Sensation: Keith Richards ist 70
18. Dezember 2013Keith wächst in Dartford in der Grafschaft Kent in England auf. Als Kind ist er Sopranist im Schulchor, singt sogar mal für die Queen in London. Seine Mutter schenkt ihm die erste Gitarre. Louis Armstrong und Duke Ellington inspirieren ihn. Dann wird er rebellisch. Chuck Berry begeistert ihn. Er schluckt Menstruationstabletten seiner Mutter, Aufputschmittel und Antidepressiva, alles wo er dran kommt eben. "Meinen Körper habe ich als Labor betrachtet, früher schmiss ich also Chemikalien ein um zu sehen, was passiert", erläutert er seine Arbeitsmoral. Weil er langweiligen Unterricht einfach schwänzt, fliegt er von der Schule.
Größte Rock-'n'-Roll-Band der Welt
Der fünf Monate ältere Mick Jagger wohnt eine Weile nebenan. Begeistert ihn mit Schallplatten. Und Elan. Man verliert sich aus den Augen, trifft sich am 17. Oktober 1961 am Gleis 2 des Dartforter Bahnhofs wieder. Ein dreiviertel Jahr später stehen die beiden zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Bis heute sind sie dort geblieben: 25 Studioalben; mehr als 250 Millionen verkaufte Scheiben; die Fans füllen Stadien; kaum ein Musiker, der nicht von den Rolling Stones geprägt wurde. Und so nennen sie sich noch immer - unwidersprochen - "die größte Rock-'n'-Roll-Band der Welt". Keith und Mick, ohne die beiden wäre die legendäre Band nicht.
Coolste Sau des Rock 'n' Roll
Als Songschreiber steht Keith Richards im Team mit Mick Jagger für die Klassiker der Rolling Stones: "Sticky Fingers", "Beggar's Banquet" und "Exile on Main Street" werden Teil dieser Legende. Gemeinsam schreiben Keith und Mick Welthits. "Aber selbst spielen war immer erfüllender!", haut Keith dann raus. Keith und Mick rocken um den Globus, durch kleine Clubs und über große Bühnen, teilen sich die Frauen, streiten und vertragen sich. Bis heute. Die Queen macht aus Mick Jagger "Sir" Mick. Und Keith nennt sich "die coolste Sau des Rock 'n Roll". Er hat Humor.
Solide Arbeit
Sein Spiel: Musik auf das Wesentliche zu reduzieren. Aufdringliche Virtuosität meiden, dafür fehlen ihm die flinken Finger. Einfache Harmonien. Solide Rhythmen. Riffs, die ins Ohr gehen. Zuverlässig. Egal in welchem Zustand. "Die meisten Bands folgen ihrem Drummer", sagt Bassist Bill Wyman einmal. "Bei den Stones geht auf der Bühne und im Studio aber kein Weg an Keiths Führung vorbei."
Heute wirkt Keith Richards ruhig. Und glücklich. Er ist seit dreißig Jahren verheiratet, umgibt sich gerne mit der großen Familie. Onkel Keith fällt mal von der Palme. Stolpert mit Johnny Depp aus Kneipen. Aber hält die Kajal-umrandeten Augen offen. Seine Lebenslust und Erfahrung machen ihn zum Vorbild: Ein faltiger Greis ist kleiner Junge geblieben. Rente mit 70? Kinder brauchen keine Rente! Sie wollen spielen. Nächstes Jahr wollen die Rolling Stones wieder auf Tournee gehen. Keith wird sich dafür wieder ein buntes Kopftuch um die Haare wickeln. Und mit Totenkopfring am Finger, klirrenden Ketten und Armbändern in die Saiten greifen.