Kickl spielt sich an die Spitze der FPÖ
19. Juni 2021Die rechtsgerichtete Partei FPÖ in Österreich wird künftig von Herbert Kickl angeführt. Die Delegierten eines außerordentlichen Bundesparteitags wählten den 52-Jährigen in Wiener Neustadt mit 88,2 Prozent zum neuen Parteivorsitzenden. Der FPÖ-Fraktionschef folgt Norbert Hofer an der Spitze nach. Hofer hatte vor wenigen Wochen auch wegen anhaltender Attacken von Kickl sein Amt niedergelegt, gab sich aber auf dem Parteitag versöhnlich und kündigte seine Unterstützung für den neuen Obmann an.
Die Entscheidung für den Arbeitersohn, der die Universität ohne Abschluss verließ, gilt als wichtige Weichenstellung. Denn damit sinken die Chancen der FPÖ auf eine weitere Koalition mit der konservativen ÖVP auf Bundesebene. Zu tief ist die Kluft zwischen Kickl und Bundeskanzler Sebastian Kurz. Von 2017 bis 2019 gehörten beide der ÖVP-FPÖ-Regierung an - der jetzige Parteichef als Innenminister. Doch das Bündnis zerbrach an der sogenannten Ibiza-Affäre; der Ex-Chef der Freiheitlichen Partei, Heinz-Christian Strache, hatte sich in Videos, die publik wurden, als anfällig für Korruption gezeigt.
Mit verbalen Attacken gegen Migranten und gegen den Islam spricht Kickl die Kern-Klientel der FPÖ an. Nach Meinung vieler Beobachter kann er damit aber kaum Anhänger anderer Parteien für die Rechtspopulisten gewinnen. Die Freiheitlichen gehören seit Jahrzehnten zur politischen Landschaft in Österreich mit teils hoher Zustimmung bei Wahlen. International bekannt wurde die FPÖ vor allem durch die Auftritte des 2008 tödlich verunglückten Vorsitzenden Jörg Haider, der von 1986 bis 2000 an der Spitze der Partei stand.
jj/kle (dpa, apa)