlieren, droht ein Absturz des US-Dollars. Denn das Handelsbilanzdefizit kann nur geschlossen werden, wenn die Amerikaner weniger importieren und mehr exportieren. Das geht am besten dadurch, dass die amerikanischen Waren billiger werden. Eine Abwertung des Dollar wäre da sehr hilfreich.

Kein Wunder also, dass die amerikanische Regierung China seit Monaten drängt, ihre Währung gegenüber dem Dollar aufzuwerten. Dann wären chinesische Produkte in den USA teurer und amerikanische Waren in China billiger. Die Chinesen könnten weniger Computer in den USA verkaufen und die Amerikaner mehr Autos in China.

Europäer bezahlen das "Twin Deficit"

Was für die Europäer wie ein weit entfernter Streit auf beiden Seiten des Pazifiks erscheinen mag, ist auf den zweiten Blick aktueller als man denkt. Wenn die Europäer aufhören, in den USA zu investieren und ihnen somit ihr doppeltes Defizit zu bezahlen, wäre ein Absturz des Dollar fast unvermeidlich. Zu hoch ist das amerikanische Handelsbilanzdefizit mit etwa 40 Milliarden Dollar monatlich oder fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Das Haushaltsdefizit wird mit den von Präsident Bush angeforderten Mitteln für den Irak auf 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. Zusammengenommen ein gewaltiger Finanzierungsbedarf, der ungute Erinnerungen an die "Twin Deficit"-Zeit in den 1980ern unter Ronald Reagan weckt.

"Hoffnungen werden sich nicht erfüllen"

Skeptisch äußerste sich bereits im August beispielsweise Analyst Rainer Singer von der österreichischen Erste Bank: "Die Hoffnungen, dass die Wachstumsaussichten in den USA, genug Kapital anziehen, um das Leistungsbilanzdefizit beim derzeitigen Wechselkurs zu finanzieren, werden sich nicht erfüllen."

Bild: AP

Einen kleinen Vorgeschmack bekamen die Anleger, als in dieser Woche der Euro von 1,15 am Montag auf bis zu knapp unter 1,18 Dollar am Freitag anstieg. Er erreichte damit den höchsten Stand seit drei Monaten. Eine gute Nachricht für alle Amerika-Touristen, da ihre Reise nach New York, Chicago oder Los Angeles nun billiger wird. Eine schlechte Nachricht für alle Exporteure, da ihre Waren in den USA teurer werden und so schwieriger abzusetzen sind.

Sollte nun ein weiterer Höhenflug des Euro und eine weitere Abwertung des Dollar bevorstehen, wären das keine guten Aussichten für die deutsche Konjunktur, da sie vor allem durch den Export gestützt wird. Besonders negativ wäre das für exportorientierte Branchen wie Chemie, Automobile oder Maschinenbau.

Kein wirkliches Problem

Der Euro-Dollar-Kurs sei noch kein wirkliches Problem für die deutschen Exporteure, hieß es beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK): "Wir hoffen, dass er nicht signifikant über 1,20, 1,25 Dollar ansteigt. 1,25 würde für den Export schon weh tun", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer, Martin Wansleben, am Montag (6.10.) in Berlin.

Die Deutsche Börse jedenfalls zeigte sich vom Euro-Höhenflug wenig beeindruckt. In dieser Woche gaben positive Firmenmeldungen den Ton an und ließen den Dax, den Index der 30 bedeutendsten deutschen Aktien, bis zum Wochenende von 3.429 Punkten auf knapp unter 3.500 Zähler am Freitagnachmittag steigen.

Gute Meldungen zum Schluss

Vor allem der Internetdienstleister Yahoo! und der amerikanische Aluminiumhersteller Alcoa sorgten mit guten Meldungen zum Geschäftsverlauf für positive Überraschungen. Aber auch die deutsche Softwarefirma SAP, die aufgrund hoher Vertragsabschlüsse in den USA ihren Umsatz deutlich steigern konnte, wurde mit einem Kursplus von 14 Prozent an einem Tag belohnt.

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