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Klimaschutzranking: Erneuerbare boomen, noch zu viel Fossile

20. November 2024

Gute Nachrichten von der Weltklimakonferenz: Der Höhepunkt der globalen CO2-Emissionen soll bald erreicht sein. Grund: Der Boom erneuerbarer Energien. Doch noch tun die Staaten zu wenig für die Abkehr von Öl und Gas.

Windkraftanalgen im Wasser in Dänemark bei Sonnenaufgang vor der Hauptstadt Kopenhagen
Vorbild Dänemark: 83 Prozent des Stroms erzeugen Erneuerbare Energien, geheizt wird zunehmend mit Wärmpumpe, die Mobilität wird elektrisch Bild: Steffen Trumpf/dpa/picture alliance

Erneuerbare Energien sind in vielen Ländern auf der Überholspur- vor allem in den Industrie- und Schwellenländern. Allerdings halten laut aktuellem Klimaschutzranking noch zu viele Staaten an fossilen Brennstoffen fest. 

Veröffentlicht wird das Länderranking über Klimaschutzmaßnahmen, der sogenannte Climate Change Performance Index, seit 2005 jedes Jahr zur Weltklimakonferenz. Verfasst wird er von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, dem Climate Action Network (CAN), einem Dachverband von mehr als 1500 umweltpolitischen Nichtregierungsorganisationen in 130 Ländern, und dem NewClimate Institute mit Sitz in Köln und Berlin. 

Bewertet werden im Klimaschutzindex 63 Länder plus die Europäische Union – und damit die Länder, die für 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind.

"Erneuerbare Energien: kostengünstig und sicher" 

"Die Welt befindet sich an einem Wendepunkt. Der Höhepunkt der globalen Emissionen ist in greifbarer Nähe. Jetzt ist es entscheidend, dass wir einen schnellen Emissionsrückgang einleiten. Eine drastische Reduzierung der Emissionen ist die einzige Maßnahme, die weitere gefährliche Folgen des Klimawandels verhindern kann. Die Zeit läuft", sagte Co-Autor Niklas Höhne vom NewClimate Institute bei der Vorstellung des Berichts auf der Weltklimakonferenz in Baku.  

"Große Teile der Welt haben erkannt, dass Erneuerbare Energien eine kostengünstige und sichere Wahl für die Energieversorgung sind", sagt Hauptautor Jan Burck von Germanwatch. "Vor allem im Stromsektor sind Erneuerbare Energien auf der Überholspur. Hinzu kommt eine zunehmende Elektrifizierung der Mobilitäts-, Wohn- und Industriesektoren." 

Zugleich zeigt der Klimaschutzindex, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA sei dieser mitentscheidend dafür gewesen, "Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven", sagt Höhne. Auch gehörten die vier letztplatzierten im Klimaschutzranking - Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland - zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. "Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liegt unter drei Prozent. Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar", so Höhne. 

"Guter" Klimaschutz in Marokko, Teilen der EU, den Philippinen, Indien und Chile

Bewertet werden von den Expertinnen und Experten die Fortschritte der Länder bei der Reduktion von Treibhausgasen, beim Ausbau Erneuerbarer Energien, beim Energieverbrauch und in der Klimapolitik. Durch klar festgelegte Kriterien sind die Länder in ihrem Engagement für den Klimaschutz vergleichbar. 

Die ersten drei Plätze beim Klimaschutzranking bleiben wie schon so oft leer, denn keines der untersuchten Länder tut genug zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und erreicht die Bewertung "sehr gut". 

Mit Rang 4 nimmt Dänemark unter den 63 Ländern und der EU wie den Vorjahren den vordersten Platz ein, dahinter folgen die Niederlande und Großbritannien. 

Großbritannien ist in diesem Jahr einer der größten Aufsteiger im Ranking und konnte sich im Vergleich zum Vorjahr um 14 Positionen verbessern. Der Grund liegt im Ausstieg aus der Kohle in diesem Jahr und der Zusage der neuen Labour-Regierung, keine neuen Lizenzen für fossile Brennstoffprojekte zu vergeben. Großbritannien ist damit zugleich ein Vorreiter unter den großen Industrienationen (G7).

Ebenfalls ein "gut" erhalten noch Norwegen, Schweden, Luxemburg, Estland und Portugal, außerdem das bevölkerungsreichste Land der Welt, Indien, sowie die Philippinen, Marokko und Chile. 

EU, Deutschland, Ägypten und Brasilien nur "mäßig" beim Klimaschutz

Die EU als Ganzes kann ihre Vorjahresplatzierung ungefähr halten (Rang 17) und erhält ein "mäßig". Die Klimaschutzpläne des sogenannten Green Deals der EU bewerten die Autorinnen und Autoren als großen Fortschritt in der Klimapolitik. Allerdings reichten die bisher ergriffenen Maßnahmen noch nicht aus. 

Die größte Volkswirtschaft der EU, Deutschland, erhält ebenfalls ein "mäßig" (Rang 16) und verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze. "Obwohl bei den Erneuerbaren Energien erhebliche Fortschritte erzielt wurden, führt die politische Untätigkeit im Verkehrs- und Gebäudesektor noch immer zu hohen Emissionen", sagt Co-Autorin Thea Uhlich.

Mit "mäßig" wurden zudem neun weitere Länder Europas bewertet sowie Ägypten und Nigeria in Afrika, Brasilien, außerdem Kolumbien in Amerika sowie Vietnam, Thailand und Pakistan in Asien.  

Seit Oktober 2024 steht auch dieses letzte Kohlekraftwerk still: Großbritannien macht nach 142 Jahren Schluss mit der Kohlekraft und ist hier Vorreiter unter den großen Industrieländern (G7)Bild: Molly Darlington/REUTERS

USA und China: Gipfel der CO2-Emissionen erreicht? 

China und die USA verschmutzen die Atmosphäre weltweit am stärksten mit dem Treibhausgas CO2 (Kohlendioxid) und bekommen die Bewertung "sehr schlecht". 

"Während Bidens Inflation Reduction Act und andere Maßnahmen in den USA positive Impulse für Erneuerbare setzen konnten, sind die Emissionen pro Kopf mit 15,8 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr noch immer sehr hoch", erklärt Höhne.

Zudem sei die die Wahl von Donald Trump "sicher keine gute Nachricht", so Höhne. "Aber wie stark eine künftige Trump-Regierung die Klimapolitik zurückwerfen wird, bleibt abzuwarten. Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten."

"In China erleben wir einen beispiellosen Boom bei den Erneuerbaren Energien und der Höhepunkt der Emissionen scheint nahezu erreicht zu sein. Das wäre ein echter Meilenstein und ein wichtiger Treiber weltweit", sagt Jan Burck von Germanwatch. Im ersten Quartal dieses Jahres sanken dort die CO2-Emissionen erstmals und das ohne Konjunkturflaute.

"Aber um die immensen Emissionen des Landes nachhaltig und zügig zu senken, brauchen wir jetzt eine klare Abkehr von fossilen Energien, erklärt Burck. Diese sei zwar noch nicht zu erkennen, doch das könne sich mit dem anstehenden neuen Fünf-Jahres-Plan ändern. "Für China ist das eine Riesenchance, internationales Ansehen zu gewinnen - gerade im Kontrast zur künftigen Regierung der USA."  

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