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Tag gegen Kinderarbeit

Silke Oppermann (rri)12. Juni 2008

Weltweit schuften 218 Millionen Kinder unter gefährlichen, ausbeuterischen Bedingungen. Armut und Bildungsmangel sind die Hauptgründe, bleibende Schäden an Körper und Seele die Folge. Doch es gibt positive Entwicklungen.

Kinder barfuß auf Baugerüst (1.11.2005, Rangun - Birma, Quelle: dpa)
Oft arbeiten Kinder unter gefährlichen BedingungenBild: picture-alliance/dpa

Kinder sollten nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden – was für die meisten heute selbstverständlich klingt, ist tatsächlich eine relativ neue Idee. In Europa setzte sich diese Ansicht erst langsam durch – und international erst mit der UN-Kinderkonvention von 1989. Die besagt unter anderem, dass Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt werden müssen. Ebenso die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), in Kraft seit dem 12. Juni 2002 - das Datum des jährlichen Internationalen Tages gegen die Kinderarbeit.

Was ist ein "Kind"?

Dafür musste erst einmal geklärt werden, um wen es überhaupt geht. Vor knapp 20 Jahren einigte sich die Staatengemeinschaft auf eine allgemein gültige Definition von "Kindern", erklärt Joanne Dunn, vom UN-Kinderhilfswerk Unicef. "Kinder werden definiert als Personen, die unter 18 Jahren alt sind, wie es auch in der Kinderrechtskonvention steht. Kinderarbeit wird definiert als Arbeit, die Kinder von Bildung abhält und sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigt."

Bis sie 14 Jahre alt sind, sollen Kinder keine kommerzielle Arbeit verrichten, so die Konvention – und ab 15 nur in ungefährlichen Bereichen. Doch noch immer müssen nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation, ILO, rund 218 Millionen Kinder arbeiten – die meisten von ihnen in der Landwirtschaft – regelmäßig, mehrere Stunden am Tag. Viele Kinder sind aber auch von ganz schlimmen Formen von Kinderarbeit betroffen, erklärt Frank Hagemann vom ILO-Programm zur Abschaffung von Kinderarbeit. Zum einen gehe es um Prostitution, Zwangsarbeit, Kinderhandel oder Kinder, die am Kriegsgeschehen teilnehmen, erläutert Hagemann. Der größte Teil – "über 90 Prozent der Kinder, in schlimmsten Formen der Kinderarbeit, gehen unzulässig gefährlichen Arbeiten nach".

Armut und Bildungsmangel als Ursache


Zur Erntezeit fehlen besonders viele Kinder in der SchuleBild: AP

Armut ist die Hauptursache für Kinderarbeit. Viele Firmen ziehen Kinder als "Arbeitnehmer" vor, weil sie billiger und gefügiger sind als Erwachsene und sich nicht in Gewerkschaften organisieren. Die meisten Eltern würden ihre Kinder zur Schule schicken anstatt arbeiten zu lassen, wenn sie nicht die Not dazu zwingen würde. "Das ist ein gravierendes Problem in Afrika auf Grund der HIV-Aids-Epidemie", sagt Hagemann. Die Eltern vieler Kinder sind gestorben oder so krank, dass sie nicht mehr erwerbstätig sein könnten. "Die Kinder helfen dann nicht mehr aus sondern sind voll erwerbstätig."

Um den Teufelskreis von Armut und Kinderarbeit zu unterbrechen, brauchen Kinder einen besseren Zugang zu Schulbildung. Das fordert auch die UN-Kinderrechtskonvention. Fehlende Bildung ist eine Folge, zugleich aber auch eine der Ursachen von Kinderarbeit. Zwar besuchen mittlerweile viele arbeitende Kinder eine Schule, doch oft erzielten sie schlechtere Leistungen als ihre Klassenkameraden, die sich ganz auf den Lernstoff konzentrieren können, sagt Unicef-Expertin Joanne Dunn und verweist auf das Beispiel Mosambik. "In den Haupt-Anbauregionen von Tabak ist die Quote der Schulabbrecher sehr hoch – jedes Jahr zur gleichen Zeit, nämlich in der Erntezeit. Außerdem sind die Wiederholerraten doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt."

Bessere Gesundheitsversorgung nötig


Bessere Bildung ist für eine Verbesserung der Situation nötigBild: picture-alliance/dpa

Dort wo Zugang zu Schulbildung existiert, ist die Qualität des Angebots so unzureichend, dass es kaum eine Alternative zur Kinderarbeit bietet, bemängelt Hagemann von der ILO: "Die Lehrer erscheinen oft nicht zum Unterricht. Es gibt nicht genügend Stühle [und] kein Dach überm Kopf."

Auch den gesundheitlichen Beeinträchtigungen der arbeitenden Kinder müsse entgegengewirkt werden, sagt Joanne Dunn von Unicef. Dazu gehöre Zugang zu besserer Gesundheitsversorgung, Wasser und Sanitäranlagen. Denn "viele Kinder leiden unter den Pestiziden oder anderen Einflüssen, denen sie zum Beispiel beim Anbau von Kakaobohnen ausgesetzt waren", nennt Dunn ein Beispiel.

Positiver Trend

Grund für verhaltenen Optimismus gibt es. Nach Angaben der ILO hat sich die Zahl der arbeitenden Kinder in den letzten Jahren verringert. Während im Jahr 2000 noch rund 245 Millionen Kinder betroffen waren, waren es bei der letzten Erhebung im Jahr 2004 rund 65 Millionen Kinder weniger. Ob sich dieser positive Trend fortsetzt, wird sich im Jahr 2010 zeigen, wenn die nächste Studie durchgeführt wird.

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