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Kleopatras Liebe und koscherer Wodka

26. März 2004

Die EU-Erweiterung wird auch die Küche Europas verändern. Auf welche Spezialitäten darf man sich freuen, welche sind für den eher speziellen Gaumen, welche hat die EU auf den Index gesetzt? Eine lukullische Rundreise.

L-ikla t-tajba! Dobrou chut! Jó étvágyat!Bild: Illuscope

MALTA: Die traditionelle maltesische Küche ist eher rustikal. Als Leibspeise gilt das Kaninchen - gebraten, gegrillt oder auch als Eintopf. Die "Witwensuppe" besteht hingegen nicht aus den naheliegenden Zutaten, sondern ist eine Gemüsesuppe mit Ziegenkäse. Ansonsten ist die Nähe Italiens auf der Speisekarte unverkennbar. Doch Vorsicht, auch die Briten haben kulinarische Spuren hinterlassen ...

POLEN: Wodka ist nicht nur eine Spezialität, das "Wässerchen" ist Teil des polnischen Nationalstolzes. Im Ausland ist vor allem der mit einem Halm Bisongras versetzte und leicht zimtig schmeckende "Zubrowka" bekannt - "Frauenwodka", wie echte polnische Machos meinen. Ein Blick in polnische Spirituosenabteilungen zeigt: Es gibt Dutzende von Marken, sogar koscheren Wodka - der, wie Kenner schwören, deutlich weniger Kopfschmerzen verursacht. Und den man noch besser verträgt, wenn man dazu die berühmten polnischen Wurstspezialitäten isst. Besonderen Schutz als regionale Spezialität soll "Oscypek", der pikante geräucherte Schafskäse aus Südpolen, in der EU genießen. Einziges Problem: Auch die Slowaken setzen auf Schafskäse als Exportschlager.

Wodka-Mixgetränke sind "in"Bild: AP

SLOWAKEI: Der Schafskäse Bryndza (Brimsen) wurde von der EU als landestypische Spezialität anerkannt und darf nur von der Slowakei exportiert werden. Außerhalb der Slowakei ist Bryndza, abgesehen von manchen Teilen Österreichs, bisher kaum bekannt. Der Käse bildet auch die Grundlage für das slowakische Nationalgericht "Bryndzove Halusky", Nockerln aus Kartoffelteig mit Speck und Schafskäse, das man Touristen gerne als Symbol für das traditionell eher ärmliche slowakische Essen serviert.

BALTIKUM: Bisher haben sich nationale Leckerbissen aus Estland, Lettland oder Litauen noch nicht auf dem gesamteuropäischen Markt durchsetzen können. Man isst viel Schweine-, Lamm- und Rindfleisch. Dazu: Beeren und, vor allem, Pilze. "Blinys", die es überall im Baltikum gibt, sind kleine Pfannkuchen - meist mit saurer Sahne oder Fisch gefüllt. Traditionelle Spezialitäten sind aber von den gestrengen EU-Richtlinien bedroht: So werden die frischen Blutwürste, die auch Innereien enthalten, künftig wohl nur unter der Ladentheke angeboten. Auch Riesensalamis sind gefährdet, weil sie in den Urinbeuteln von Schweinen getrocknet werden. Joghurt- und Käsespezialitäten aus Frischmilch stehen ebenfalls auf dem Prüfstand.

Bild: AP

SLOWENIEN: Am bekanntesten ist das speziell für Feiertage gebackene Brot in Form geflochtener Laibe oder in Form von Zöpfen, die sogenannten "Struklji", die von den Slowenen auf 70 verschiedene Arten zubereitet werden: mit süßer Füllung, mit Fleisch und Gemüse. Der "Cvicek" ist den Slowenen so wichtig, dass sie bei den EU-Beitrittsverhandlungen hart und schließlich erfolgreich um eine dauerhafte Ausnahmeregelung gekämpft haben: "Cvicek" ist eine Mischsorte aus Rot- und Weißwein mit einem sehr niedrigem Alkoholgehalt von rund fünf Prozent, was den EU-Normen für Weine nicht entspricht. Durch die Ausnahmeregelung werden die Slowenen weiterhin Cvicek als Wein produzieren, verkaufen und trinken können. Optimisten hoffen, dass er zu einem Verkaufsschlager werden könnte.

TSCHECHIEN: Die Tschechen trinken ganz gerne - zum Beispiel einen Pflaumenbrand, besser bekannt unter seinem tschechischen Namen "Sliwowitz". Oder die "dreizehnte Quelle" des Kurortes Karlovy Vary, gemeint ist der Kräuterlikör "Becherovka". Und natürlich Bier, das tschechische Nationalgetränk schlechthin: Es ist üblich, dabei zwischen zehngrädigem und zwölfgrädigem Bier, zwischen "desitka" und "dvanactka", zu unterscheiden. Aber natürlich gibt es dazu auch etwas zum Essen: Die tschechische Nationalküche rühmt sich vor allem ihrer Semmel- und Obstknödel, reichhaltigen Suppen und Saucen, sowie Buchteln und Kuchen.

Bild: Transrapid international

UNGARN: Die Ungarn mögen Fleisch: Debrecziner Würstchen und natürlich die Salami sind weltberühmt. Zahlreiche fleischverarbeitende Fabriken werden aber nach der EU-Erweiterung schließen müssen, weil sie den vorgeschriebenen Hygienestandards nicht entsprechen. Sorgen gab es zunächst auch wegen der Weinmarke "Tokajer" und dem Obstschnaps "Palinka". Den Tokajer dürfen die Slowaken nach erbitterten Streit nun ebenfalls unter diesem Namen produzieren. Die Slowakei hatte dies beansprucht, weil drei slowakische Dörfer, in denen Wein produziert wird, direkt an der Grenze zum ungarischen Tokajer-Gebiet liegen. Fast wäre es dem Palinka ähnlich gegangen, weil im benachbarten Rumänien auch zwei- bis dreifach gebrannter Obstschnaps unter dem Namen produziert wird.

Bild: Bilderbox

ZYPERN: Zypern setzt auf Wein: Der berühmte "Kommandaria", der den Zyprioten als der beste Süßwein der Welt gilt, lässt Hoffnungen auf steigende Exporte blühen. Das Rezept stammt angeblich von einem Ritter des mittelalterlichen Johanniter-Ordens - doch auch im Altertum war der süße Wein bekannt. "Die Süße Deiner Liebe gleicht dem Weine Zyperns", soll Markus Antonius seiner geliebten Kleopatra, Kaiserin von Ägypten, ins Ohr geflüstert haben. (sams)