Die Klassik Stiftung Weimar geht 2018 mit seinen Exponaten auf Reisen. Die Aktivitäten stehen bereits unter den Vorzeichen des kommenden Jahres, in dem sich die Bauhaus-Gründung zum 100. Mal jährt.
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Die Klassik Stiftung Weimar sieht sich in einem "Jahr des Übergangs". Die für April 2019 vorgesehene Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums (Entwurf Foto oben) und die bis mindestens 2023 andauernde Sanierung des Weimarer Schlosses würden die Ressourcen der Stiftung bereits jetzt weitgehend binden, sagte Stiftungspräsident Hellmut Seemann am Freitag auf der Jahrespressekonferenz in Weimar.
Da es an geeigneten Ausstellungsmöglichkeiten mangele, gehe die Stiftung mit verschiedenen Exponaten auf Reisen. Als Beispiel nannte Seemann die Schau "Das Bauhaus Museum Weimar zu Gast", die in Thüringen auf das Gründungsjubiläum am 5. April 1919 hinweisen soll. Von 23. Februar an sei die Stiftung zudem an der Ausstellung "Du bist Faust. Goethes Drama in der Kunst" in der Kunsthalle München beteiligt.
Im laufenden Jahr startet laut Stiftung das Projekt "Bauhaus Imaginista", in dem globale Verflechtungen des Bauhauses nach Japan, China, Russland und Brasilien untersucht werden. Ergänzt wird das Projekt durch Workshops und Symposien in Indien, den USA, Marokko und Nigeria.
Mit rund 718.000 Besuchern der klassischen Weimarer Stätten habe die Stiftung im vergangenen Jahr um 30.000 unter den Zahlen von 2016 gelegenen. Als besondere Attraktionen hätten sich dabei das Goethe-Nationalmuseum, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und Schillers Wohnhaus erwiesen. Durch eine Anhebung der Eintrittspreise seien die Einnahmen der Stiftung trotz des Besucherrückgang auf 2,5 Millionen Euro gestiegen. Mit rund 51 Millionen Euro finanzierten Bund, Land und der Stadt Weimar die Stiftung.
Bauhaus: Revolution durch Gestaltung
Was gibt es Neues vom Bauhaus? 4500 Publikationen und etliche Ausstellungen gab es seit der Gründung 1919. 100 Jahre später wirkt das Design immer noch nach.
Der Begriff Designer ist relativ jung. Die Architekten, Maler, Musiker und Theaterschaffenden, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Weimar versammelten, nannten sich Gestalter. Design hieß früher schlicht "Alltagskunst". Die Bauhaus-Anhänger experimentierten auch mit neuen Herstellungsmethoden. Das Foto zeigt das "Einsetzen der zusammengedrückten Spannhülse in zwei Rohrelemente".
Bild: Collection Alexander von Vegesack, Domaine de Boisbuchet, France
Zeitlos aber, aber unbrauchbar
Wilhelm Wagenfeld entwarf 1924 diese Lampe. Sie ist eines der ersten Objekte, das die streng funktionalistische Bauhaus-Philosophie umsetzt. Leider platzte der Schirm, weil er zu heiß wurde, so dass die Lampe wieder neu gestaltet werden. Die Wagenfeld-Lampen werden auch heute hergestellt. Die Firma Tecnolumen produziert die einzige autorisierte Reedition der Wagenfeld-Lampen seit dem Jahr 1980.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Revolution des Schachspiels
Nicht nur die Wagenfeld-Leuchte, auch das Schachspiel des Bauhauses wurde zu einer Ikone des Designs. Das Besondere ist, dass die Figuren zu abstrakten Formen mutierten. Die neue Ästehtik ging in Serie und wurde zum Renner. Josef Hartwig entwarf das Schachspiel im Jahr 1923.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Vom Handwerk zum Industrieprodukt
Anfangs entstanden die neuen Möbel noch auf traditionell handwerkliche Art. Marcel Breuers sogenannter Lattenstuhl brachte den Durchbruch. 1922 war der Stuhl das erste Möbel, das aus standardisierten Bauteilen zusammengesetzt wurde und in Serie gehen konnte. Marcel Breuer entwarf auch das erste Stahlrohrmöbel (s. Bild).
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Schöner Wohnen als Grundrecht
Die Bauhaus-Gestalter wollten den Alltag der Menschen revolutionieren. Dem Muff des Biedermeier setzten sie eine klare Formensprache entgegen. Ursache war auch die Industrialisierung selbst, durch die ärmere Menschen obdachlos wurden. Serielle Warenproduktion hieß die Antwort des Bauhaus. Bauteile, die sich flexibel erweitern ließen, sollten zum Standard werden.
Bild: AYRBRB
So wohnte der Direktor
Adrian Sauer rekonstruierte zusammen mit Wilfried Kuehn historische Fotografien von Bauhaus-Interieurs. Das Direktorenhaus wirkt mit seiner Bücherwand beinahe etwas bürgerlich. So wie es das Foto zeigt, hat es nicht ausgesehen. Das ursprüngliche Foto von 1926 war schwarz-weiß. Sauer und Kühn haben recherchiert, welche Farben die Inneneinrichtung damals prägten und sie für ihre Abzüge benutzt.
Bild: VG Bild-Kunst Bonn, 2016
Bauhaus für alle
25.000 Legosteine braucht man - und schon hat man sein eigenes Möbelstück im Bauhausstil. Diese Anrichte entwarf eigentlich der Niederländer Gerrit Rietveld in den 1920er Jahren. Im Jahr 2010 hat sie das niederländische Design-Duo Kuniko Maeda and Mario Minale nachgebaut, in einer Auflage von 5 Möbelstücken.
Bild: Vitra Design Museum, Jürgen Hans
Inspiration Bauhaus
Das Bauhaus hat auch nachfolgende Generationen immer wieder beeinflusst. "Pipe Tisch und Stuhl" des deutsch-serbischen Designstars Konstantin Grcic von 2009 überführt die Designideen von damals in Produktionsweise und Ästhetik von heute. Das Design ist klar, funktional - und hoffentlich auch bequem.