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KonflikteNahost

Keine Entspannungssignale zwischen Iran und Israel

Veröffentlicht 14. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 14. Juni 2025

Ungeachtet diplomatischer Appelle aus aller Welt gehen die wechselseitigen Angriffe weiter - beide Seiten melden Tote. Israel droht, Teheran werde "brennen", falls der Iran weiterhin Raketen abfeuert.

Israel 2025 | Helfer mit Schutzhelmen steigen über eingestürzte Wände und Trümmerteile eines Gebäudes hinweg.
Nach einem iranischen Luftangriff auf ein Gebäude südlich von Tel Aviv suchen israelische Helfer in den Trümmern nach ÜberlebendenBild: JOHN WESSELS/AFP/Getty Images

Durch neuerliche iranische Raketenangriffe sind in Israel nach Angaben örtlicher Medien mindestens zwei weitere Menschen getötet worden. In Rischon Lezion südlich von Tel Aviv sei eine Rakete in einem Wohngebäude eingeschlagen, schreibt die Zeitung "Times of Israel". Außer den beiden Todesopfern gebe es viele Verletzte. In mehreren Landesteilen wurde Luftalarm ausgelöst.

Die Streitkräfte erklärten, sie hätten etliche Drohnen abgefangen. Es sei gelungen, die iranische Luftabwehr erheblich zu schwächen, wodurch eigene Operationen über dem Territorium der Islamischen Republik erleichtert würden. Nach palästinensischen Angaben wurden nahe der Stadt Hebron im besetzten Westjordanland fünf Menschen von herabfallenden Trümmerteilen verletzt.

Verletzte auch in Jordanien

Auch Jordanien meldet mehrere Verletzte durch Trümmerteile. In der nordjordanischen Stadt Irbid hätten drei Menschen ins Krankenhaus gemusst, nachdem ein "unbekanntes Objekt" auf ihr Haus gestürzt sei, teilte die Generaldirektion für nationale Sicherheit mit. Jordanien war an der Abwehr iranischer Flugkörper beteiligt, die auf Israel zielten.

Im israelischen Ramat Gan nahe Tel Aviv finden Menschen in einer Tiefgarage Schutz vor iranischem BeschussBild: Ilia Yefimovich/dpa/picture alliance

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, der oberste iranische Führer, Ajatollah Ali Chamenei, nehme die Bürger seines Landes in Geiselhaft. Diese müssten einen hohen Preis für den Schaden zahlen, den der Iran israelischen Zivilisten zufüge. Sollte die Islamische Republik fortfahren, Raketen auf Israel abzufeuern, werde "Teheran brennen", warnte Katz in einem Statement.

Attacken auf dicht bewohntes Gebiet

Der Iran hatte zuvor Israel in mehreren Wellen mit ballistischen Raketen beschossen. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom wurden nach den ersten beiden Angriffswellen, die das Umland der dicht bewohnten Küstenmetropole Tel Aviv trafen, mindesten 34 Menschen in Krankenhäuser gebracht. Eine 60-jährige Frau, die bei diesen Attacken lebensgefährlich verletzt worden war, ist inzwischen gestorben.

Dieses Wohngebäude in Teheran wurde von einem israelischen Flugkörper getroffenBild: Ircs/ZUMA Press Wire/picture alliance

Bei einem israelischen Angriff auf einen Wohnkomplex in Teheran wurden iranischen Staatsmedien zufolge etwa 60 Menschen getötet. Unter den Opfern seien auch Kinder, hieß es. Auf dem Flughafen Mehrabad nahe der Hauptstadt sei ein Hangar getroffen worden, in dem sich mehrere Kampfjets befunden hätten.

Der Flughafen liegt in der Nähe wichtiger iranischer Führungszentren und beherbergt einen Luftwaffenstützpunkt. Er wird vor allem für Inlandsflüge genutzt und dient als Basis der Regierungsflotte. Der internationale Imam-Chomeini-Flughafen befindet sich rund 30 Kilometer südwestlich der Hauptstadt.

Militärstützpunkte der Mullahs im Fadenkreuz

Auch in der nordwestlichen Stadt Täbris sowie Teilen der westlichen Regionen Lorestan, Hamedan und Kermanschah seien Einschläge registriert worden, hieß es. In diesen Gebieten befinden sich wichtige iranische Militärstützpunkte.

Während der Iran behauptet, einen modernen israelischen Kampfjet abgeschossen zu haben, gibt es von Israel hierfür keine Bestätigung. Angeblich soll es sich um ein Flugzeug des Typs F-35 handeln; die Maschine sei im Westen des Landes niedergegangen, berichtet der staatliche Rundfunk. Bereits am Freitag hatte der Iran den Abschuss mehrerer Kampfjets gemeldet. Israels Armee dementierte die Berichte zunächst.

Der Iran behauptet, einen israelischen F-35-Kampfjet abgeschossen zu haben - vonseiten Israels gibt es hierfür keine Bestätigung (Archivbild)Bild: Ariel Schalit/AP Photo/picture alliance

Dagegen bestätigten die Streitkräfte einen Vorfall, bei dem sieben israelische Soldaten in der Nacht zu Samstag beim Einschlag einer Rakete im Zentrum des Landes verletzt wurden. Sie seien zur medizinischen Versorgung in eine Klinik gebracht und dann nach Hause entlassen worden.

Teheran gab derweil den Tod zweier weiterer Generäle bekannt. Der stellvertretende Chef der Geheimdienstabteilung im Generalstab, Gholamresa Mehrabi, und der stellvertretende Operationschef Mehdi Rabani seien israelischen Bombardements zum Opfer gefallen. Damit erhöht sich die Zahl der bestätigten Toten unter der iranischen Militärführung auf insgesamt acht.

Iran droht Westmächten Gewalt an

Wie mehrere iranische Medien berichten, drohte die Führung in Teheran den Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien mit militärischer Vergeltung, falls diese Israel bei der Abwehr iranischer Raketen unterstützten. Als mögliche Ziele wurden demnach regionale Militärstützpunkte der Länder sowie Schiffe im Persischen Golf und im Roten Meer genannt.

Der iranische UN-Botschafter Amir Irawani äußert sich nach einer Sitzung des Weltsicherheitsrats zu den israelischen AngriffenBild: Eduardo Munoz/REUTERS

Israel hatte in der Nacht zu Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet. Dem iranischen UN-Botschafter Amir Irawani zufolge wurden bei den ersten Angriffswellen 78 Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt.

Die Attacken zielten auf Atomanlagen und Einrichtungen der Streitkräfte. Zudem wurden führende Militärs der Islamischen Republik, darunter der Chef der mächtigen Revolutionsgarden, und mehrere Nuklearwissenschaftler getötet.

Netanjahu ruft Iraner zum Regimesturz auf

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einer Fernsehansprache, es handele sich um "einen der größten Militäreinsätze" in der Geschichte seines Landes; die Angriffe würden auch in den kommenden Tagen weitergehen. Zugleich rief Netanjahu die iranische Bevölkerung auf, sich gegen das "böse und unterdrückerische Regime" in Teheran zu erheben.

"Einer der größten Militäreinsätze in der Geschichte unseres Landes": Israels Ministerpräsident Benjamin NetanjahuBild: Xinhua/dpa/picture alliance

UN-Generalsekretär António Guterres mahnte beide Seiten zur Zurückhaltung. "Genug der Eskalation. Es ist Zeit, aufzuhören. Frieden und Diplomatie müssen die Oberhand gewinnen", ließ Guterres verlauten.

Auch US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer berieten über den Konflikt. Beide seien sich über "die Bedeutung der Diplomatie und des Dialogs" einig gewesen, teilte die Regierung in London mit. Starmer habe zudem "die große Besorgnis des Vereinigten Königreichs angesichts der iranischen Atomprogramme" bekräftigt.

Papst Leo XIV. forderte die Konfliktparteien auf, "Verantwortung und Vernunft" zu zeigen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief ebenfalls zum Dialog auf.

Israel: Die Uhr tickt

Israel begründet seine Attacken mit weit fortgeschrittenen nuklearen Aktivitäten des Irans. Geheimdienste hätten Beweise dafür geliefert, dass Teheran radioaktives Uran auf militärisches Niveau anreichern und "innerhalb kurzer Zeit" eine Atombombe bauen könnte, hieß es. Der Iran bestreitet eine solche Absicht.

Israel sieht den Iran kurz vor dem Bau einer Atombombe - hier ein Archivbild des iranischen AKW BuschehrBild: Abedin Taherkenareh/dpa/picture alliance

Ende Mai indes war ein Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) öffentlich geworden, wonach die Islamische Republik ihren Bestand von Uran mit einem Anreicherungsgrad von 60 Prozent in den vergangenen Monaten stark erhöhte. Für den Bau von Atomwaffen wird ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent benötigt.

Atomgespräche im Oman abgesagt

Seit rund zwei Monaten verhandelten die USA und der Iran über das Atomprogramm, zuletzt ohne erkennbaren Fortschritt. Für Sonntag war im Oman eigentlich eine neue Gesprächsrunde angesetzt, die mittlerweile jedoch abgesagt wurde. Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran sagte, die Regierung sehe keinen Sinn mehr in den Gesprächen.

An unterschiedlichen Orten hatten Unterhändler aus dem Iran und den USA über das iranische Atomprogramm verhandelt - hier die Ankunft einer Delegation an der omanischen Botschaft in Rom im MaiBild: Guglielmo Mangiapane/REUTERS

Israel sieht sich seit Jahrzehnten durch den Iran in seiner Existenz bedroht. Die Führung in Teheran hat wiederholt zur Vernichtung Israels aufgerufen.

Der Iran hatte Israel im April 2024 erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen attackiert. Das Regime in Teheran unterstützt zudem militant-islamistische Milizen in der Region, die ihrerseits Attacken auf Israel verüben, darunter die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen.

jj/AR/wa (dpa, afp, rtr, ap)

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