Scott Roxborough / H. C.von Bock/ Jochen Kürten22. Juli 2016
In der neuen Ausgabe unseres Filmmagazins KINO-Favoriten steht Berlin im Fokus. Wir präsentieren unsere Auswahl der besten Filme über Deutschlands alte und neue Hauptstadt.
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Kino Favoriten: Die zehn besten Berlinfilme
Berlin, Stadt der Agenten und Kriminellen, Zentrum der Politik und des Amüsements. Berlin, Stadt der Musik und der Poesie. Die deutsche Hauptstadt hat unendlich viele Gesichter. Das Kino zeigt sie seit über 100 Jahren.
Bild: picture-alliance/dpa
Platz 10: Menschen am Sonntag
Ein skeptischer Blick: Das Mannequin Annie (Annie Schreyer) will den Sonntag lieber zu Hause verbringen. Ihre Freunde vergnügen sich derweil am Wannsee. Berlin und Umgebung sind die eigentlichen Hauptdarsteller in "Menschen am Sonntag", einem Mix aus Dokumentar- und Spielfilm aus dem Jahre 1930. Auf dem Regiesessel dieses legendären, frühen Berlinfilms saßen Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer.
Bild: Imago/United Archives
Platz 9: Cabaret
Der US-Amerikaner Bob Fosse drehte sein berühmtes Berlin-Film-Musical "Cabaret" 1972 in Berlin - und in München! Während in West-Berlin viele Außenaufnahmen entstanden, wurden die Innenaufnahmen zu großen Teilen in Münchner Studios gedreht. Die Handlung des atmosphärisch dichten Berlin-Films spielt im Jahre 1931 und thematisiert den heraufziehenden Nationalsozialismus. Dafür gab's acht Oscars.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Warner Bros. Home Video
Platz 8: Die Mörder sind unter uns
Als ersten deutschen Film nach Ende des Zweiten Weltkriegs inszenierte Wolfgang Staudte 1946 "Die Mörder sind unter uns". Gedreht wurde in Berliner Studios - und an zahlreichen Originalschauplätzen der zerstörten Stadt. Mit "Die Mörder sind unter uns" etablierte sich der Begriff "Trümmerfilm". Die DEFA-Produktion wurde im Oktober '46 in dem von den Sowjets besetzten Stadt-Sektor uraufgeführt.
Bild: DEFA
Platz 7: Eins, Zwei, Drei
Spektakulär waren die Umstände, mit denen sich Billy Wilder 1961 bei "Eins, Zwei, Drei" herumschlagen musste. Hollywood-Veteran Wilder wollte seinen Film vor dem Hintergrund der geteilten, aber noch weitgehend durchlässigen Stadt inszenieren. Während der Dreharbeiten wurde die Mauer gebaut. Am Brandenburger Tor konnte nicht gedreht werden, das Tor wurde in München aufwendig nachgebaut.
Bild: picture-alliance/dpa
Platz 6: Bridge of Spies
Ebenfalls in der Hochphase des Kalten Kriegs spielt die amerikanisch-deutsche Co-Produktion "Bridge of Spies" von Star-Regisseur Steven Spielberg. Der mehrfache Oscargewinner drehte seinen Berlin-Film vor zwei Jahren an Originalschauplätzen in der deutschen Hauptstadt. Neben der Glienicker Brücke, berühmter Austauschplatz für Agenten, rückte Spielberg natürlich auch die Berliner Mauer ins Bild.
Bild: 2014 Twentieth Century Fox
Platz 5: Berlin is in Germany
Eine Außenseitergeschichte aus dem Herzen Berlins erzählte Hannes Stöhr 2001 in seinem Debüt "Berlin is in Germany". Der Clou dabei: Martin Schulz (Jörg Schüttauf) spielt einen ehemaligen DDR-Bürger, der seine Gefängnisstrafe zu DDR-Zeiten antritt. Jetzt kommt er frei - den Fall der Mauer und das wiedervereinigte Deutschland kennt er aber nur aus dem Fernsehen. Viele atmosphärische Berlin-Bilder!
Bild: Imago/EntertainmentPictures
Platz 4: Sommer vorm Balkon
Seine Sozialkomödie "Sommer vorm Balkon" drehte Regisseur Andreas Dresen 2004 vor allem im Stadtteil Prenzlauer Berg. Im Mittelpunkt: die beiden Frauen Katrin und Nike (Inka Friedrich/Nadja Uhl), deren Freundschaft durch die Bekanntschaft mit einem leichtlebigen Lkw-Fahrer auf die Probe gestellt wird. Uriges Berliner Lokalkolorit im Kino - beim Publikum kam das gut an.
Bild: Imago/United Archives
Platz 3: Oh Boy
Viel unkonventionelle Berlin-Atmosphäre zauberte Jan-Ole Gerster 2012 in seinem Debüt "Oh Boy" auf die Leinwand. Die Geschichte des jungen, melancholischen Drifters Niko Fischer (Tom Schilling) ist mit Gespür für poetische Zwischentöne inszeniert. Ein Filmhochschul-Abschlussfilm, der mit Auszeichnungen überschüttet wurde. Unter anderem bekam Gersters Berlin-Film sechs "Deutsche Filmpreise".
Bild: picture-alliance/dpa/X-Verleih
Platz 2: Victoria
Berliner Lebensgefühl von jungen Leuten brachte 2015 auch Sebastian Schipper ins Kino. "Victoria" handelt von einer Handvoll Freunde, die eine Nacht in einem Berliner Club verbringen und anschließend in einen Strudel unvorhergesehener Ereignisse geraten. Das Besondere an Schippers Film: "Victoria" wurde in einer einzigen Einstellung gedreht. Das Ergebnis: 140 Minuten authentisches Berlin-Feeling.
Bild: Panorama Entertainment
Platz 1: Der Himmel über Berlin
Den ultimativen Berlin-Film mit den wohl schönsten Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Stadt drehte 1987 Regisseur Wim Wenders. "Der Himmel über Berlin" erzählt von den zwei Engeln Damiel und Cassiel (Bruno Ganz/Otto Sander), die das Leben der Menschen in der geteilten Stadt aus der Ferne und Nähe beobachten. Der französische Kamermann Henri Alekan schuf phantastische, so nie zuvor gesehene Bilder Berlins.
Bild: picture-alliance/dpa/Filmverlag_der_Autoren
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Berlin ist die ideale Stadt für Filmgeschichten. Wie kaum eine andere hat sie gewaltige Umbrüche erlebt und stand im Zentrum von Ereignissen, die unser Leben bis heute bestimmen.
Berlin entwickelt sich in den legendären Zwanziger Jahren zum Treffpunkt für Künstler und Lebenskünstler aus ganz Europa. Berlin wird aber auch das Zentrum für Hitlers nationalsozialistische Allmachtsphantasien, die einen Weltkrieg auslösen und zur Teilung Deutschlands und Europas führen. Berlin ist die Frontstadt des Kalten Krieges und der Ort, an dem die Mauer, die Ost und West trennt, 1961 gebaut wird und 1989 endlich wieder fällt. Heute gilt Berlin als das Epizentrum der neuen Coolness und Anziehungspunkt für Hipster aus aller Welt, auch wenn die Geschichte manchmal noch dunkle Schatten wirft.
Mit anderen Worten, Berlin ist das ultimative Filmset für Geschichten, in denen Privates auf Politisches trifft, wo individuelle Entscheidungen weitreichende Folgen haben können.
Wir haben nach Berlinfilmen gesucht, die folgenschwere Um- und Aufbrüche zeigen: von den wilden Zwanziger Jahren bis zu den Vorboten des aufziehenden Nationalsozialismus, vom Kalten Krieg über den Mauerfall bis ins Berlin von heute. Wir haben Filme ausgesucht, die nur in Berlin spielen können, weil die Stadt selbst eine Hauptrolle spielt.
Weil hier schon immer Politik gemacht wurde, dürfen politische Filme genau so wenig fehlen wie Komödien und private Dramen - Geschichten, die das Leben in den Stadtteilen Kreuzberg, Berlin Mitte oder am Prenzlauer Berg erzählen. Filme über ganz normale Berliner, deren bisweilen sarkastischer Humor und Überlebenswille noch allem Horror und Chaos widerstehen konnten. Filme, die das Leben und die Politik Berlins in den letzten 100 Jahren widerspiegeln.
Wie auch bei den anderen KINO-Favoriten ist die Auswahl von Berlinfilmen wieder eine sehr persönliche: unser filmischer Liebesbrief an Berlin.
Unsere Auswahl der 10 besten Berlin-Filme in bewegten Bildern können Sie in der aktuellen Ausgabe von Kino (ab 12.5.) sehen.