Tödliche Eskalation in Kenia bei regierungskritischen Demos
8. Juli 2025
Bei landesweiten Demonstrationen gegen die Regierung sind in Kenia nach Angaben der nationalen Menschenrechtskommission (KNCHR) mindestens zehn Menschen getötet worden. Außerdem habe es am "Saba-Saba-Tag" (Sieben-Sieben-Tag) zahlreiche Verletzte gegeben, heißt es.
Der 7. Juli ist in Kenia ein traditioneller Protesttag. Er geht auf die Demonstrationen gegen die Regierung des Langzeitherrschers Daniel Arap Moi von 1990 zurück, die damals brutal niedergeschlagen wurden. Die Proteste führten zur Einführung eines Mehrparteiensystems ein Jahr später.
Staatschef Ruto in der Kritik
Mittlerweile richtet sich der Unmut eher gegen die schlechte wirtschaftliche Situation des ostafrikanischen Landes, für die der seit 2022 amtierende Präsident William Ruto zunehmend in die Kritik gerät. Die Menschen prangern auch höhere Steuern auf Grundnahrungsmittel und Alltagsprodukte an, die die Lebenshaltungskosten dramatisch in die Höhe getrieben haben.
Bei Protesten am Montag eskalierte die Lage: Sicherheitskräfte setzten in Nairobi Tränengas, Wasserwerfer, Gummigeschosse und sogar scharfe Munition ein, um Demonstranten aus dem Zentrum der Hauptstadt fernzuhalten. Einige Regierungsgegner errichteten Barrikaden aus brennenden Reifen und bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen. Auch in anderen Landesteilen kam es zu Demonstrationen.
Die Polizei berichtete von vielen Festnahmen. In Agenturmeldungen ist von mehr als 500 die Rede.
"Von Kriminellen infiltriert"
Nach Darstellung der KNCHR waren in mehreren Verwaltungsbezirken auch "kriminelle Gangs mit einfachen Waffen wie Peitschen, Holzknüppeln, Macheten, Speeren und Pfeil und Bogen" bei den Protesten anwesend. In Nairobi seien "diese vermummten Gangs Seite an Seite mit Polizisten" gesehen worden.
Die kenianische Polizei wies die Vorwürfe zurück. Die Sicherheitskräfte würden niemals mit "kriminellen Elementen" zusammenarbeiten. Innenminister Kipchumba Murkomen erklärte, die Demonstrationen seien "von Kriminellen infiltriert worden, die Chaos und Zerstörung verursachen wollen".
Bereits Ende Juni war eine Demonstration in Nairobi gewaltsam niedergeschlagen worden, wobei es etliche Tote und Verletzte gab. Die Regierung sprach von einem "versuchten Staatsstreich".
Im vergangenen Jahr waren in Kenia bei Demonstrationen gegen Korruption und ein umstrittenes Haushaltsgesetz sogar mehr als 60 Menschen umgekommen. Mehrere damals Verschleppte gelten bis heute als vermisst.
wa/fab (dpa, afp, epd)
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