Für Thomas Scheibitz ist die Welt eine Leinwand voller Bilder. Aber welche wir sehen können, bestimmt er, der Maler und Bildhauer. "Masterplan\kino" heißt die neue Scheibitz-Schau im Kunstmuseum Bonn.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Atelier Scheibitz
Anzeige
Thomas Scheibitz: Der Farb- und Formenspieler
Im Bonner Kunstmuseum sind vom 1. Februar bis 29.April 70 Werke des Künstlers zu sehen. Die Schau des einstigen Biennale-Künstlers läuft unter dem Titel "Masterplan\kino" - und lässt ihre Besucher staunen.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Atelier Scheibitz
Das Auge des Künstlers
Ein Auge leuchtet von diesem wandfüllenden Bild. Geometrische Farbfelder lassen an Mondrian denken. Thomas Scheibitz lenkt unseren Blick. Der Künstler führt Regie in seinem Kunstkino, zu dem aktuell das Kunstmuseum Bonn einlädt. Darin weiß der 1968 in Radeberg bei Dresden geborene Künstler zu überraschen.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Atelier Scheibitz
Wie aus dem Designbaukasten
Fröhlich bunt sind viele der Gemälde und Skulpturen von Thomas Scheibitz. So auch sein Werk "Flatland" (Bild). Der Künstler bevölkert seine Werke mit Versatzstücken aus Gegenwart und Kunstgeschichte - geometrischen Formen ebenso wie Schattenwürfen, Buchstaben oder architektonischen Elementen. Wiedererkennung nicht ausgeschlossen.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Atelier Scheibitz
Riesiger Farb- und Formenfundus
Seit Jahren sammelt der Künstler Modemagazine, Kunstbände, Gartenkataloge, Plattencover oder sogar Baumarkt-Werbung. So bezieht er seinen Farb- und Formenschatz aus einem schier unerschöpflichen Fundus. In seinen Werken ordnet er die Zitate neu. Auch sein 2017 entstandenes Werk "SSW" (Bild) zeugt davon.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Atelier Scheibitz
Regisseur und Platzanweiser
Rote, weiße und blaue Dreiecke umkreisen bei Scheibitz' "Cross and Valley" aus dem Jahr 2008 in wilder Manier ein schattenwerfendes Kreuz: Bizarr und von explosiver Dynamik wirkt die Wand-Skulptur. Mit ihr dehnt er seine zitatreiche Kunst ins Dreidimensionale aus. Im Scheibitz-Kino ist der Künstler Regisseur und Platzanweiser zugleich.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Jens Ziehe
Scheibitz im Kunstmuseum Bonn
Rund 70 Werke des ostdeutschen Malers zeigt die neue Schau "Masterplan\kino" im Kunstmuseum Bonn. Viele der Motive glaubt man wiederzuerkennen. Manches lässt rätseln. Thomas Scheibitz gibt sich als Farb- und Formenspieler, als Dekonstrukteur wie als Collageur. Die Bonner Schau ist bis 29. April 2018 zu sehen.
Bild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/At
elier Scheibitz
5 Bilder1 | 5
Ein riesiges Auge fixiert den Besucher. Scheibitz hat es als einziges Motiv auf sein großflächiges Bild gemalt, eingefasst von geometrischen Figuren, die an Mondrian denken lassen. Wer sich in Scheibitz' Kunstkino setzt, muss mit allem rechnen - Gegenstand und Abstraktion, Erinnern und Verwerfen, Altes und Neues.
Thomas Scheibitz bei der Kunst-Biennale in Venedig 2013Bild: picture-alliance/dpa/F. Hörhager
Denn der 1968 in Radeberg bei Dresden geborene Künstler weiß zu überraschen. Er gibt den Farb- und Formenspieler ebenso wie den Dekonstrukteur, Collageur oder konkreten Literat. Im Scheibitz-Kino ist er Autor, Kameramann, Regisseur, Kartenabreißer und Platzanweiser zugleich. Willkommen im Film!
Motive wie aus dem Designbaukasten
Rund 70 Werke, die Scheibitz seit 1995 anfertigte, sind in der Bonner Ausstellung nun zu sehen. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Hack Museum in Ludwigshafen. Die Arbeiten bewegen sich zwischen den Polen Malerei und Skulptur. Sie balancieren zwischen Figuration und Abstraktion. Der Grad zwischen Bewunderung und Unverständnis ist schmal, wie Scheibitz schon bei seinem ersten großen internationalen Auftritt erfahren musste, damals im deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale von Venedig 2005.
Etwa die Hälfte der Werke fertigte Scheibitz eigens für die Bonner Schau an.
Scheibitz' "Ansicht und Plan von Toledo": Das Werk orientiert sich an El Grecos gleichnamigem Gemälde aus dem 17. JahrhundertBild: Thomas Scheibitz, VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Jens Ziehe
Scheibitz' - mal fröhlich bunte, mal dunkel pastellfarbene - Bilder und Skulpturen zitieren geometrische Formen. Sie versammeln Schattenwürfe, verwenden Buchstaben und Satzzeichen, integrieren Wolkenformationen oder auch architektonische Elemente. Wie aus einem modernen Designbaukasten wirken die Motive des Künstlers, allesamt Versatzstücke aus Gegenwart und Kunstgeschichte, die er manisch sammelt: aus Modezeitschriften, Kunstbänden, Gartenkatalogen, Baumarkt-Werbung oder Plattencovern. In seinen Werken setzt er sie neu zusammen.
Verwundert lässt der Künstler seine Kinogänger zurück - augenreibend, so irritiert wie staunend.