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Politik

"Kim und Xi wollen Solidarität demonstrieren"

Jun Yan | Erning Zhu
8. Mai 2018

Nordkoreas Führer Kim Jong Un ist zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen nach China gereist. Ein wichtiges Treffen, aber man sei noch lange nicht am Ziel, sagt Politologe Sheng Wang im DW-Interview.

China Ministerpräsident Xi Jinping emfängt norkoreanischer Präsident Kim Jong Un
China Ministerpräsident Xi Jinping (r.) empfängt Kim Jong UnBild: picture-alliance/dpa/XinHua/Ju Peng

Deutsche Welle: Einen Tag vor dem Gipfeltreffen zwischen China, Japan und Südkorea haben sich Xi und Kim zum Zweier-Gipfel getroffen. Ist das mehr als nur Symbolpolitik?

Sheng Wang: China und Nordkorea wollen Solidarität demonstrieren und sich noch einmal abstimmen, wie es mit dem neu angestoßenen Prozess um die Beilegung des nordkoreanischen Atomprogramms weitergeht.

Es ist zugleich eine Botschaft an alle ostasiatischen Länder, dass sie an einem Strang ziehen und gemeinsame Anstrengungen unternehmen sollen, das Problem um Nordkoreas Atomprogramm friedlich zu beenden.

(Archiv) Gipfel zwischen China, Japan und Südkorea 2015Bild: Reuters/J. Heon-kyun

Wie ernst nimmt China seine Rolle als Vermittler? Hat Peking konstruktive Ideen eingebracht?

China und Nordkorea wollen den vermutlich langen Prozess der De-Nuklearisierung in mehrere Phasen aufteilen, wobei alle Beteiligten ihre definierten Schritte synchron machen sollen. Die USA wollen dagegen eine "umfassende, verifizierbare und unumkehrbare" De-Nuklearisierung. Wie der Weg endgültig aussehen muss, dazu haben China, Japan und Südkorea noch keine gemeinsame Position.

Das regelmäßige Treffen zwischen den drei ostasiatischen Ländern war für zweieinhalb Jahre auf Eis gelegt worden.  Am Mittwoch treffen sich die Regierungschefs in Tokio zusammen. Eine Geste der Versöhnung zwischen drei Ländern?

Offiziell soll es um wirtschaftliche Integration gehen. Aber sie kommen am Thema Nordkorea nicht vorbei. Nach dem letzten Dreier-Gipfel im November 2015 in Seoul störten einige Differenzen die Beziehungen zwischen China und Japan sowie zwischen Südkorea und Japan. Dieses Mal hat sich Japan sehr engagiert, um die Konferenz als Gastgeber durchzuführen. Das zeigt auch den guten Willen aller Beteiligten, Frieden und Stabilität in der Region zu wahren.

China, Japan und Südkorea werden aller Voraussicht nach eine gemeinsame Erklärung abgeben in Bezug auf die jüngsten Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel. Eine Lösung des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm kann ohne Unterstützung der Staaten in der Region nicht funktionieren. Man wird nach einem maximalen Konsens suchen. Die Meinungsverschiedenheiten werden im Kommuniqué ausgeblendet, denn zuerst müssen die USA und Nordkorea ihre Streitpunkte beilegen.

(Archiv) Boden-Luft-Raketen in JapanBild: picture alliance/AP/E. Hoshiko

Wie sehen Sie die Rolle Japans?

Die Probleme zwischen Japan und Nordkorea sind historisch bedingt. Japan war drei Jahrzehnte lang Kolonialmacht in Korea. Nordkorea will, dass Japan sich seiner Kriegsverantwortung stellt. Japan will die Freilassung verschleppter japanischer Bürger durch Nordkorea. Für Tokio ist das die unabdingbare Voraussetzung. Mit der Lösung des Atomstreits wird auch die Stunde für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen USA beziehungsweise Japan und Nordkorea kommen.

Wie schwierig wird es, bis China, Japan und Südkorea an einem Strang ziehen?

In dieser Dreiecksbeziehung existiert noch eine andere unsichtbare Partei: die USA. Sie müssen der wirtschaftlichen Integration dreier Länder positiv gegenüberstehen, zumindest sich neutral verhalten, ohne künstliche Hürden aufzubauen. Bei umstrittenen Fragen, wie territorialen Streitigkeiten, sollten die USA keine Partei ergreifen.

Sheng Wang ist Politologe und Professor für internationale Politik an der Universität Jilin.

Das Interview führten Jun Yan und Erning Zhu.

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