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Weltbevölkerung Afrika

24. Oktober 2011

Der Niger ist eines der ärmsten Länder Afrikas. Durch die Bevölkerungszunahme wird es für viele Familien dort immer schwieriger, ihre Kinder zu ernähren.

Mutter mit Kindern in Maradi, Niger (Foto: Ali Abdou)
Sorge ums Überleben: junge Familie in MaradiBild: DW

Acht Kinder und zwei Ehefrauen muss Souley Adam täglich ernähren. Mit seiner elfköpfigen Familie lebt er in dem Dorf Soumarana. Das neunte Kind ist schon unterwegs. Maradi ist die bevölkerungsreichste Region des Niger. Allerdings ist das Wachstum für viele Familien im Niger eher Fluch als Segen: es ist der Hauptgrund für die Armut der Bevölkerung. Je größer die Familie wird, desto weniger gibt es zu essen.

Leben von der Hand in den Mund

Wenig Platz: für den Ackerbau gibt es kaum FlächeBild: DW

Soulay Adam kennt das Problem nur zu gut. Er lebt von der Hand in den Mund und kann nie sicher sein, genug zu verdienen, damit seine Familie nicht hungern muss. "Ich bin Brunnenbauer und manchmal arbeite ich auch als Maurer. Wenn man Arbeit findet, kann man seine Familie mehrere Tage lang gut ernähren. Aber wenn man keine Arbeit findet, ist es schwierig."

Schwierig ist das Leben fast überall im Niger, einem der ärmsten Länder der Welt. Rund 60 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Die meisten Menschen verdienen ihren Unterhalt mit Subsistenzwirtschaft. Viele sind Kleinbauern, deren Produktion im Idealfall gerade so viel abwirft, dass es zur Versorgung der eigenen Familie reicht. Besonders kritisch ist es in Maradi, wo sich über drei Millionen Menschen auf einem Fleck Land drängen, der nur drei Prozent der Fläche des Niger ausmacht. Und da sich mit dem Bevölkerungswachstum die Ackerfläche weiter schmälert, können die Kinder oft nur zusehen, wie ihre Eltern mit leeren Taschen nach Hause kommen.

Kinderreichtum als Geschenk Gottes

Viele Familien erhoffen sich durch den Kinderreichtum mehr WohlstandBild: DW

Souweba ist Souleys erste Frau. Sie hat schon fünf Kinder und erwartet in Kürze ihr sechstes. Könnte es etwa das entscheidende Baby sein, das als sieben milliardster Erdenbürger das Licht der Welt erblickt? Souweba sorgt sich um etwas ganz anderes: Da ihr Ehemann Souley zurzeit kaum Arbeit findet, muss auch sie sehen, wie sie ein bisschen Geld verdient, um ihre Kinder zu ernähren. Ein nahezu unmögliches Unterfangen, wie sie sagt: "Wenn du nichts zu essen hast und dein Mann unverrichteter Dinge nach Hause kommt, dann ist es schwierig. Um die Kinder zu ernähren, verkaufe ich Hirseknödel, aber das reicht nicht". Es bringe ihr umgerechnet nur etwa 30 Cent am Tag ein. Und 30 Cent reichen nicht, um fünf, bald sechs Kinder zu ernähren. "Ich weiß, dass es für meine Kinder schwierig ist zu leben. Aber diese Kinder sind für mich ein Geschenk Gottes, was bleibt mir also anderes übrig?", erklärt Souweba.

Keine Zukunftsperspektiven

Den Alltag vergessen: Jugendliche beim FußballspielenBild: AP

Bei der ständigen Sorge um die Ernährung der Kinder bleibt den Eltern wenig Zeit, sich Gedanken um deren Ausbildung zu machen. Dafür bezahlen könnten sie ohnehin nicht. Doch eines steht fest: Ohne gute Ausbildung sind die Zukunftschancen der Kinder gering. Dazu trägt auch das traditionelle Erbsystem bei. Wenn ein Vater seinen Acker hinterlässt, dann werden diese Felder unter allen Kindern einer Familie aufgeteilt. Ein sehr großes Feld wird einfach mehrmals geteilt. Von Generation zu Generation werden die geerbten Felder also kleiner. Souley weiß, dass sich seine Kinder schlechter entwickeln, weil die Familie so groß ist. "Wenn du viele Kinder hast, reicht das Quäntchen, das du verdienst, nicht, um ihnen ein anständiges Leben zu bieten. Du kannst sie nicht so ernähren, wie du es wünschst".

Trotz dieser Zweifel erwarten Souley und seine Frau Souweba ihr sechstes Kind mit Spannung. Auch wenn es sich im Alltag kaum zu bewähren scheint, erhoffen sich viele Familien von ihren vielen Kindern Wohlstand und Absicherung im Alter. Der Wunsch nach Nachwuchs ist im Niger so wichtig, dass jede Frau durchschnittlich acht Kinder zur Welt bringt. Kein Wunder also, dass sich die Bevölkerung in Maradi in den kommenden 17 Jahren verdoppeln wird.

Autoren: Ali Abdou / Katrin Herms
Redaktion: Katrin Ogunsade

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