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Klima-Experten schlagen Alarm

Marcel Fürstenau13. April 2014

Der Ausstoß von Treibhaus-Gasen nimmt weiter zu und damit die Gefahr globaler Katastrophen. Das ist die schlechte Nachricht im neuen Bericht des Weltklimarats. Die gute Nachricht: Es gibt noch Hoffnung - für kurze Zeit.

Das chemische Zeichen für Kohlenstoffdioxid, CO², in Flammen (Foto: Boris Roessler dpa/lhe)
Bild: picture-alliance/dpa

Erderwärmung: Klimarat fordert schnelles Handeln

01:42

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Allen Anstrengungen zum Trotz ist es der Weltgemeinschaft nicht gelungen, die klimaschädlichen CO²-Emissionen zu reduzieren. Im Gegenteil: Der Ausstoß von Treibhausgasen hat im Zeitraum 2000 bis 2010 stärker zugenommen als in jeder Dekade seit 1970. Zu diesem Ergebnis gelangen die Experten des Weltklimarats in ihrem jüngsten Bericht, der in Berlin vorgestellt wurde.

Trotz der düsteren Aussichten lautet der Titel des in englischer Sprache verfassten Reports "Abschwächung des Klima-Wandels" ("Mitigation of Climate Change"). Damit wollen die Autoren um den Deutschen Wissenschaftler Ottmar Edenhofer betonen, dass es noch Möglichkeiten zur Umkehr gibt. Die jetzt vorgelegte Analyse mit Handlungsempfehlungen für die Politik ist der dritte Teil einer umfassenden Darstellung zum Klima-Wandel. Der erste Teil wurde im vergangenen Jahr in Stockholm veröffentlicht, der zweite Bericht vor wenigen Wochen in Yokohama.

Um den Anstieg der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, ist dem internationalen Autoren-Team zufolge ein Mix politischer und technischer Maßnahmen nötig. Nur wenn der Schwellenwert von zwei Grad nicht überschritten wird, können nach Ansicht von Klima-Experten die schon heute immer stärker spürbaren Natur-Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren begrenzt werden. "Die wissenschaftliche Botschaft ist klar: Um gefährliche Störungen des Klima-Systems zu vermeiden, können wir nicht so weitermachen wie bisher", sagt Klima-Forscher Edenhofer.

Mindestens 40 Prozent weniger CO² bis 2050

Nur wenn bis Mitte dieses Jahrhunderts eine Verringerung der Treibhaus-Gase um 40 bis 70 Prozent im Vergleich zu 2010 gelingt, halten die Experten des Weltklima-Berichts das Zwei-Grad-Ziel noch für erreichbar. Am Ende des 21. Jahrhunderts darf es den Szenarien der Forscher zufolge so gut wie keine Treibhaus-Gase mehr geben, wenn für Mensch und Umwelt die Chance auf eine lebenswerte Zukunft erhalten bleiben soll. Unter einer ambitionierten Abschwächung des Klima-Wandels verstehen die Experten allerdings mehr als die bloße Reduzierung des CO²-Ausstoßes. Ottmar Edenhofer, der Kubaner Ramón Pichs-Madruga und Youba Sokona aus Mali halten auch eine CO²-freie Atmosphäre für unentbehrlich.

Edenhofer und Rajendra Pachauri stellten in Berlin den Bericht vorBild: picture-alliance/AP

Das Autoren-Trio lässt keinen Zweifel daran, dass die Weltgemeinschaft schnell handeln und ein Bündel von Maßnahmen ergreifen muss, wenn sie die dramatische Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius begrenzen will. Dabei geht es zunächst um das bescheidene Ziel, die Konzentration von Treibhaus-Gasen zu stabilisieren, also nicht weiter ansteigen zu lassen. Zu schaffen wäre das nach Überzeugung der Klima-Experten nur bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Dazu gehören vor allem die Erzeugung und der Verbrauch von Energie, die Produktion von Gebrauchsgütern und Nahrungsmitteln, Verkehr und Wohnen.

Schlüssel zum Erfolg: Internationale Zusammenarbeit

Großes Potenzial sehen die Wissenschaftler in den Bereichen Energie-Effizienz und Aufforstung. CO²-arme Technologien könnten sich positiv auf die Kosten auswirken, die für die Abschwächung des Klimawandels aufgewendet werden müssen, erklärt Pichs-Madruga. Der schonende Umgang mit Landflächen sei eine weitere Schlüssel-Komponente. Weniger Entwaldung und das gleichzeitige Pflanzen neuer Bäume können den Erkenntnissen der Wissenschaftler zufolge den Anstieg von CO²-Emissionen stoppen oder sogar umkehren. Mehr noch: Durch gezielte Aufforstung kann dem aktuellen Weltklima-Bericht zufolge der Atmosphäre Treibhaus-Gas entzogen werden.

Den gleichen Effekt versprechen sich die Wissenschaftler von einer Kombination aus Biomasse und der unterirdischen Speicherung von CO². Allerdings weisen sie auch auf die Risiken solcher Techniken hin. Die Kernaufgabe bestehe darin, "den Ausstoß von Treibhaus-Gasen vom Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum abzukoppeln", fasst der malische Klima-Experte Sokona den neusten Bericht des Weltklimarats zusammen. Und sein deutscher Kollege Edenhofer ergänzt: "Internationale Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um die Erderwärmung abzuschwächen."

Kostenvergleich von klimafreundlichen Technologien. Inzwischen haben Erneuerbare die Nase vorn.

NGOs sehen Politik in der Pflicht

Die gleiche Meinung vertreten zahleiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Sabine Minninger, Klima- und Energie-Expertin des kirchlichen Netzwerks "Brot für die Welt", erwartet dabei von Deutschland eine führende Rolle. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe nun beim UN-Klima-Gipfel im September in New York die Möglichkeit zu zeigen, "dass sie die Botschaft des Weltklimarats verstanden hat". Was die Bundesregierung von den Empfehlungen hält, will Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Montag auf einer Veranstaltung in Berlin erläutern. Eingeladen ist auch der deutsche Klima-Experte Edenhofer.

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