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25 Jahre Mauerfall: Interview mit Erfolgsautor Ken Follett

Susanne Spröer8. November 2014

Sein aktueller Bestseller "Kinder der Freiheit" erzählt von der Zeit des Kalten Krieges - zwischen Mauerbau und Mauerfall. Im DW-Interview verrät Follett sein Erfolgsrezept und erzählt, wie er die Wende erlebt hat.

Ken Follett bei der Buchvorstellung in Berlin am 4.11.2014 NEU
Bild: Verlag Bastei-Lübbe/Olivier Favre

Ken Folletts Roman "Kinder der Freiheit"

04:24

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Der britische Erfolgsschriftsteller ist derzeit mit seinem aktuellen Roman "Kinder der Freiheit" (Edge of Eternity) auf Lesereise durch Deutschland. Der dritte Teil ist der Abschluss seiner Trilogie zum 20. Jahrhundert, die mit "Sturz der Titanen" und "Winter der Welt" begann. Follett erzählt das Schicksal von fünf Familien aus den USA, Russland, Großbritannien und Deutschland und vom Kalten Krieg in Ost und West - zwischen dem Bau der Berliner Mauer 1961 und dem Mauerfall 1989. Am 9. November liest Ken Follett in Berlin. DW-Reporterin Susanne Spröer traf den Schriftsteller zum Interview.

DW: Ihre Bücher stecken voller Details, das muss sehr arbeitsintensiv sein. Wieviel Recherchearbeit steckt hinter so einem historischen Roman?

Neuster Bestseller: der letzte Teil seiner historischen Roman-Trilogie

Ken Follett: Ich lese eine Menge Bücher. Die Informationen, die ich für meine Geschichten brauche, beziehe ich vor allem aus Büchern. Aber ich habe mir auch viele Karten, Fotos und Filme angeschaut. Für meinen neuen Roman "Kinder der Freiheit" konnte ich auch Tonbandaufnahmen nutzen, die die US-Präsidenten Richard Nixon und John F. Kennedy bei vielen Gesprächen im Weißen Haus aufgezeichnet haben. Das konnte ich mir im Internet anhören. Außerdem habe ich viele Zeitzeugen interviewt und war auch an Orten des Geschehens.

Wie sahen Ihre Recherche speziell für Deutschland aus, also für Ost und West? Wie haben Sie herausgefunden, wie das Leben in der DDR war?

Ich habe die Schauplätze in der ehemaligen DDR besucht, war im Stasi-Museum. Und ich habe mir den Verlauf der Berliner Mauer angeschaut. Es gibt einige Flucht-Szenen in meinem Buch "Kinder der Freiheit" und wenn man so etwas beschreibt, muss man sich sehr genau auch an die technischen Details halten: Wie hoch war die Mauer, wie weit musste man springen oder wie waren die Barrieren beschaffen, die die Flüchtlinge durchbrechen mussten?

Das sind alles enorm wichtige Informationen. Das war schwierig, weil die Mauer - Gott sei Dank - ja nicht mehr steht. Ich konnte da also nicht hingehen und die Details am Ort des Geschehens recherchieren. Glücklicherweise gibt es viele Dokumente über diese Zeit. Viele Fotos von der Berliner Mauer, Filme und auch detaillierte Augenzeugenberichte, wie die Menschen geflohen sind. Das konnte ich alles nutzen.

Ken Folletts Roman "Kinder der Freiheit"

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Sie haben die Manuskript-Entwürfe auch Zeitzeugen, die in der DDR gelebt haben, zum Lesen gegeben. Wie wichtig ist es für Sie, dass die Fakten bis ins kleinste Detail stimmen?

Ich habe den ersten Entwurf vielen verschiedenen Leuten gezeigt. Zum Beispiel Historikern und Menschen, die sich mit einem bestimmten Aspekt der Geschichte sehr gut auskennen. Die deutsche Familie, die in allen drei Romanen vorkommt, ist sehr wichtig für die gesamte Triologie. Es ist immer einfach über die großen historischen Fakten zu schreiben, denn die stehen schon in Büchern. Aber die persönlichen Details, die eine Geschichte erst interessant machen, die sind viel wichtiger.

Es ist interessant, dass sogar die Namen der Protagonisten in die jeweilige Zeit passen, in der Ihre Kapitel dann spielen. Wie funktioniert das bei einem Roman, der gleichzeitig in mehreren Ländern angesiedelt ist?

Wir haben viel über die Namen der Personen diskutiert. Nur weil ein Name im Deutschen gut klingt, heißt das noch lange nicht, dass ein Amerikaner oder ein Franzose ihn leicht aussprechen beziehungsweise ihn gut lesen kann. Das ist ein komplizierter Prozess. Namen sind immer schwierig.

Sie sind auch selbst Zeitzeuge - des Mauerbaus und des Mauerfalls. Wie haben Sie das erlebt?

Ich erinnere mich noch genau an den Fall der Mauer. Wir haben nicht damit gerechnet, dass diese Öffnung des Eisernen Vorhangs von Dauer wäre. Wir in London - und bestimmt auch viele Menschen in den USA - sahen das und dachten, dass am nächsten Tag die Panzer einrollen würden. Wir hatten das ja in Ungarn, der Tschechoslowakei und in Polen genauso erlebt, da wurden die politischen Aufstände gegen die kommunistischen Regime niedergeschlagen. Wir dachten, das würde jetzt auch in Deutschland passieren.

Mit Ihrer Jahrhundert-Trilogie "Fall of Giants", "Winter of the World" und "Edge of Eternity" ("Kinder der Freiheit") decken Sie das gesamte 20. Jahrhundert ab. Wenn Sie einen Blick auf die Gegenwart werfen: Glauben Sie, dass wir aktuell an einem ähnlichen Punkt sind wie vor dem Ersten Weltkrieg? Könnte es nochmal zu einer Katastrophe kommen wie vor 100 Jahren?

Es ist schon allein unvorstellbar, dass Deutschland und Frankreich wieder gegeneinander in den Krieg ziehen würden. Ich glaube nicht, dass es absolut unmöglich ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, unter welchen Umständen das noch einmal passieren könnte. Heutzutage scheint das völlig absurd zu sein. Und das ist eine großartige Entwicklung.

Der Schriftsteller am Ort des Roman-Geschehens: hier im Frühjahr 2014 am Brandenburger Tor in BerlinBild: Verlag Bastei-Lübbe/Olivier Favre

Ihre Bücher werden überall auf der Welt gekauft und gelesen, sind also offensichtlich für ein globales Publikum interessant. Wie erklären Sie sich diesen weltweiten Erfolg?

Ich schreibe grundsätzlich über Themen, die jeden betreffen. Meine Bücher handeln von Kriegen und Revolutionen, von Liebe, Heirat und was es heißt, Kinder groß zu ziehen. Mit den Geschichten und Lebensdramen in meinen Romanen können sich viele Menschen identifizieren. Ich schreibe über die großen, universellen Themen des Lebens, die überall auf der Welt zählen. Und das gefällt dem Publikum offenbar.

Das Interview führte Susanne Spröer.

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