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Politik

Klimaproteste zwischen Nord- und Südpol

29. November 2019

Bereits zum vierten Mal hat die Bewegung Fridays for Future zu Demonstrationen für einen besseren Klimaschutz aufgerufen. Weltweit stehen die Proteste im Zeichen der Weltklimakonferenz, die in Kürze in Madrid startet.

Deutschland Klimaprotest Fridays for Future in Berlin
Klimaprotest am Brandenburger Tor in Berlin Bild: Reuters/H. Hanschke

Zum Auftakt weltweiter Klimastreiks sind in Australien Tausende Schüler und Studenten auf die Straßen gegangen. Sie folgten dem Aufruf der Bewegung Fridays for Future, die bereits mehrere Massenproteste für einen besseren Klimaschutz organisiert hat. Auf Plakaten und in Sprechchören forderten die Demonstranten in Sydney und anderen australischen Städten die Politik auf, mehr zur Bekämpfung der Erderwärmung zu unternehmen. Ihrer Regierung warfen sie Untätigkeit vor. Sie sei daher mitschuld an den Buschbränden, die seit Wochen in Australien wüten. Auch in Asien und der Pazifikregion folgten Demonstranten dem Protestaufruf. In Japans Hauptstadt Tokio zogen Hunderte Demonstranten durch den betriebsamen Stadtteil Shinjuku. 

Sitzstreik von Umweltaktivisten in SydneyBild: Reuters/AAP Image/S. Saphore

Proteste auf dem Eis

Selbst in den Polargebieten schlossen sich Forscher den internationalen Klimaprotesten an. Sowohl auf dem arktischen Eis vor dem deutschen Forschungsschiff "Polarstern" als auch vor der deutschen Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis demonstrierten Wissenschaftler für mehr Klimaschutz. Das zeigten Bilder, die eine Wissenschaftlerin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, Melanie Bergmann, auf Twitter teilte. 

Auch in zahlreichen deutschen Städten sind Klima-Aktivisten der Fridays-for-Future-Bewegung zu Demonstrationen zusammengekommen. In Berlin zogen mehrere Tausend Teilnehmer zum Brandenburger Tor. Zum Auftakt des Aktionstages waren einige Umweltaktivisten in die Spree gesprungen, um symbolisch ein im Wasser treibendes Klimapaket zu retten. 

Klimaaktivisten in der SpreeBild: Reuters/H. Hanschke

Besagtes Klimapaket der Bundesregierung geht den Demonstranten nicht weit genug. Es wurde zudem in Teilen durch den Bundesrat vorerst abgelehnt. Für Deutschland fordert Fridays for Future unter anderem, unverzüglich alle Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas zu streichen sowie die Leistung von Kohlekraftwerken um ein Viertel zu vermindern. Zudem müsse sich Deutschland bis 2035 komplett mit erneuerbaren Energien versorgen.

Aktivisten kritisieren Klimanotstand der EU 

Das Thema Erderhitzung treibt derzeit auch die EU um. Die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat starke Anstrengungen gegen den Klimawandel versprochen. Und das EU-Parlament hatte am Donnerstag den "Klimanotstand" für Europa ausgerufen. Eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten sprach sich dafür aus, als erster ganzer Kontinent überhaupt einen solchen Notstand zu erklären. Das soll nach Wunsch der Abgeordneten die Dringlichkeit des Themas zeigen - konkrete Folgen hat der Schritt aber vorerst nicht. Fridays for Future reichte das nicht. "Dass die EU den Klimanotstand ausruft, ohne zu handeln, ist, wie wenn die Feuerwehr im Einsatz nur noch 'Es brennt!', schreit, statt zu löschen", schrieb die Gruppe auf dem deutschen Twitter-Account.

Greta Thunberg an Bord eines Katamarans auf dem Rückweg nach Europa (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/The Virginian-Pilot/R. Ostermaier

Die Klimaproteste gehen auf einen Protest der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg zurück, die sich viele Menschen in aller Welt im Kampf gegen die Klimakrise zum Vorbild genommen haben. Thunberg selbst wird den Protesttag an einem ungewohnten Ort verbringen: Die 16-Jährige segelt gerade auf einem Katamaran über den Atlantik zurück, um an der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz sowie an einem großen Protest in Madrid am kommenden Freitag teilnehmen zu können.

Ob sie es zeitlich schafft, ist unklar. Bis zum Donnerstag hatte sie etwas mehr als zwei Drittel der Strecke geschafft. Thunberg warb am Donnerstag via Twitter für den Protesttag: "Im September sind 7,5 Millionen Menschen rund um den Globus auf die Straße gegangen. Morgen machen wir das nochmal." Jeder werde gebraucht, jeder sei willkommen.

Folgen der Erwärmung schon spürbar

Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um ein Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt. Zu den fatalen Folge zählen mehr extreme Wetterereignisse, also je nach Region mehr Hitzewellen, Dürren und Waldbrände, aber auch verheerende Stürme, Überschwemmungen und Starkregen.

Ein neuer Monitoringbericht der Bundesregierung zeigte zudem, dass die Folgen der Erwärmung auch in Deutschland spürbarer werden und sich immer besser belegen lassen. Demnach hat sich die mittlere Lufttemperatur hierzulande von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht. Dadurch kommt es unter anderem zu mehr Gesundheitsrisiken durch die Hitzebelastung, einem Anstieg der mittleren Oberflächentemperatur der Nordsee sowie zu stärkeren Ertragsschwankungen in der Landwirtschaft

bri/jj (dpa, rtr, epd)

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