Eine Kindergarten-Studie aus der zweiten Pandemiewelle zeigt, dass Kitas keine Corona-Hotspots sind, wenn regelmäßig getestet wird. Dann fühlen sich auch Eltern und Kinder sicher.
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Lassen sich mindestens die Hälfte der Kinder in einer Tagesstätte zweimal wöchentlich auf das Coronavirus testen, ist die Gefahr einer unerkannten Infektionsübertragung so gering, dass auch in Pandemie-Zeiten eine kontinuierliche Kinderbetreuung sicher möglich ist.
Die Science-Studie bezieht sich zwar nicht auf Kindergartenkinder, sondern auf die Allerjüngsten, aber sie zeigt, wie wichtig Interaktion und Bewegung für die gesunde Entwicklung der Kinder ist: Babys, die in der Stadt New York während der Pandemie 2020 geboren worden sind, zeigten im Alter von sechs Monaten vor allem motorische Entwicklungsverzögerungen im Vergleich zu den Kindern, die vor der Pandemie geboren worden waren.
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Kita-Studie: 600 Kinder wurden über zwölf Wochen regelmäßig getestet
Zurück zur Kindergarten-Studie: Forschende der Universität Würzburg hatten von Oktober 2020 bis März 2021 fast 600 Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren auf ihrem Weg durch die zweite Corona-Welle begleitet.
Über einen Zeitraum von zwölf Wochen, unterbrochen durch einen längeren Lockdown, während dem die Kindertagesstätten komplett geschlossen waren, haben die Forschenden bei den Kindern und dem Betreuungspersonal regelmäßige Corona-Schnelltests durchgeführt, insgesamt etwa 5000 Tests.
Nur zwei Corona-Infektionsfälle gefunden
In der Probephase wurden nur zwei SARS-CoV-2 Infektionen nachgewiesen. Die Forschenden sehen das als einen deutlichen Hinweis, dass es in dieser Pandemie-Welle unter Kindern dieser Altersgruppe nur geringe Infektionsraten gab.
Wie Kinder die andauernde Pandemie erleben
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Die Forschenden geben allerdings zu bedenken, dass seitdem neue Virus-Varianten wie Delta und Omikron aufgetreten sind. Diese könnten auch unter Kindern zu höheren Infektionsraten führen.
Nichtsdestotrotz halten sie es für nicht notwendig, Kindertagesstätten komplett zu schließen. Vernünftige Test- und Hygienekonzepte könnten helfen, Infektionen zu minimieren und eine Ausbreitung einzudämmen.
Immer gleich zu Wochenbeginn auf COVID testen
Die Studie habe gezeigt, dass das regelmäßige Testen auch den Eltern und dem Betreuungspersonal ein hohes Sicherheitsempfinden vermittelt. Dies habe geholfen, die psychologischen Belastungen unter der Corona-Ausnahmesituation besser zu bewältigen.
Es sei allemal wichtig, den ersten von zwei wöchentlichen Tests stets am Wochenanfang durchzuführen. Die Testergebnisse müssten innerhalb von 24 Stunden vorliegen, was allerdings heutzutage bei Schnelltests unproblematisch ist.
Die größte Akzeptanz unter Kindern und Betreuungspersonal fand eine nicht invasive und schmerzfreie Testmethode: Die Kinder mussten dafür ihren Mund spülen und ausspucken. Der Test wurde mit dem Spülwasser durchgeführt. Wie Kindertagesstätten in der Praxis am besten beim COVID-Testen vorgehen, hat die Universität Würzburg in einem Leitfaden zusammengefasst.
Coronavirus-AHA-Regeln: Wie viel Abstand darf es bitte sein?
Abstand ist wichtig. Aber eine festgesetzte Abstandsregel wird der realen Ausbreitung von Viren nicht gerecht, sagen britische Forscher. Und die CDC warnt: Infektionen drohen schon nach wenigen Minuten.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck
Aber bitte mit Abstand!
Das sind die AHA-Regeln wie wir sie kennen: Abstand von 1,5 bis 2 Metern halten (in angelsächsischen Ländern: 6 Fuß), Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen. Doch das werde der komplexen Realität, wie sich Aerosole ausbreiten, nicht gerecht, schrieben Forscher aus Oxford und London (UK) sowie aus Cambridge (USA) in einer Analyse, veröffentlicht im British Medical Journal Ende August.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner
Wie jetzt?
Der britische Premierminister Johnson führte die Abstandsregeln in einem Klassenzimmer vor. Aber was heißt das jetzt genau? Müssen zwischen seinen Fingerspitzen und denen eines potentiellen weiteren Menschen auch nochmal 1,50 Meter liegen? Eigentlich wäre das logisch. Wenn ein Mensch aber schon mit zwei Armlängen 1,50 Meter misst, da kommen schnell mal Strecken von gut 4,50 Meter zusammen.
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Oder doch besser in Schaflängen rechnen?
Der isländische Verband der Schafzüchter hat eigene Regeln aufgestellt: Zwei Schafslängen sind sachgerecht zur Vermeidung einer Infektion. Ob die Alltagsmaske da wohl aus echter Schafswolle gestrickt ist? Dieser junge Schäfer im Senegal zieht dem Tier schon mal die Hammelbeine lang. Vielleicht will er herauszufinden, wie lang ein Schaf ist. Die Isländer wissen es schon: genau ein Meter.
Bild: AFP/J. Wessels
Natürliche Abstandhalter
So geht es natürlich auch. Die Standardlänge einer Hundeleine entspricht ziemlich genau den geltenden Corona-Regeln. Kann es da Zufall sein, dass in der englischsprachigen Welt für Orte an denen Leinenpflicht herrscht meist eine "sechs-Fuß-Leine" vorgeschrieben wird?
Bild: picture-alliance/chromorange
Woher stammt eigentlich die 2-Meter-Regel?
Das Autorenteam um die Professorin für Strömungsdynamik Lydia Bourouiba schreibt, dass die Regel veraltet sei. Der deutsche Mediziner C. Flügge habe 1897 diesen Abstand empfohlen. Sichtbare Tröpfchen, die er in diesem Bereich aufgefangen hatte, waren noch ansteckend. Eine andere Studie von 1948 zeigte, dass 90 Prozent ausgehusteter Streptokokken in Tröpfchen nicht weiter flogen als 1,70 Meter.
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Zwei Meter sind nicht genug
Die Studie von 1948 war im American Medical Journal erschienen. Sie zeigte auch, dass immerhin 10 Prozent der Streptokokken viel weiter flogen: Bis zu 2,90 Meter. Unter solchen Umständen wären vielleicht die Menschen auf dieser Wiese am Düsseldorfer Rheinufer sicher - wenn jeder zweite Kreis frei bleibt. Aber Moment mal! Es geht uns doch dar nicht um Streptokokken (Bakterien) sondern um Viren.
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Viren verbreiten sich über Aerosole
Viren sind viel kleiner als Bakterien und können damit stundenlang herumschweben und sich auch besser in der Raumluft verbreiten. Deshalb empfehlen die Forscher, nicht nur den Abstand zwischen zwei Menschen zum Sicherheitskriterium zu machen sondern noch weitere Faktoren: die Belüftung des Raumes, ob die Menschen Masken tragen, ob sie schweigen, leise sprechen oder singen und rufen.
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Bloß nicht singen oder husten
Zahlreiche Studien jüngeren Datums zeigen zudem, dass beim Husten regelrechte Virenpakete bis zu acht Meter weit geschleudert werden können. Auch lautes Sprechen oder Singen wirbelt einiges an Aerosolen und Tröpfchen in den Raum. Wird indes nur leise gesprochen, wie in einer Bibliothek und sitzen die Menschen dazu noch an der frischen Luft, können die Abstände wieder geringer sein.
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Wie lange bleibe ich in dem Raum?
Entscheidend für die Gefahreneinschätzung ist auch die Dauer des Aufenthalts in dem kontaminierten Raum und wie viele Menschen sich darin aufhalten. Aus all diesen Faktoren haben die Forscher ein Ampelmodell entwickelt. Das klare Ergebnis: In Räumen mit vielen Menschen sollte man sich grundsätzlich nur kurz aufhalten, gut lüften, Alltagsmaske tragen und leise sprechen.
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Auch eine Minute reicht, um sich zu infizieren
Auch sehr kurze Kontakte können reichen, um SARS-CoV-2 weiterzugeben. Die US-Gesundheitsbehörde CDC musste am 21. Oktober ihre Regeln verschärfen. Zuvor hatte sich ein Gefängniswärter bei Gefangenen angesteckt hatte, mit denen er niemals länger als wenige Minuten Kontakt hatte. Ab jetzt gilt als "enger Kontakt": unter zwei Meter, mindestens 15 Minuten aber kumuliert - über 24 Stunden.
Bild: picture-alliance/empics
Hier geht es auch ohne Maske
Hier zeigt die Ampel des britisch-amerikanischen Forscherteams indes grün: Ohne Maske ist es nämlich nur draußen auch über längere Zeit sicher, wenn wenige Menschen in der Nähe sind, alles gut belüftet ist und niemand viel spricht. Aber ob dann die 1,50 Meter reichen?