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Massaker in Kenia

Sarah Steffen16. Juni 2014

Der Anschlag auf den Küstenort Mpeketoni mit mindestens 50 Toten ist bislang der schlimmste Tiefpunkt einer Serie von Angriffen in Kenia. Die islamistische Al-Shabaab-Miliz hat sich nun zu der Tat bekannt.

Ein Mann vor zerstörten Häusern (Foto: REUTERS/Joseph Okanga)
Bild: REUTERS

Der Küstenort Mpeketoni nahe der Urlaubsinsel Lamu wirkte am Montag (16.06.2014) wie eine Geisterstadt: ausgebrannte Gebäude und Autos, Leichen auf den Straßen. Die meisten Bewohner, die das Massaker vom Sonntag überlebten, waren in nahegelegene Wälder geflüchtet. Die ersten Schüsse waren am Sonntagabend gegen 20:00 Uhr Ortszeit gefallen und dauerten bis in die frühen Morgenstunden an.

Die Bewohner hatten Todesangst, berichtet ein Augenzeuge. "Zwei Menschen wurden vor meinen Augen erschossen. Die Angreifer sagten mir, dass sie mich auch töten werden, so wie sie es mit meinen Freunden gemacht haben", erzählt ein sichtlich erschütterter Bewohner der DW.

Die Kämpfer töteten mindestens 50 Menschen, viele weitere wurden verletzt, als Häuser und Autos abbranntenBild: Reuters

Rund 50 Kämpfer waren am Sonntag in den kenianischen Küstenort Mpeketoni eingedrungen und schossen wahllos auf Passanten auf der Straße und in Cafés. Anschließend griffen sie eine Polizeiwache an und brannten Restaurants, Hotels und Regierungsgebäude nieder. Nach Angaben des Roten Kreuz Kenia starben mindestens 50 Menschen.

Al-Shabaab-Miliz bekennt sich zum Anschlag

Am späten Montagnachmittag bekannte sich die islamistische Al-Shabaab-Miliz zum Anschlag. Die Gruppe sagte, die Tat sei ein Racheakt bezogen auf "die brutale Unterdrückung von Muslimen in Kenia durch die Regierung." Die Islamisten warnten Touristen und Ausländer ausdrücklich vor Reisen nach Kenia.

Muiruri Kinyanjui, Direktor des Roten Kreuz Kenia und verantwortlich für die Küstenregion, sagte, dass viele Bewohner immer noch vermisst seien. Einige kehrten langsam aus den Wäldern zurück in ihr Dorf. "Aber da sind noch mehr Leichen auf dem Weg in den Nachbarort Kibaoni. Zurzeit sind wir nicht in der Lage, die genaue Zahl an Todesopfern zu benennen", so Kinyanjui. Seine Kollegin Wariko Waita sagte, dass sie weiter nach Vermissten suchten und Überlebenden auch psychologische Unterstützung anbieten.

Bild: copyright dw

Insgesamt brannten 20 Fahrzeuge nieder, viele Gebäude wurden zerstört, berichtete Kenias Innenminister Joseph Ole Lenku. "Die Sicherheitskräfte wurden als Reaktion auf den Angriff mobilisiert; nach heftigen Schusswechseln sind die Banditen in die Boni-Wälder geflüchtet", sagte Lenku. "Die rote Linie ist überschritten worden", so Lenku weiter. Kenias Regierung werde alles tun, um die Täter zu fassen.

Das Massaker in Mpeketoni ist der jüngste von vielen Anschlägen in Kenia: Mitte Mai detonierten Granaten auf dem Gikomba-Markt in Kenias Hauptstadt Nairobi; Keine zwei Wochen zuvor waren bei Explosionen in Nairobi und Mombasa sieben Menschen getötet worden. Im September 2013 hatten Extremisten das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi angegriffen, dabei waren 67 Menschen gestorben. Viele Anschläge werden aus Rache dafür verübt, dass Kenia das Nachbarland Somalia im Kampf gegen die islamistische Miliz Al-Shabaab unterstützt.

Angst um Einnahmequelle Tourismus

"Der Angriff zeichnet ein sehr düsteres Bild für die Zukunft des Tourismus", sagte der kenianische politische Analyst Brian Singoro Wanyama der DW. "Die anhaltenden Angriffe, besonders an der Küste, werden den Tourismussektor definitiv negativ beeinflussen - dabei ist der Tourismus ein wichtiger Teil von Kenias Wirtschaft", so der Experte.

Bewohner, die den Anschlag überlebt haben, trauern um ihre AngehörigenBild: REUTERS

"Wenn Touristen nicht mehr kommen, dann bedeutet das massive Kündigungen in vielen Hotels", erklärte Wanyama. Eine Vielzahl an Hotels habe bereits schließen müssen. Deshalb sei es besonders wichtig, dass die Regierung nun alles daran setze, Kenia sicherer zu machen. "Ich würde Kenias Regierung dazu ermuntern, vielleicht auch mit den USA, Großbritannien und Israel wieder gute Beziehungen zu pflegen", so Wanyama weiter. "Was Kenia jetzt braucht ist Unterstützung von Ländern, die Mittel und Wege haben, um solche schrecklichen Gewaltakte zu verhindern."

Innenminister Lenku verkündete unterdessen, dass die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land verstärkt worden seien.

Mitwirkende Autoren: Eric Ponda, Mark Caldwell, Sudi Mnette

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