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Kleinkredite für eine bessere Umwelt

29. März 2010

Die Begeisterung für den Hustai-Nationalpark war anfangs nicht besonders groß - bis die Menschen dort gemerkt haben, dass er neben gesunder Natur noch etwas bringt: Geld.

Dramatischer Herbsthimmel an der Abzweigung zum Hustai Nationalpark (Foto: DW)
Der Hustai-Nationalpark: Rinder müssen draußen bleibenBild: DW

Die Mongolei wird gerne als "Land des blauen Himmels" bezeichnet. In Ulan Bator mit seinen eineinhalb Millionen Einwohnern kann man darüber nur müde lächeln. Die Sonnenstrahlen müssen sich allzu oft mühsam den Weg durch den dichten Smog bahnen - vor allem im Winter. Dann fallen die Temperaturen oft monatelang unter minus 40 Grad. Kein Wunder, dass Ulan Bator als kälteste Hauptstadt der Welt gilt.

Hat man erst einmal den Smog Ulan Bators hinter sich gelassen, glaubt man sich in ein Naturparadies versetzt.

Blauer Himmel über Ulan Bator: im Winter rarBild: DW

Etwa eineinhalb Stunden Autofahrt entfernt liegt der Hustai-Nationalpark. Um die Schönheit des rund 50.000 Hektar großen Nationalparks zu erhalten, ist ein Konzept entwickelt worden, das die Beweidung durch Nutzvieh ausschließt. Um den Park herum wurden Pufferzonen eingerichtet. Hier wird intensiv mit der Bevölkerung gearbeitet, um sie in das Konzept des Parks einzubinden. So wird es möglich, dass die Menschen vom Hustai-Park profitieren. Sie können tierärztliche Leistungen für ihre Tiere in Anspruch nehmen. Und mehr noch: Sie können Mikrokredite beantragen, die ihnen zusätzliche Einkommensmöglichkeiten verschaffen.

Kredite im unterschiedlichen Format

Mit Minikrediten werden Energiesparöfen entwickeltBild: DW/von Hein

Herr Uuld ist der Leiter des Pufferzonenrats. Über diesen werden den Menschen hier Mikrokredite mit zwei unterschiedlichen Kreditrahmen angeboten, erklärt Uuld: "Wir haben in jedem der drei Distrikte, die in der Pufferzone liegen, einen Mikrokredit-Fonds eingerichtet. Diese Fonds geben Kredite an Viehzüchter oder arme Menschen in der Pufferzone." Diese Kredite können bis zu 500 Euro betragen und werden für ein Jahr zu einem sehr niedrigen Zins vergeben: nur 0,5 Prozent pro Monat. Diese Darlehen haben einen großen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände geleistet, meint Uuld. Zudem gebe es noch den Fond des Pufferzonenrats mit einem Volumen von rund 150.000 Euro. Größere Kredite von bis zu 5000 Euro für 3 Jahre seien möglich, erzählt Uuld weiter.

Die Viehzüchter investieren inzwischen in die Qualität ihrer Herde, nicht mehr allein in die Quantität. Einige Menschen haben begonnen, Gemüse für den lokalen Markt oder den Verkauf in Ulan Bator anzubauen. Wieder andere haben kleine Betriebe gegründet.

Von der Käserei profitieren auch die Viehzüchter

In der kleinen Stadt Altanbulag hat der 68-jährige Hadaa eine Käserei aufgebaut: "In dieser Stadt gibt es rund 8000 Kühe. Im Sommer gibt es hier sehr viel Milch. Deshalb habe ich beschlossen, diese Milch aufzukaufen und zu Käse zu verarbeiten. Und so habe ich dann dieses Haus gebaut und die Ausrüstung beschafft."

Hadaa, Käsemacher in AltanbulagBild: DW/von Hein

Hadaa hat rund 10.000 Euro in seine Käserei investiert. Der Kredit der Hustai-Nationalpark-Stiftung half nicht nur, vier Arbeitsplätze in Hadaas Käserei zu schaffen. Die Käserei wurde auch ein wichtiger Abnehmer für die Milch der Tierhalter: "Die Züchter sind sehr, sehr froh über die Käserei. Denn im Sommer haben sie nicht genug Abnehmer für ihre Milch. Und weil es sehr heiß ist, wird die Milch schnell sauer", sagt Hadaa.

Uuld, der Leiter des Pufferzonenrats, erinnert sich daran, dass die rund 6000 Menschen in der Pufferzone ursprünlich alles andere als begeistert von der Einrichtung des Nationalparks waren. Mittlerweile sind die Leute aber froh, in der Pufferzone zu leben: "Weil sie vom Park profitieren - durch Projekte und auch durch die Mikrokredite. Und sie sehen, dass ihr Lebensstandard steigt", sagt Uuld. Heute verstehe die Lokalbevölkerung die Bedeutung des Naturschutzes. "Und sie haben jetzt das Gefühl, sie können die Natur schützen und gleichzeitig ihre Lebensumstände verbessern."

Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Zhang Danhong