Es könnte sich tatsächlich etwas tun beim Klimaschutz. Das geht aus dem Klima-Index hervor, der die Bemühungen der Staaten mit dem größten C02-Ausstoß untersucht. Deutschland liegt dabei nur im Mittelfeld.
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Verhalten optimistisch mit Blick auf eine bevorstehende Wende im Klimaschutz zeigten sich die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch und das Klima Aktionsnetzwerk (Climate Action Network). Beim Weltklimagipfel in Paris stellten beide Organisationen ihren Klimaschutz-Index vor. Sie sähen "starke Anzeichen für einen beginnenden Umbau der Energiesysteme", sagte Jan Burck, einer der Hauptautoren von Germanwatch.
Ihren Optimismus begründen sie mit zwei globalen Tendenzen. Obwohl die Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr weiter gewachsen sei, sei der Anstieg des Kohlendioxid-Ausstoßes (CO2) schwächer geworden oder sogar zum Stillstand gekommen. Zweitens sind den Autoren zufolge 2013 und 2014 weltweit mehr Stromerzeugungskapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien aufgebaut worden als in Kohle-, Gas-, Öl- und Kernenergie zusammen.
Was kann man für den Klimaschutz tun?
Drei Viertel aller globalen Treibhausgase entstehen bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, ein Viertel durch Landwirtschaft und Abholzung. Wie kann man Klimagase vermeiden? Was kann jeder tun? Wir geben 10 Tipps.
Bild: picture-alliance/dpa
1. Raus aus Kohle, Öl und Gas
Die meisten Klimagase kommen aus Kraftwerken, Industrie und dem Verkehr. Das Heizen von Gebäuden verursacht ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen. Wer Energie effizient nutzt und Kohle, Öl und Gas durch erneuerbare Energien ersetzt, schützt das Klima.
Bild: picture-alliance/dpa
2. Sauberen Strom selbst erzeugen
Strom muss inzwischen nicht mehr aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken kommen. Es gibt Alternativen - und die sind inzwischen sogar meist deutlich preiswerter. Strom lässt sich leicht selber produzieren und auch mehr als man selbst braucht. Auf den Dächern gibt es für Solarmodule viel Platz, die Technik ist etabliert.
Bild: Mobisol
3. Gute Ideen unterstützen
Immer mehr Kommunen, Firmen und Genossenschaften investieren in erneuerbare Energien und verkaufen sauberen Strom. Dieser Solarpark gehört Saerbeck. Die deutsche Gemeinde mit 7200 Einwohnern produziert mehr Strom als sie braucht und ist ein Vorbild für die zukunftsweisende dezentrale Energieversorgung. Hier ist gerade eine Delegation aus den USA zu Besuch und erfährt wie das geht.
Bild: Gemeinde Saerbeck/Ulrich Gunka
4. Kein Geld für klimaschädliche Unternehmen
Immer mehr Bürger, Pensionsfonds, Versicherungen, Universitäten und Städte ziehen ihr Geld aus fossilen Brennstoffunternehmen ab. Münster ist in Deutschland die erste Stadt, die sich der sogenannten Divestment-Bewegung angeschlossen hat. Weltweit haben sich mittlerweile über 180 Städte und Universitäten dazu verpflichtet. Die globale Bewegung hat viel Dynamik, auch weil jeder mitmachen kann.
Bild: 350.org/Linda Choritz
5. Umsteigen auf Rad, Bus und Bahn
Fahrräder, Bus und Bahn sparen viel CO2. Im Vergleich zum Auto ist ein Bus fünf Mal klimafreundlicher und ein elektrisch betriebener Zug mit Ökostrom sogar über 20 Mal. In Amsterdam fahren die meisten Bürger Rad. Die Stadt fördert mit breiten Radwegen und Fahrradstraßen diesen Verkehr und ist Vorbild für andere Städte.
Bild: DW/G. Rueter
6. Nicht fliegen
Fliegen ist äußerst klimaschädlich. Die Fakten zeigen das Dilemma: Zur Einhaltung des Klimaziele sollte jeder Erdbewohner im Durchschnitt nur noch rund eine Tonnen CO2 pro Jahr verursachen. Ein Hin- und Rückflug zwischen Berlin und New York verursacht pro Person jedoch schon eine Klimawirkung von 6,5 Tonnen CO2. In den Urlaub sollte man deshalb nicht mehr fliegen.
Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen
7. Weniger Fleisch essen
Für das Klima ist auch die Landwirtschaft ein Problem. Beim Reisanbau und in den Mägen von Rindern, Schafen und Ziegen entsteht das sehr klimaschädliche Gas Methan. Kritisch sind Viehhaltung und weltweit wachsender Fleischkonsum auch wegen des zunehmenden Bedarfs an Soja für die Fütterung. Für den Soja-Anbau werden Regenwälder abgeholzt oder in Brand gesetzt.
Bild: Getty Images/J. Sullivan
8. Biolebensmittel kaufen
Besonders klimaschädlich ist Lachgas. Sein Anteil am globalen Treibhauseffekt liegt bei sechs Prozent. Es entsteht in Kraftwerken und Motoren, vor allem aber durch die Verwendung von Kunstdünger in der Landwirtschaft. Beim ökologischen Anbau ist das verboten und deshalb wird weniger Lachgas freigesetzt. Das hilft dem Klimaschutz.
Bild: imago/R. Lueger
9. Nachhaltig bauen und konsumieren
Bei der Herstellung von Stahl und Zement entsteht viel CO2, beim Wachstum von Holz und Bambus wird CO2 dagegen gebunden. Die bewusste Wahl von Baumaterialien hilft dem Klima. Das gleiche gilt für den Konsum. Für eine Massage und Frisur braucht man keine fossile Energie, für einen Plastikbecher etwas und für ein neues Auto viel.
Bild: Oliver Ristau
10. Verantwortung übernehmen
Wie kann man Treibhausgase vermeiden, damit Kinder und Enkel keine katastrophalen Folgen der Erderhitzung erleben? Diese Schüler sind fasziniert von sauberer Energie und sehen sie als Chance für ihre Zukunft. Jeder kann helfen, dass dies gelingt.
Bild: Gemeinde Saerbeck/U.Gunnka
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Wie wird's gemacht
Der Index vergleicht die Bemühungen um den Klimaschutz der 58 Staaten, die für 90 Prozent der energiebedingten CO2-Ausstöße verantwortlich sind. Er berücksichtigt den allgemeinen Kurs des Landes in der Klimapolitik, wie viele Treibhausgase ausgestoßen werden und wie sehr sich das Land bemüht erneuerbare Energien auszubauen. Zusätzlich gaben 300 Experten ihre Einschätzung ab.
Die Plätze eins bis drei wurden nicht vergeben. Nach Meinung der Autoren unternimmt kein Land genug, um den Klimawandel zu verhindern. Spitzenreiter ist zum fünften Mal in Folge Dänemark, gefolgt von Großbritannien und Schweden.
Deutschlands Politik beschert bessere Platzierung
Deutschland befindet sich mit Platz 22 im Mittelfeld, konnte sich aber um drei Plätze vom bisher schlechtesten Ergebnis im vergangenen Jahr verbessern. Der Ausstoß von CO2 durch Braunkohle sei weiterhin hoch, aber durch die Politikbewertung habe sich Deutschland gesteigert. Germanwatch lobte den Einsatz von Umweltministerin Barbara Hendricks für einen deutschen Kohleausstieg in den nächsten 20 bis 25 Jahren. Wohlwollend bewerten die Autoren auch, wie sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für einen weltweit geringeren Ausstoß von Treibausgasen einsetzt.
Positiv hebt der Bericht die USA hervor, die 12 Plätze gut machen konnten. Sie liegen damit auf Rang 34. Das Land bemühe sich um "ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen". Schlusslichter sind Saudi-Arabien (61), Kasachstan, Australien, Japan, Südkorea und Kanada. Australien und Kanada waren schon in Vorjahr am Ende der Liste, hätten durch Regierungswechsel aber Chancen auf Verbesserung. Japan hätte sich in fast allen Kategorien verschlechtert, in Südkorea seien die Emissionen gestiegen.