Die Unruhen in dem Andenland reißen nicht ab. Mit vorgezogenen Neuwahlen wollte Präsidentin Boularte die Proteste beenden - das Parlament lehnte ab. Das sind schlechte Nachrichten für die wichtige Tourismusindustrie.
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Das Parlament in Peru hat einen Antrag von Präsidentin Dina Boluarte abgelehnt, angesichts der schweren politischen Krise die Wahlen auf den kommenden Oktober vorzuziehen. Nach siebenstündiger Debatte stimmten 65 der Abgeordneten gegen Boluartes Antrag, 45 Abgeordnete waren dafür. Zwei weitere enthielten sich ihrer Stimme.
Parlament hatte bereits für vorgezogene Neuwahlen votiert
Mit den nochmals vorgezogenen Wahlen hoffte Boluarte, die seit Wochen andauernden Proteste zu beenden. Im vergangenen Monat hatte sich das Parlament bereits mit großer Mehrheit für vorgezogene Neuwahlen im April 2024 ausgesprochen. Dennoch gingen die Proteste weiter. Daraufhin bat Boluarte am Freitag das Parlament, die Wahl noch in diesem Jahr abzuhalten.
Peru wird seit der Amtsenthebung und Verhaftung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo am 7. Dezember von schweren Unruhen erschüttert. Bei landesweiten Protesten fordern die Demonstranten neben dem Rücktritt von Castillos Nachfolgerin und Parteikollegin Boluarte die Auflösung des Parlaments, um unverzüglich Neuwahlen abzuhalten.
Bislang 47 Todesopfer
Dabei kam es immer wieder zu blutigen Konfrontationen mit den Sicherheitskräften, mindestens 47 Menschen wurden getötet. Für fast ein Drittel des Andenstaats wurde mittlerweile der Notstand ausgerufen. Die Demonstrationen und Straßenblockaden führen in Peru inzwischen zu Engpässen bei Treibstoff, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.
Weiterhin Proteste in Peru: Machu Picchu geschlossen
In Peru ist es bei Protesten gegen die Regierung von Dina Boluarte erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. Das Kulturministerium hat daher den Zugang zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu geschlossen.
Bild: AFP via Getty Images
Kein Zugang zur Inka-Ruinenstadt Machu Picchu
Inmitten erneuter schwerer Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei bei Protesten gegen Perus Regierung im ganzen Land hat das Kulturministerium den Zugang zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu verwehrt. In einer Mitteilung des Ministeriums hieß es, der Schritt sei "angesichts der aktuellen sozialen Lage in unserer Region" nötig.
Bild: AFP via Getty Images
Demonstranten legen Eisenbahnstrecke lahm
In Peru wirken sich die anhaltenden Proteste gegen Präsidentin Dina Boluarte zunehmend auf den für das Land wichtigen Tourismus aus. Am Wochenende wurden wegen unterbrochener Eisenbahnverbindungen nach Angaben des Tourismusministeriums "418 einheimische und ausländische Touristen" aus der Gegend der zuvor geschlossenen Inka-Ruinenstadt Machu Picchu evakuiert.
Bild: AFP via Getty Images
Gestrandete Touristen in Cusco
Wegen der Schließung seien mehr als 400 gestrandete Touristen, davon 300 aus dem Ausland, in das nahe gelegene Cusco gebracht worden, berichtete die peruanische Nachrichtenagentur "Agencia Andina". Angesichts der blutigen Unruhen hat Papst Franziskus die verfeindeten politischen Lager in dem südamerikanischen Land zu Dialog und Frieden aufgerufen.
Bild: AFP via Getty Images
Es brodelt seit Wochen
Bereits vergangene Woche waren erneut bei Protesten gegen die peruanische Staatsführung Demonstranten und Polizisten in der Hauptstadt Lima heftig aneinandergeraten. Die Proteste gingen in den vergangenen Tagen weiter. Die Regierungsgegner schleuderten Steine und Feuerwerkskörper auf die Polizisten, die wiederum mit Schlagstöcken und Tränengassalven antworteten.
Bild: Pilar Olivares/REUTERS
"Einnahme von Lima"
Tausende Menschen waren am Donnerstag (19.01.2023) unter dem Motto "Toma de Lima" (Einnahme von Lima) vor allem aus dem Süden von Peru nach Lima gekommen. Der Konflikt war eskaliert, nachdem der gewählte Präsident Pedro Castillo vor einem Monat seines Amtes enthoben und wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen worden war. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Bild: Diego Ramos/AFP
Wut auf die Übergangspräsidentin
Die Demonstranten haben die Regierung von Dina Boluarte als ihren Hauptgegner ausgemacht. In Sprechchören forderten sie lautstark ihren Rücktritt. Diese kündigt derweil Konsequenzen für diejenigen an, "die Chaos und Unordnung stiften wollen".
Bild: Pilar Olivares/REUTERS
Das Land ist tief gespalten
Die Proteste sind die heftigsten seit dem Sturz des Autokraten Alberto Fujimori im Jahr 2000 und zeigen die tiefe Spaltung des Landes in eine wirtschaftliche Elite, die sich weitgehend in Lima konzentriert und der Bevölkerung in den armen ländlichen Gebieten, in denen Pedro Castillo seine Machtbasis hat.
Bild: Sebastian Castaneda/REUTERS
Forderung: "Schließt den Kongress!"
Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Staatschefin, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo. Zeitweise verwandelten sich die Hauptstraßen von Lima in eine Fußgängerzone. Während viele von ihnen aus den ärmeren Andenregionen angereist sind, haben sich ihnen in Lima auch zahlreiche Studenten- und Gewerkschaftsvertreter angeschlossen.
Bild: Pilar Olivares/REUTERS
Peru an einem Wendepunkt?
In Lima räumte die Polizei nach Medienberichten bisher eine von Regierungsgegnern besetzte Universität. Pedro Mamani, Student an der Nationalen Universität von San Marcos sieht sein Land an einem "Scheideweg zwischen Diktatur und Demokratie".
Bild: Ernesto Benavides/AFP
Proteste im ganzen Land
In der Stadt Arequipa kam eine Person ums Leben, zehn weitere wurden verletzt als ungefähr 1000 Demonstranten versuchten den Flughafen der Stadt zu stürmen. Eine Entspannung ist nicht in Sicht: "Das endet nicht heute und nicht morgen, sondern erst, wenn wir unsere Ziele erreicht haben" erklärte David Lozada am Rande der Proteste in Lima und drückte damit aus, was viele Demonstranten denken.
Bild: Martin Mejia/AP Photo/picture alliance
Hunderte Festnahmen in Lima
In der Hauptstadt hat die Polizei bisher rund 200 Personen festgenommen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Peru rief die Polizei nach dem Einsatz zu Verhältnismäßigkeit auf. Die Unruhen in Peru begannen nach der Absetzung des linksgerichteten Ex-Präsidenten Pedro Castillo Anfang Dezember. Bislang kamen mehr als 50 Menschen ums Leben, die meisten aufseiten der Demonstranten.
Bild: ERNESTO BENAVIDES /AFP via Getty Images
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Die seit Monaten anhaltende politische Krise hat auch der Tourismusindustrie des Landes schweren Schaden zugefügt. Seit Juni vergangenen Jahres hätten sich die Verluste auf täglich umgerechnet 5,7 Millionen Euro summiert, teilte Tourismusminister Luis Fernando Helguero mit. Bis zu 85 Prozent der Reisen seien annulliert worden. Der Minister verwies unter anderem auf die Situation an der berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, an deren Fuße hunderte Touristen gestrandet waren.
Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung aus
Das Auswärtige Amt in Berlin rät wie viele andere Staaten derzeit von nicht notwendigen Reisen nach Peru ab.