Bayern-Stürmer Kingsley Coman macht im ersten Champions-League-Spiel der neuen Saison da weiter, wo er beim Finalsieg von Lissabon aufgehört hat. Der junge Franzose trifft gegen Atletico Madrid sogar doppelt.
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Kingsley Coman entwickelt sich immer mehr zum Mr. Champions League des FC Bayern. Nachdem der 24 Jahre alte Franzose am 23. August das entscheidende Tor zum 1:0-Finalsieg gegen Paris St. German erzielt hatte, avancierte er auch im Champions-League-Spiel Nummer eins nach dem Triumph von Lissabon zum Matchwinner. Beim souveränen 4:0 (2:0)-Erfolg des Titelverteidigers gegen Atletico Madrid gelang Coman ein Doppelpack, ein weiteres Tor bereitete er vor.
Sein Führungstreffer in der 28. Minute weckte Erinnerungen an Lissabon: Wie damals kam das perfekte Zuspiel von Joshua Kimmich - mit dem Unterschied, dass Coman diesmal den Ball nicht, wie im Finale gegen Paris, mit dem Kopf ins Tor beförderte, sondern mit einem platzierten Flachschuss aus sechs Metern. Vor dem 2:0 (41.) bewies Coman Übersicht, als er den Ball am Fünf-Meter-Raum für den besser positionierten Leon Goretzka zurücklegte.
Seine überragende Leistung krönte der Franzose schließlich mit seinem Treffer zum 4:0-Endstand (72.): Coman tanzte die halbe Atletico-Abwehr aus und vollendete sein Dribbling mit einem Schuss ins lange Eck. "Wir haben sehr gut gespielt", sagte Coman hinterher auf Deutsch. "Ich habe zwei Tore gemacht und bin sehr glücklich." Früher hatte er Interviewfragen stets nur auf Französisch beantwortet.
WM 2018 verpasst
Kingsley Coman war in seinem Heimatland ein Jungstar. Mit 16 Jahren und 246 Tagen bestritt er 2013 sein erstes Ligaspiel für Paris St. German, damals war er der jüngste Debütant in der Geschichte der Ligue 1. Ein Jahr später wechselte Coman zu Juventus Turin, wo er sich allerdings nicht durchsetzen konnte. Als 19-Jähriger stieß der Außenstürmer schließlich 2015 zum FC Bayern, zunächst auf Leihbasis.
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Wenig später gab er seinen Einstand in der französischen Nationalmannschaft. Eine schwere Verletzung, die ihn Anfang 2018 für ein halbes Jahr lang außer Gefecht setzte, verhinderte, dass Coman in Russland mit der französischen Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Inzwischen hat er 24 Länderspiele für die "Équipe Tricolore" auf dem Konto.
Super-Quote
Mit den Bayern hat Coman, obwohl er erst 24 Jahre alt ist, bereits fünf deutsche Meistertitel geholt, dreimal den DFB-Pokal gewonnen - und dazu noch, dank seines Tors in Lissabon, in der Champions League triumphiert. Sein aktueller Vertrag bei den Münchenern läuft noch bis 2023. "Mir macht es sehr viel Spaß. Wir spielen sehr gut zusammen", sagte Coman nach dem Spiel gegen Atletico über seine Mannschaft. Bayern-Trainer Hansi Flick, weiß, was er an dem Franzosen hat. "In den letzten zwei Champions-League-Spielen hat er drei Tore gemacht", sagte Flick und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Wenn die Quote so weitergeht, sind wir alle zufrieden."
FC Bayern setzt sich erneut Europas Fußball-Krone auf
Mit dem Sieg gegen Paris St. Germain sichert sich der FC Bayern zum sechsten Mal den Titel als Europas beste Vereinsmannschaft. Es war insgesamt das elfte Finale der Bayern im wichtigsten Europapokal.
Bild: Getty Images/AFP/M. Childs
1974: Sieg gegen Atletico Madrid
Sepp Maier reckt den Pokal in den Himmel über Brüssel, Franz Roth (2.v.r.) macht einen Freudensprung. Der FC Bayern gewinnt erstmals den Europapokal der Landesmeister. Allerdings mit Verzögerung: Das erste Finalspiel gegen Atletico endet mit einem für die Bayern glücklichen 1:1 nach Verlängerung. Zwei Tage später im Wiederholungsspiel setzen sich die Münchner souverän mit 4:0 durch.
Bild: picture-alliance/dpa
1975: Sieg gegen Leeds United
Die Emotionen kochen hoch im Prinzenpark in Paris. Der Schiedsrichter verweigert Leeds erst einen klaren von Franz Beckenbauer verschuldeten Elfmeter und erkennt dann auch noch ein reguläres Tor der Engländer ab. Die Bayern schlagen eiskalt zu und gewinnen durch zwei Tore wie aus dem Nichts von Franz Roth und Gerd Müller (r.) mit 2:0.
Bild: picture-alliance/empics
1976: Sieg gegen AS St. Etienne
Der dritte Bayern-Sieg in Serie in der Königsklasse ist ebenfalls kein glorreicher. Gegner St. Etienne hat Pech, scheitert zweimal am damals noch eckigen Pfosten in Glasgow. Franz Roth gelingt per Freistoß (Bild) der entscheidende Treffer zum 1:0 für die Münchner.
Bild: picture-alliance/S. Simon
1982: Niederlage gegen Aston Villa
Lange Gesichter bei Karl-Heinz Rummenige, Dieter Hoeneß und Paul Breitner (v.l.) nach dem Finale in Rotterdam. Die Bayern verlieren gegen den englischen Meister Aston Villa mit 0:1. Diesmal fehlt den Münchnern nicht nur das Glück, sondern sie haben auch Pech: Sie dominieren das Spiel, ein regulärer Treffer von Hoeneß wird aberkannt. Peter Withe erzielt das Siegtor für die Engländer.
Bild: picture-alliance/S. Simon
1987: Niederlage gegen den FC Porto
Wieder ein bitterer Europapokal-Abend für die Bayern: In Wien verlieren die Münchner gegen den FC Porto trotz 1:0-Führung mit 1:2. Mit einem Doppelschlag in der Schlussviertelstunde dreht der Außenseiter aus Portugal innerhalb von vier Minuten das Spiel. Der Treffer des Algeriers Rabah Madjer (2.v.l.) mit der Hacke zum 1:1 ist Fußball-Geschichte.
Bild: picture-alliance/empics
1999: Niederlage gegen Manchester United
Noch schlimmer kommt es für die Bayern in ihrem ersten Finale, nachdem die Champions League an die Stelle des Europapokals der Landesmeister getreten ist. Bis zur 90. Minute führen die Münchner in Barcelona gegen United mit 1:0 und verlieren doch noch durch zwei Treffer der Engländer mit 1:2. Kapitän Stefan Effenberg (r.) kann es nicht fassen, dass er den Henkelpott nicht ergreifen darf.
Bild: picture-alliance/ULMER
2001: Sieg gegen den FC Valencia
Dem Trauma von Barcelona folgt zwei Jahre später der Triumph in Mailand. Nachdem es nach 90 und auch 120 Minuten gegen den FC Valencia 1:1 steht, geht es ins Elfmeterschießen. Torwart Oliver Kahn (im Bild mit dem Pokal) hält zweimal und brüllt: "Da ist das Ding!"
Bild: picture-alliance/ULMER
2010: Niederlage gegen Inter Mailand
Diego Milito (r.) verdirbt den Bayern den Abend in Madrid. Gegen den quirligen Argentinier findet die Abwehr des deutschen Rekordmeisters kein Mittel. Milito erzielt beide Treffer zum verdienten 2:0-Erfolg von Inter, das damals vom Portugiesen José Mourinho trainiert wird.
Bild: Imago
2012: Niederlage gegen den FC Chelsea
Bitterer geht es kaum: Ausgerechnet beim "Finale dahoam" in der Münchner Arena ziehen die Bayern gegen den FC Chelsea den Kürzeren. 1:1 steht es nach 90 und 120 Minuten. Im Elfmeterschießen hält Manuel Neuer zunächst. Doch dann scheitert erst Ivica Olic am Torwart der Engländer, Petr Cech. Und Bastian Schweinsteiger (Bild) trifft nur den Pfosten.
Bild: picture alliance/dpa/sampics/S. Matzke
2013: Sieg gegen Borussia Dortmund
Arjen Robben wird nach dem "deutschen" Finale im Wembleystadion in London zum "Player of the Match" gekürt. In der vorletzten Minute erzielt der Stürmer aus den Niederlanden den Siegtreffer zum 2:1 der Bayern gegen den von Jürgen Klopp trainierten BVB. Nach Meisterschaft und Champions League gewinnen die Münchener unter Jupp Heynckes danach auch den DFB-Pokal und machen das Triple perfekt.
Bild: Reuters
2020: Sieg gegen Paris St. Germain
Am Ende einer ungewöhnlichen Saison darf der FC Bayern zum sechsten Mal den Henkelpott in die Höhe recken und wieder geht das Triple nach München. Beim Finalturnier in Lissabon gewinnen die Bayern das Finale gegen PSG durch ein Tor von Kingsley Coman mit 1:0. Insgesamt gewinnen sie in der wegen Corona unterbrochenen Champions-League-Saison alle elf Spiele.