Klimaschutz-Ranking: Fortschritte trotz Widerstand
18. November 2025
Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen sind weltweit Fortschritte beim Klimaschutz sichtbar: Die Pro-Kopf-Emissionen sinken leicht, erneuerbare Energien wachsen massiv. Und über 100 Länder haben inzwischen Klimaziele für Netto-Null-Emissionen, das zeigt der aktuelle Ländervergleich im Climate Change Performance Index (CCPI).
Doch das Tempo reicht nicht für die Ziele des Pariser Klimaabkommens, so der Report: Bis 2030 müssen die Emissionen halbiert, fossile Energien schneller beendet und die Klimafinanzierung erhöht werden.
"Unser Index zeigt in einzelnen Kategorien wie Emissionen oder Erneuerbare Energien deutlich mehr Länder als früher mit guten oder sogar sehr guten Ergebnissen", so CCPI-Autorin Thea Uhlich. "Wir sehen aber gerade auch bei den Großemittenten – den G20-Staaten – dass die positiven Tendenzen für Erneuerbare Energien und Elektrifizierung zu spät begannen, um bereits die notwendigen Emissionsreduktionen zu erreichen."
Die USA erhielten diesmal in allen Kategorien "Sehr schlecht". Unter Präsident Trump rutschte das Land um acht Plätze ab auf Rang 65 – nur Iran (66) und Saudi-Arabien (67) wurden noch schlechter bewertet.
"Die größten Öl- und Gasförderländer zeigen keine Anzeichen für eine Abkehr von fossilen Brennstoffen als Geschäftsmodell. Das bedeutet, dass sie eine Chance verpassen, sich der Zukunft zu stellen", betont Uhlich.
Das Ranking wird jährlich von Germanwatch und dem Forschungsinstitut NewClimate erstellt. Bewertet werden 63 Länder und die EU, die zusammen über 90 Prozent der globalen Emissionen verursachen.
Kein Land "sehr gut" – 13 Länder "gut"
Die ersten drei Plätze bleiben leer. Kein Land erfülle die Pariser Ziele vollständig, so die Autoren. Doch es gibt einige überraschende "Vorreiter, die ehrgeizige Leistungen zeigen", sagt CCPI-Autor Niklas Höhne.
So erreicht Pakistan als einziges Land ein "Sehr gut" bei Pro-Kopf-Emissionen. Marokko erreicht bei den Erneuerbaren die Bewertung "gut", hat niedrige Emissionen und investiert stark in den öffentlichen Verkehr. Spitzenreiter beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sind Norwegen, Dänemark und Schweden.
In der Gesamtwertung erhielten 13 Länder die Note "gut", angeführt von Dänemark (4), GB (5), Marokko (6), Chile (7), Portugal (12), Spanien (14), Pakistan (15) und Rumänien (16).
EU und Deutschland fallen zurück
18 Länder sind "mäßig". Die EU- Länder erzielten sehr gemischte Ergebnisse und der Block rutscht insgesamt auf Platz 20, Deutschland auf Platz 22 - die schlechteste Bewertung seit sechs Jahren. Gründe: Rückschritte in der Klimapolitik, Fokus auf Erdgas und fehlende Maßnahmen in Verkehr und Gebäuden. "Gut" liegt Deutschland nur noch bei der Energienutzung.
Mit dem Klimaschutzprogramm müsse "die Regierung in den kommenden Wochen entscheidende Weichen stellen, um wieder auf Kurs zu kommen", sagt CCPI-Autor Jan Burck.
Indien fällt auf Platz 23 wegen steigender Emissionen und fehlendem Kohleausstiegsplan. Brasilien verbessert sich leicht auf Platz 27 dank Fortschritten bei Erneuerbaren und Klimadiplomatie, trotz Kritik an neuen Ölprojekten.
Schlusslichter und Trendwende in China
17 Länder werden im Ranking mit "schlecht", 16 "sehr schlecht" bewertet. Am Ende stehen Saudi-Arabien, Iran, die USA und Russland. "Wir haben eine Gruppe von Petrostaaten, die das fossile Zeitalter um jeden Preis fortsetzten will: Arabische Staaten, die USA, Russland, teilweise auch Kanada und Australien." Doch die Mehrheit der G20 Staaten wolle das nicht, sagt Autor Burck.
Auch China steht im Ranking "sehr schlecht" (Platz 54), zeigt aber wachsende Fortschritte bei E-Mobilität und Erneuerbaren.
"Wir sehen klare Anzeichen, dass der Emissionshöhepunkt in China bald erreicht sein könnte", sagt Höhne. "Nun ist entscheidend, dass China nicht nur weiter in Rekordzeit grüne Technologien ausbaut, sondern dabei auch zügig aus den Fossilen aussteigt. Letzteres passiert bisher noch zu wenig."
In der Kategorie Klimapolitik liegt China in der Spitzengruppe der G20 Länder, so wie auch das Brasilien, der Gastgeber der diesjährigen Klimakonferenz.