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Gesellschaft

Kirchen loben Seenotretter

14. Dezember 2019

Die beiden großen Kirchen wollen sich weiter für Flüchtlinge einsetzen. Die Menschen, die im Mittelmeer ertrinken würden, seien Christus, so Kardinal Reinhard Marx. Christus identifiziere sich mit jedem, der Opfer werde.

Gottesdienst zum Gedenken der Toten im Mittelmeer
Bild: picture-alliance/dpa/Italian Navy

Vertreter beider großer Kirchen, der katholischen und der evangelischen, haben ihre Solidarität mit privaten Seenotrettern bekundet. Dass Menschen an der Grenze Europas weiterhin zu Tode kämen, sei ein "Skandal", so Kardinal Marx, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist. Ein Gemeinwesen, das sich auf christliche Traditionen berufe, dürfe das nicht hinnehmen, sagte er unter Applaus.

Dank gilt Seenotrettern

Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte, es sei gut, "Allianzen der Humanität" auch mit Nichtchristen zu bilden. Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, verteidigte die institutionelle Beteiligung seiner Kirche an der Seenotrettung. Diese könne Politik nicht ersetzen. "Aber wir müssen Politiker in die Verantwortung rufen und Menschen helfen, die in Lebensgefahr sind." Zusammen mit Kardinal Marx dankte er bei einem ökumenischen Gottesdienst im voll besetzten Münchner Liebfrauendom allen, "die Menschen im Mittelmeer in sichere Häfen bringen" oder sich anderweitig in der Flüchtlingshilfe engagierten.

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen BischofskonferenzBild: Imago/F. Gärtner

Flüchtlingshilfswerk spricht von 19.000 Toten seit 2014

In dem Gottesdienst wurde auch der Toten gedacht und es wurden Namen von Flüchtlingen verlesen. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) starben von 2014 bis zum Anfang Dezember diesen Jahres mehr als 19.000 Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer. Der Imam Benjamin Idriz aus dem bayerischen Ort Penzberg stimmte im Dom ein islamisches Totengebet an. Mit Bischof Vasilios von Aristi stand auch ein hochrangiger griechisch-orthodoxer Christ mit am Altar. Die Seenotrettungsvereine Sea-Eye und Resq-Ship begleiteten die Andacht mit einer Mahnwache vor der Kathedrale. Für ihre Arbeit wurden Spenden gesammelt.

Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in BayernBild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth würdigte den Gottesdienst als "großartiges Zeichen". Es sei "gut und wichtig", dass die Kirchen jetzt lauter würden und gerade auch Kardinal Marx sich mit Spenden und Predigten in der Frage so exponiere. Die Behauptung, die private Seenotrettung sei schuld daran, dass Flüchtlinge kämen, nannte sie "Irrsinn".

bru/haz (dpa/epd)

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