Die deutschen Autobauer fordern schnell Klarheit, ob es Kaufprämien gibt. Die Nachfrage liegt infolge der Corona-Krise am Boden. Die Industrie muss sich aber noch gedulden.
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Bei den Gesprächen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vertretern der Automobilindustrie sind keine Entscheidungen über Hilfen für die Branche in der Corona-Krise getroffen worden. Die Teilnehmer einer Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vereinbarten stattdessen, sich weiter in einer Arbeitsgruppe über "konjunkturbelebende Maßnahmen" auszutauschen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag in Berlin mitteilte. Die Maßnahmen sollten einen "Modernisierungsbeitrag in Richtung innovativer Fahrzeugtechnologien" darstellen. Ergebnisse sollen Anfang Juni besprochen werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe bei den Beratungen auf die besondere Bedeutung der Automobilindustrie für Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland verwiesen, hieß es. Themen seien der Wiederhochlauf der Produktion, der Zustand der Lieferketten, die Rolle der Kurzarbeit sowie die nationale und globale Entwicklung der Nachfrage gewesen. In vielen Märkten ist die Nachfrage wegen der Corona-Krise eingebrochen. Die Hersteller sprechen sich für Kaufprämien aus.
Proteste von Umweltverbänden
Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sehen zur Unterstützung der Autoindustrie mit rund 800 000 Arbeitsplätzen den Bund in der Pflicht. Die Länderchefs schlagen konkrete Prämien vor. Für moderne Benziner und Dieselautos ab Schadstoffklasse 6d-Temp sollen diese 3000 Euro betragen. Für Plug-in-Hybride, Elektro- und Wasserstoffautos soll es 4000 Euro zusätzlich geben - dies käme zu einer bereits bestehenden Prämie hinzu.
VW, Daimler, BMW, Audi, Ford und Opel lassen ihre Werke in Europa nach wochenlangem Stillstand wieder anlaufen, aber viele Mitarbeiter bleiben in Kurzarbeit, die Nachfrage ist gering. In der Branche ist die Angst groß, dass die Autobauer «auf Halde» produzieren, weil es zu wenig Käufer gibt. Die Hersteller fordern daher schnelle Entscheidungen über Kaufprämien. Derzeit warteten potenzielle Käufer ab, wann und ob es solche Anreize gebe, hieß es in der Autoindustrie.
Bei Umweltverbänden stoßen mögliche Kaufprämien auch für Diesel- und Benzinautos auf Protest. Greenpeace-Aktivisten forderten am Dienstag bei einer Aktion vor dem Reichstag in Berlin, es dürfe keine erneute Abwrackprämie geben.
Autos in der Corona-Krise: Einbruch und Neustart
Eigentlich hatte die Corona-Krise das ersten Quartal des Jahres noch gar nicht ganz im Griff, und dennoch ist der Gewinneinbruch bei Daimler oder Renault gigantisch. Allerdings läuft langsam die Produktion wieder an.
Bild: DW
Gewinneinbruch
Ein Gewinneinbruch von 78 Prozent – das ist die Daimler-Bilanz für das erste Quartal. Noch bleiben 617 Millionen Euro übrig, aber Daimler sorgt vor: Oberste Priorität habe nun, die Liquidität zu sichern, so der Finanzvorstand Harald Wilhelm. Den ursprünglichen Jahresausblick kippte Daimler. Angesichts der Corona-Krise könne man Nachfrage, Lieferketten und Produktion nicht sicher einschätzen.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow
Minus 20 Prozent
Vor allem das LKW-Geschäft ist dem Daimler-Konzern weggebrochen: Der weltweite Absatz von Lastwagen sank in den ersten drei Monaten des Jahres um 20 Prozent. In dem Zeitraum verkaufte die PKW-Tochter Mercedes-Benz weltweit 15 Prozent weniger. Dabei wurden Autohäuser und Fabriken erst im März ganz geschlossen.
Bild: Imago Images/A. Hettrich
Nach dem Stillstand...
Seit Montag fährt Daimler nach vier Wochen Stillstand in großen Teilen der Produktion seine Werke wieder hoch. Seit dem 6. April gilt zudem Kurzarbeit, die nach jetzigem Stand erst Ende April auslaufen soll. Etwa 80 Prozent der rund 170 000 Beschäftigten in Deutschland sind in unterschiedlichem Maße davon betroffen.
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Erste Erholung
In China - hier Arbeiter bei der Pause in einer Auto-Fabrik von Dongfeng Honda - zeichnet sich bereits eine Erholung auf dem PKW-Markt ab. Die Verkäufe dort waren im März um 48 Prozent gesunken, nachdem sie im Februar noch um mehr als 80 Prozent eingebrochen waren. Fast alle Standorte von Daimler in China arbeiten inzwischen wieder.
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... zurück ans Band
Zurück ans Band geht's auch bei Volkswagen, jedenfalls zunächst in Zwickau: Nach mehr als fünf Wochen Corona-Stillstand läuft dort am Donnerstag die Fahrzeugproduktion langsam wieder an. In dem sächsischen VW-Werk wird seit November mit dem ID3 der vollelektronische Hoffnungsträger des Konzerns gebaut. Auch das Motorenwerk Chemnitz wird nun schrittweise wieder hochgefahren.
Bild: Oliver Killig
Die VW-Zentrale
Die gigantischen VW-Fabriken am Stammsitz in Wolfsburg fahren erst am kommenden Montag die Bänder wieder an. Das Gleiche gilt für die Werke in Emden und Hannover. VW setzt dabei auf verschärfte Hygiene und kürzere Reinigungsintervalle. Arbeiter in Bereichen, in denen Abstände von 1,5 Metern nicht möglich sind, sollen Masken tragen. Die Taktzeiten werden deutlich verlangsamt, teilte VW mit.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Stratenschulte
Die Reserven schmelzen
Auch dem französischen Autobauer Renault setzt die Corona-Krise massiv zu. Im ersten Quartal brach der Absatz um mehr als ein Viertel ein, der Umsatz schrumpft um fast 20 Prozent. Die Barmittelreserven von Renault im Autogeschäft schmolzen in den drei Monaten um ein Drittel auf 10,3 Milliarden Euro, teilte der Autokonzern in Paris mit.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Ena
Fahrplan mit Gesundheitsschutz
Besser steht in Frankreich auch Konkurrent PSA mit seinen Marken Peugeot und Citroen nicht da: PSA setzte im Jahresvergleich mit rund 627.000 Fahrzeuge 29 Prozent weniger ab. Wie andere Autobauer auch bereitet PSA das Wiederanfahren seiner europäischen Werke vor. Noch verhandelt der Konzern aber über einen Fahrplan und Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz mit Arbeitnehmervertretern.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Brinon
Im Epizentrum der Krise
In Italien, lange Zeit das Epizentrum der Corona-Krise in Europa, dürfen die Fabriken erst langsam ab dem 4. Mai starten. Das gilt auch für Fiat Chrysler. Der Autokonzern mit seinen Traditionsmarken war besonders hart getroffen worden: Fiat Chrysler verkaufte gut 76 Prozent weniger im März. Zum Vergleich: In der gesamten EU sackte der Autoabsatz im März um 55 Prozent weg.