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Kleine Filme ganz groß

Ingrid Arnold28. Mai 2003

Ursprünglich für das Internet produzierte Filme laufen mit wachsendem Erfolg auch als Programmblöcke in Kinos oder auf eigenen Festivals. Leinwandtauglich sind Flash-Filme allemal.

Helden in FlashBild: goober.nu

Die Revolution begann erst vor wenigen Jahren. Filme gab es nicht mehr nur im Kino oder Fernsehen zu sehen, sondern auch im Internet. Es wurden sogar extra Filme fürs Internet gemacht, kurz und kreativ als kleine Daten-Häppchen. Und eben diese digitalen Filme kommen nun auf die große Kinoleinwand, ob in Hamburg oder New York. Verkehrte Welt?

Flash ist ein speziell für das Internet entwickeltes Filmformat. Doch die Dateien sind nicht nur netz-, sondern auch leinwandtauglich. Denn im Gegensatz zu pixeligen Videobildern sind Flash-Filme vektorbasiert: Gespeichert werden nicht alle Bildpunkte, sondern nur Ankerpunkte, die mit Linien verbunden sind. Ist die Fläche dazwischen gefüllt, sind die Bilder unendlich vergrößerbar - und auch auf einer noch so großen Leinwand gestochen scharf.

Jedermann ein Filmemacher

Flash-Kino-Veranstaltungen gibt es mittlerweile in vielen Städten. Und neben eigenen Flash-Filmfestivals richten immer mehr Animationsfestivals Flash-Sektionen ein. Unter den Flash-Kino-Pionieren war Bitfilm aus Hamburg. 2000 hat die Firma den Flash-Award ins Leben gerufen. Für Aaron Koenig, Geschäftsführer und Festivalleiter des Bitfilm-Festivals, war Flash im Kino am Anfang "vor allem einfach": Nichts muss noch digitalisiert oder auf Filmmaterial kopiert werden. Das Kino lädt stattdessen die digitalen Filme aus dem Netz auf die Computerfestplatte und wirft sie dann mit einem Beamer auf die Leinwand.

Bild: rubberfish.com

Einzig die Tonqualität leidet im Kino manchmal unter der starken Komprimierung. Denn erst sparsame Bild- und Toninformationen ermöglichen die kurzen Ladezeiten der Film-Dateien. Die Beschränkungen des Internet haben so zu einer eigenen Bildsprache geführt: Die Formen sind in Flash-Filmen einfach und wiederkehrend, die Hintergründe sparsam. Flash kann man außerdem leicht lernen, und die Filme sind - theoretisch - schnell gemacht: der ideale Einstieg für "Talente, die in den klassischen Animationsfilm nie eingestiegen wären", so Koenig im Gespräch mit DW-WORLD.

Autorenwerke und Studioproduktionen

Flash wurde auch als ein neues Beispiel für die "Demokratisierung der Mittel" des Filmemachens begrüßt: Alles, was man braucht, ist das Programm Flash und ein Internetzugang. Die einfache Handhabung macht Autorenwerke einzelner Künstler ebenso möglich wie aufwändige Studioproduktionen. Die Stars der Szene kommen nicht nur aus den USA, sondern auch aus Skandinavien, Deutschland oder Frankreich. Animationsstudios wie Bechamel oder Moccu produzieren auch erfolgreich fürs Fernsehen - eine weitere Zukunftschance für Flash-Filme.

Trotz der Kinoerfolge benutzt aber niemand Flash, um Animationsfilme direkt fürs Kino zu machen. "Dafür gibt's bessere Programme", weiß Christof Husemanns von der Berliner "Flashkino"-Initiative; die Aufgabe von Flash sei es eben in erster Linie, kleine, netztaugliche Dateien zu erzeugen. Auf diesem Feld ist das Programm scheinbar unschlagbar. Erstmals 1996 als FutureSplash veröffentlicht, bekam die Animationssoftware im Folgejahr, mit der Übernahme ins Portfolio der US-amerikanischen Firma Macromedia, ihrem verkürzten Namen. Mittlerweile ist die sechste Flash-Generation auf dem Markt. Der so genannte Flash-Player schließlich ist heute auf über 98 Prozent aller Internet-Computer weltweit installiert.

Die Qual der Wahl

Und warum dann die Leinwandausflüge? Christof Husemanns wollte mit seinen Veranstaltungen ursprünglich den Kinozuschauern die Ladezeiten auf den heimischen Rechnern ersparen - aber auch "Unterhaltungstheater" bieten. Um außer der Fangemeinde aus Animationsfilmliebhabern und Kennern der Neuen Medien auch "normale" Kinogänger ins Flash-Kino zu locken, stellt Husemanns vor allem thematisch attraktive Pakete zusammen, von "Tierfilmen" bis zu psychedelischen Flash-Experimenten.

Hatte das Bitfilm-Festival in den ersten Jahren noch Schwierigkeiten, eine Kinostunde mit guten Flash-Filmen zu füllen, so habe es mittlerweile "die Qual der Wahl", erzählt Aaron Koenig. Die Szene hat sich professionalisiert, und die Filme erreichen eine Qualität, die über "Hallo, ich kann auch ein Männchen hin- und her schieben", so Koenig, weit hinaus geht.

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