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Keine Spur von Aufbruchstimmung

Henrik Böhme20. März 2002

Die weltgrößte Computermesse, die Cebit 2002 in Hannover hat ihre Pforten geschlossen. Ein Kommentar von Henrik Böhme.

Der Bundeskanzler hat sich geirrt: Er sei sicher - so hatte Gerhard Schröder zur Eröffnung der weltgrößten Computerschau Cebit vor einer Woche in Hannover gesagt - dass von dieser Messe ein Signal des Aufbruchs und der Zuversicht ausgehen werde. Doch von diesem Aufbruch war an den acht Messetagen nichts zu spüren. Das ist die schlechte Nachricht. Mal abgesehen davon, dass die Schau, die in den vergangenen Jahren von einem Superlativ zum nächsten jagte, in diesem Jahr erstmals weniger Aussteller und Besucher hatte: Das hat der Messe eher gut getan.

Schlimmer ist da schon etwas anderes: Die Stimmung in der Branche, in der sich alles um Informationstechnologie und Kommunikation dreht, hat sich nochmals verschlechtert. Nur jeder zweite der knapp 8.000 Aussteller schätzt die derzeitige wirtschaftliche Lage als positiv ein.

Entsprechend mäßig ist somit auch die Neigung, in solcher Lage zu investieren. Noch immer liegen den Telefonkonzernen jene 50 Milliarden Euro schwer im Magen, die sie allein in Deutschland hingeblättert haben, um an die neuen Mobilfunklizenzen namens UMTS zu kommen. Wie dieses Geld jemals wieder eingespielt werden soll, darauf waren in Hannover wieder nur vage Antworten zu bekommen.

Also: Von Aufbruchstimmung keine Spur. Doch - und das ist die gute Nachricht dieser CeBIT: Nach den atemberaubenden Visionen der vergangenen Jahre hat sich nun so etwas wie Vernunft breit gemacht.

Die Branche scheint gelernt zu haben. Sie beginnt, die Versprechungen einzulösen. Beginnt, ihre Produkte so zu verbessern, dass sie einfacher zu bedienen sind. Bietet Lösungen an, die die Kunden auch wirklich wollen. Und wohl deswegen fand sich auf der riesigen Messe mit ihrer Ausstellungsfläche so groß wie 60 Fußballfelder nichts, was unter "revolutionär Neues" abgebucht werden könnte.

Doch ohne Visionen kann ein Industriezweig wie dieser nicht leben. Visionen sind eine wichtige Triebfeder für Entwicklungen, die uns eines Tages zu Gute kommen. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass heute bereits eine Milliarde Menschen mobil telefonieren können? In Afrika beispielsweise wird mittels Mobiltelefon ein Quantensprung gemacht. In abgelegenen Gegenden, wohin es das gute alte Telefon niemals geschafft hätte, leistet heute ein mobiles Gerät schon gute Dienste.

Der Chef des Software-Konzerns Microsoft, Steve Ballmer, hat in Hannover den Weg gewiesen: Vier Dinge - so sagte er - gebe es zu tun: Alles einfacher zu machen, flexibler, besser zueinander passend und schneller.

Das klingt so einfach. Wer täglich mit Computern zu tun hat, der weiß: Es gibt noch viel zu tun, bis diese Vision Wirklichkeit geworden ist.