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Kleine Inseln brauchen Flut-Schutz

Priya Esselborn, zzt. Port Blair13. Januar 2005

Die Andamanen und Nikobaren hat der Tsunami besonders hart getroffen. Wissenschaftler untersuchen deshalb, wie man die beiden Inselgruppen in Zukunft schützen kann. Deutschland will mit einem Frühwarnsystem helfen.

Andamanen und Nikobaren sollen ein Tsunami-Warnsystem bekommenBild: AP

Die Verunsicherung in Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen, ist groß. Über 120 Nachbeben haben die Region in den vergangenen zwei Wochen erschüttert. Der Grund: Vor dem Seebeben hat die indische Platte große Mengen an Energie angesammelt, die nun freigesetzt werden. P.M. Mohan, Direktor des Zentrums für Ozean- und Inselstudien in Port Blair, geht davon aus, dass es bis zu drei Monate dauern könnte, bis die Platte stabil sei.

Der Norden höher, der Süden tiefer

Womöglich liegt ein Teil der Nikobaren tiefer, ein anderer höher als vor der FlutBild: AP

Die Wissenschaftler vor Ort untersuchen zudem, was für Auswirkungen das Seebeben auf die verschiedenen Inseln der Andamanen und Nikobaren hatte. "Der Bruch in der Platte muss in der Region von Sumatra aufgetreten sein", sagt Mohan. "Durch einen Bruch wird ein Teil des Landes angehoben beziehungsweise abgesenkt und auf einen anderen Teil des Landes hat dies den umgekehrten Effekt."

Der südliche Teil der Andamanen könnte demnach mittlerweile tiefer, der nördliche Teil höher liegen als vor dem Beben – und zwar um durchschnittlich zwei Meter. Doch sind dies Spekulationen, die erst nach den Untersuchungen der Experten wissenschaftlich belegt werden können. Bis Ende Januar sollen Ergebnisse vorliegen.

Wohnen weit weg vom Wasser

Friedrich-Wilhelm Wellmer (l.), Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, und der Geowissenschaftler Peter Herzig, Leiter des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften, bei Beratungen über das Tsunami-WarnsystemBild: dpa

Sollte sich die These bewahrheiten, hätte dies weitreichende Folgen, sagt Mohan. Denn die Menschen würden sehr nahe an der Küste wohnen: "Wenn das Wasser tatsächlich höher steht, könnte es sein, dass überall dort, wo Häuser stehen, Überflutungen auftreten könnten." Die Menschen müssten also womöglich in höher gelegene Regionen umziehen.

Mohan geht von ein bis zwei Prozent der Bevölkerung aus, die eine derartige Maßnahme betreffen würde. Sie würden nicht nur ihre Häuser verlieren: Hinzu kämen die ökologischen Auswirkungen. Ganze Landstriche könnten zu marinen Zonen werden. Auch die Korallenriffe könnten durch den Tsunami zerstört worden sein.

Technik und traditionelles Wissen

Eine Katastrophe wie der Tsunami vom 26. Dezember 2004 tritt nach Ansicht von Mohan nur alle 20 bis 25 Jahre auf. Dennoch müssten nun schnellstmöglich Frühwarnsysteme entwickelt werden, um solche Desaster zu verhindern. Denn die Zeitspanne, bis ein Tsunami auf die Küste trifft, kann je nach Lage des Epizentrums des Seebebens mehrere Stunden betragen.

Mehrere Urvölkerstämme, die auf den Andamanen und Nikobaren leben, hätten zum Beispiel nach Ansicht von P.M. Mohan die Katastrophe fast unbeschadet überlebt. Sie besäßen ein uraltes Wissen über Veränderungen in der Natur. Das heißt, sie beobachten die Tiere und die Natur und spüren deshalb Katastrophen instinktiv. Verbunden mit einem effektiven wissenschaftlichen System, so Mohan, könnten diese Kenntnisse die Lösung der Zukunft sein.

Frühwarnsystem braucht noch Jahre

Wie hier in Sri Lanka, haben auch auf den Nikobaren und Andamanen viele Menschen nahe am Wasser gewohnt. Wahrscheinlich müssen sie umziehen.Bild: AP

Die Bundesregierung hat den Staaten am Indischen Ozean schon ein Frühwarnsystem angeboten. Das hat Bundeskanzler Schröder am 13. Januar mit mehreren Ministern und Wissenschaftlern in Berlin besprochen. Demnach sollen Satelliten und Sensoren am Meeresboden den Ozean überwachen und mögliche Seebeben sofort melden. Auch Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme sollen dem System auffallen. Das Konzept wird in Japan bei der UN-Konferenz zur Reduzierung von Katastrophenschäden (18. bis 22.1.2005) vorgestellt.

Allerdings kostet allein die technische Einrichtung 25 Millionen Euro, die Bundesregierung will den Staaten dabei unter die Arme greifen. Doch die Einrichtung braucht drei Jahre. Und in den betroffenen Ländern müsste Personal für die Datenauswertung geschult und Kommunikationswege aufgebaut werden. Die Forscher in Deutschland rechnen damit, dass das zehn Jahre dauern wird.

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