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E-Smoking

29. Oktober 2009

Ein Fünftel der Menschheit, so die Weltgesundheitsorganisation WHO, greift regelmäßig zur Zigarette. In den USA erlebt inzwischen rund eine halbe Million Menschen eine neue Dimension des Rauchens.

Grafik Fernschreiber (Quelle: DW)
Bild: DW

Das Geschenk der Digitalisierung bescherte der Menschheit Fortschritte, von denen unsere Eltern nicht einmal zu träumen wagten. Mühsam schrieben diese Briefe und schickten sie los, nicht ohne zuvor bitter schmeckende Briefmarken befeuchten zu müssen. Die Erfindung von E-Mails hat herkömmliche Briefe fast aussterben lassen.

Revolutionäres tat sich auch beim Thema Bildung. Die vorangegangene Generation stöberte noch in Bibliotheken nach Dokumenten und Büchern. Dank E-Learning gehört diese mühsame Paukerei der Vergangenheit an. Fast alles findet man im Internet. Sogar Bücher gibt es inzwischen elektronisch.

E-Mails und E-Learning folgt nunmehr die so genannte E-Zigarette. Laut "USA-Today" greift inzwischen allein in Amerika mehr als eine halbe Million Menschen zu batteriebetriebenen Glimmstängeln.

Zerstäuben statt Verbrennen

Das elektrische Rauchstäbchen ist rein äußerlich kaum von einer herkömmlichen Zigarette zu unterscheiden. Nur mehr Gewicht hat das rostfreie Edelstahlröhrchen. Innerhalb der Umhüllung befinden sich verschiedene Substanzen, vor allem Nikotin und Geschmacksverstärker. Diese werden Dank einer winzigen Batterie und einem mikro-elektronischen Schaltkreis im Röhrchen zum Verdampfen gebracht. Die dadurch entstehende "feinste Zerstäubung“, wie es in der entsprechende Werbung heißt, kann dann inhaliert werden. Tabak wird nicht mehr verbrannt. Wohl aus Traditionsgründen leuchtet an der - vom Raucher aus betrachtet - abgewandten Seite die Zigarette immer dann orange auf, wenn man den Dunst einatmet.

Die deutsche Redensart "Hans-Dampf-in-allen-Gassen" bekommt Dank dieser Erfindung eine ganz neue Bedeutung.

Im Übrigen soll man die Auswirkungen der E-Zigarette auf unsere Gesellschaft nicht gering schätzen. So wird sich der deutsche Finanzminister fragen, wie er in Zukunft den Staatshaushalt finanzieren soll, wenn immer mehr Menschen zum elektronischen Glimmstängel greifen und deshalb die Einnahmen aus der Tabaksteuer weg brechen.

Trittfest, aber unsexy

Vor großen Herausforderungen stehen auch die Regisseure in Hollywood. Bislang ließen sie ihre Stars immer auf die gleiche Weise cool aussehen: Der Publikumsliebling blickt zunächst in die Ferne, inhaliert einmal tief und tritt dann mit dem Absatz die auf den Boden geworfene Zigarette aus. Und in Zukunft? Eine E-Zigarette ist trittfest. Amerikanische Traumfabriken werden sich etwas Neues einfallen lassen müssen.

Noch melancholischer als bisher wird vielleicht auch die ein oder andere einsame Frau in den Nachtbars dieser Welt dreinblicken. Vor der Erfindung der E-Zigarette konnte sie - an der Theke sitzend - zu einer Zigarette greifen und sich nach einem wohl erzogenen Mann umsehen, der ihr Feuer reicht. Jetzt aber wird sie höchstens noch ausrufen: "Haben Sie eine Batterie? Meine ist leer."

Autor: Miodrag Soric

Redaktion: Kay-Alexander Scholz