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HandelKenia

Warum Kenia China zum Tee lädt

Lucy Riley
25. Mai 2025

Kenia will seine Tee-Exporte nach China ausbauen. Im Gegenzug soll China Tee-Verpackungsmaterial zollfrei nach Kenia exportieren. Für beide Länder winken Vorteile - aber nicht nur.

Mann mit roter Jacke und ausgeblichener Baseballcap, vornübergebeugt auf einer Teeplantage, füllt Teeblätter auf einen Flechtkorb auf seinem Rücken
Beim Schwarztee kommt Kenia gleich nach Indien als zweitgrößter Produzent weltweitBild: Billy Mutai/AA/picture alliance

Von seinen Ursprüngen in China hat er sich über Handelsrouten auf der ganzen Welt verbreitet. Bis heute ist der tägliche oder gelegentliche Tee rund der Hälfte der Weltbevölkerung zum geschätzten Ritual geworden.

In Kenia, einem der wichtigsten Tee-Exportländer, ist die anregende Pflanze auch schon mal Chefsache: Kürzlich traf sich Präsident William Ruto mit Vertretern von einem der drei größten Teeproduzenten Chinas, Fuzhou Benny Tea Industries. Bei dem Treffen ging es darum auszuloten, wie kenianische Tees auch in China stärker Einzug halten können. Nach Angaben der kenianischen Regierung will das Land seine Handelsbeziehungen zu China auch durch den Ausbau der Exporte von wichtigen Handelsgütern wie Kaffee, Avocados und Macadamianüssen stärken.

Internationaler Handel

An dem hochrangigen Treffen nahmen wichtige Akteure aus dem kenianischen Teesektor teil, darunter Vertreter des kenianischen Landwirtschaftsministeriums, der kenianischen Behörde für den Teehandel (Kenya Tea Board) und der Kenya Tea Development Agency, einem Unternehmen, das von hunderttausenden Kleinbauern getragen wird. "Wir werden es Teeproduzenten bald erlauben, ihren Tee ohne Zwischenhändler direkt auf den internationalen Märkten zu verkaufen", erklärte Landwirtschaftsminister Mutahi Kagwe nach dem Treffen den Reportern.

Im Jahr 2024 erzielte die kenianische Teeindustrie laut Angaben des Kenya Tea Board einen Jahresumsatz von fast 158 Milliarden kenianischen Schilling (1,065 Milliarden Euro) und sicherte den Lebensunterhalt von über 750.000 Bauern.

"Benny Tea Industries wird in Kenia Investitionen in Höhe von 100 Millionen Dollar tätigen", erklärt Willy Mutai, CEO des Kenya Tea Board, gegenüber der DW. Laut Mutai sehen die Absprachen beider Länder vor, dass chinesische Unternehmen wie Benny Tea Teeverpackungsmaterial künftig steuerfrei nach Kenia exportieren können.

Für den kenianischen Teebauern Samuel Kariuki könnte ein solches Abkommen jedoch die lokale Industrie gefährden. "Es könnte zu Unterbrechungen in unseren Lieferketten kommen", sagt der Manager bei Sensory Garden Kenya der DW. Er fürchtet: "Steuerfreie Verpackungsmaterialien aus China könnten die lokalen Verpackungslieferanten unterbieten."

Suche nach weiteren Absatzmärkten für Tee

Schwankende Preise, eine wachsende Konkurrenz aus anderen Tee produzierenden Ländern und die Notwendigkeit der Aufwertung der Produkte: Das alles führt dazu, dass Kenia gezwungenermaßen strategische Partnerschaften im Teehandel sucht. "Auf internationaler Ebene sehen wir uns mit hohen Anforderungen durch Zertifizierungsmaßnahmen konfrontiert, die für uns als Landwirte sehr kostspielig und komplex sind", sagt Kariuki.

"Um Standards wie die der Rainforest Alliance und ähnlicher Fair-Trade-Initiativen erfüllen zu können, müssen wir in gewissem Maß investieren, was wir als Landwirte möglicherweise nicht können. Selbst wenn wir über die erforderlichen Mittel verfügen würden, so gäbe es keine Garantie dafür, dass sich diese Investitionen auch auszahlen."

Ohnehin spüren die Märkte weltweit die Folgen von neuen Zöllen, die US-Präsident Donald Trump angeordnet hat. In Nairobi hofft man nun, dass die neue Partnerschaft mit China helfen wird, die Produktion von hochwertigem kenianischen Tee zu verbessern, die Teeexporte des Landes zu diversifizieren und die Teeindustrie fit zu machen für die Anforderungen des Weltmarkts.

Weiter sieht das Abkommen vor, dass China beim Aufbau moderner Fabriken in Kenia helfen wird, indem es den Transfer von Technologie erleichtert und Ausrüstung liefert, mit denen Teesorten nach chinesischen Standards hergestellt werden können.

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Kenia hofft, standardisierte Verpackungsanlagen einzurichten, damit Teebauern bereits am Beginn der Wertschöpfungskette einen Mehrwert schaffen können. Kenia sei dabei, seine Politik zu verändern, erklärt Mutai. So wolle das Land internationalen Käufern entgegenkommen und ihnen ermöglichen, unverarbeitete Produkte oder Markentees direkt von Fabriken in Kenia zu kaufen.

Die Auswirkungen von Trumps Zöllen

Die von Trump gegen China verhängten Zölle haben die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zum Umdenken gezwungen. So ist es zu erklären, dass China Handelspartnerschaften mit Ländern wie Kenia anstrebt und ausbaut. Auch Kenias Lage ist nicht einfach. Denn während Washington diverse höhere Zölle für 90 Tage ausgesetzt hat, stellt für Nairobi schon der allgemeine Zollsatz von 10 Prozent ein Problem dar, der weiter seine Gültigkeit hat.

"Wir erheben derzeit 10 Prozent Zölle auf US-Importe", erklärt Mutai und betont, dass die US-Handelsbarrieren chinesischen Investoren im Teesektor eine bedeutende Chance bieten. "Sie können hierherkommen und ihre Produkte in Kenia verpacken."

Die Handelsabkommen AGOA und AfCFTA ermöglichen Kenia den zollfreien Export von Produkten wie BlumenBild: epa Jon Hrusa/dpa/picture-alliance

Die kenianische Teeindustrie hingegen könnte im besten Fall erheblich von zwei wichtigen Handelsabkommen profitieren - die allerdings beide mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben: der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA) und dem African Growth and Opportunity Act (AGOA), der die Handelsbeziehungen zu den USA regelt.

Kenias zwei entscheidende Handelsabkommen

Im Rahmen der AfCFTA erhält Kenia durch die Abschaffung von Zöllen und den Abbau von Handelsbarrieren zwischen den Mitgliedstaaten bevorzugten Zugang zu einem riesigen afrikanischen Markt. Dieses Abkommen erleichtert den innerafrikanischen Handel und ermöglicht es kenianischem Tee, unter besseren Wettbewerbsbedingungen neue und wachsende Märkte auf dem gesamten Kontinent zu erreichen.

Außerdem fördert das Abkommen regionale Wertschöpfungsketten, sodass Kenia den Tee vor dem Export vor Ort verarbeiten und verpacken kann, was zu höheren Einnahmen und neuen Arbeitsplätzen führen könnte. Die zunächst schleppend angelaufene Vereinbarung hat für Kenia bereits erste Erfolge gezeigt: Kenia exportiert Tee im Rahmen der AfCFTA-Protokolle nach Ghana.

Das AGOA-Abkommen mit den USA hingegen ermöglicht Kenia bei vielen Produkten einen zollfreien Zugang zu den Vereinigten Staaten, darunter auch Tee. Das Abkommen, dessen Fortbestand unter Donald Trump jedoch unklar ist, verschafft kenianischem Tee einen Preisvorteil auf dem US-Markt. Es ermöglicht auch wertschöpfende Exporte, beispielsweise von Marken- und Spezialtees. Außerdem kann AGOA Anreize für Investitionen in Qualitätsverbesserungen und Verpackungen schaffen, wodurch Kenia in der Wertschöpfungskette aufsteigen und Premium-Konsumenten ansprechen kann.

Aus dem Englischen adaptiert von Philipp Sandner.

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