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Goldkinder - Kinderarbeit in mongolischen Minen

22. Oktober 2009

Fast jeder zweite lebt in der Mongolei unterhalb der Armutsgrenze. Viele Eltern können ihre Kinder nicht ernähren und schicken sie aus purer Not weg. Dann müssen die Kleinen wie Erwachsene schuften.

Reiter in der Mongolei (Foto: Ria Novosti)
Die Mongolei ist wild und erdverbunden - aber auch sehr armBild: RIA Novosti

Der dreizehnjährige Huderbat schaufelt wie besessen. Er steht auf dem Grund eines vier Meter tiefen Schachts. Ein eisiger Wind bläst ihm ins Gesicht. Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt. Dennoch schwitzt Huderbat, in rasendem Tempo stößt er die Schaufel immer tiefer in die Erde. "Hier liegt Gold. Nur ist es bei der Kälte schwer, nach Gold zu graben, weil die Erde gefroren ist." Seit fünf Jahren arbeitet Huderbat mit seiner Mutter und seiner Schwester in der Goldmine von Uyanga. Die Schule musste er nach der zweiten Klasse abbrechen. Seither geht er arbeiten. Jeden Monat findet er rund drei bis vier Gramm Gold. Damit verdient er in vier Wochen gut 80 US Dollar.

Der Fluch des Goldes

Huderbat auf GoldsucheBild: DW/Eva Mehl

Etwa 8000 Kinder arbeiten in den Goldminen der Mongolei. Sie schleppen Wasser und Erde, buddeln Gruben und waschen Gold. Täglich atmen sie die Luft der stehenden Gewässer und den Rauch rostiger Maschinen ein. Oft verwenden sie Quecksilber oder andere Chemikalien. Sie leiden deshalb unter Atemwegserkrankungen und Nierenproblemen, manche an den Folgen schwerer Grubenunfälle. Arm- oder Beinbrüche sind keine Seltenheit. Viele bezahlen die Suche nach dem Gold sogar mit ihrem Leben.

Ohne Registrierung keine soziale Sicherheit

"Weil die Kinder mit ihren Familien arbeiten und nicht bei Unternehmen angestellt sind, genießen sie keinen Schutz und keine soziale Sicherheit", beschreibt Mongolmaa Norjinlkham die Situation. Sie ist Programm-Koordinatorin der Internationalen Arbeiterorganisation ILO für die Mongolei. Nur die Kinder, die offiziell im Minengebiet registriert sind, haben Anspruch auf die staatliche Gesundheitsversorgung. Doch das sind wenige, denn um im Goldgräbergebiet registriert zu sein, müssen sich die Familien an ihrem früheren Wohnort abmelden. Das haben die meisten Familien versäumt. Wenn sie einmal im Goldgräbergebiet angekommen sind, können es sich viele nicht leisten, in ihre weit entfernte Heimat zurückzureisen, um die Abmeldung nachzuholen.

Arbeit oder Schule

Viele Kinder arbeiten in der Mongolei als Goldgräber - wie hier in UyangaBild: DW/Eva Mehl

Untersuchungen der ILO zufolge akzeptieren mehr als 65 Prozent der Eltern in der Mongolei, dass ihre Kinder arbeiten und nicht zur Schule gehen. Viele haben keine andere Wahl, wie Huderbats Mutter. Ohne den Verdienst von Huderbat könne die Familie nicht überleben, sein Beitrag sei wichtig: "Wir müssen hier noch zwei Jahren arbeiten und dann kann ich ihn vielleicht wieder in eine Schule schicken."

Die mongolische Regierung hat erste Schritte unternommen, um die Kinderarbeit in den Goldminen zu stoppen. Sie zielen darauf ab, Kindern eine Bildung zu ermöglichen und eine soziale Sicherheit zu bieten. Doch erst, wenn auch die Eltern ein stabiles Einkommen haben, können sie ihren Kindern einen Schulbesuch ermöglichen. Solange aber gibt es für die vielen Goldkinder keinen anderen Ausweg aus der Arbeit in den Minen.

Autorinnen: Eva Mehl und Densmaa Zorigt

Redaktion: Silke Ballweg