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Politik

"Klimastreik" bringt Hunderttausende zusammen

24. Mai 2019

Es ist kein Zufall, dass die Proteste pünktlich zur EU-Wahl stattfinden. Die Politik soll wachgerüttelt werden. Die Bewegung hat eine klare Botschaft. Sie lautet: "Gebt uns eine Zukunft!"

Deutschland Fridays for Future - Freiburg
Bild: picture-alliance/Winfried Rothermel

Mehrere Hunderttausend überwiegend junge Menschen haben unmittelbar zur Europawahl ein Zeichen im Kampf gegen die Erderwärmung gesetzt. Allein in Deutschland beteiligten sich nach Angaben der Bewegung Fridays for Future 320.000 Menschen an der zweiten Auflage eines globalen Klimaprotesttages - so viele wie noch nie.

In der Hamburger Innenstadt demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 17.000 Menschen, laut den Veranstaltern waren es bis zu 25.000. In Berlin sprachen die Organisatoren von mehr als 15.000 Teilnehmern. In Freiburg zählte die Polizei zwischen 8000 und 10.000, in Kiel 7000, in der Studentenstadt Münster 6000. Auch in München, Frankfurt und anderen deutschen Großstädten war die Teilnehmerzahl vierstellig.

"... weil ihr uns die Zukunft klaut"

Vielerorts hielten Demonstranten Schilder mit Aufschriften wie "Klimaschutz statt Kohleschmutz" und "Es gibt keinen Planeten B" in die Höhe. Nahezu überall war der Slogan "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" zu hören.

Nach dem Vorbild der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg gehen Schüler und junge Studierende seit Monaten am Freitag - während der Schulzeit - für mehr Klimaschutz auf die Straße. Dass die Proteste während der Unterrichtszeit stattfinden, hat in Deutschland zu einer Debatte geführt, in die sich auch Kanzlerin Angela Merkel eingeschaltet hat. Sie befürwortet die Klimastreiks, auch wenn diese in die Unterrichtszeit fallen.

Doch trotz dieses Votums der Kanzlerin ist der Umgang der großen Parteien im Kampf gegen die Aufheizung des Planeten auf den Prüfstand gekommen. Zuletzt wurde ein Video des Youtubers Rezo millionenfach geklickt, in dem er unter anderem die Klimapolitik der CDU kritisiert. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte vermutlich auch deshalb eine entschlossenere Klimapolitik der Bundesregierung. "Wir brauchen Entscheidungen, in der Klimapolitik wie anderswo", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Proteste rund um den Globus

An den jüngsten Klimastreiks beteiligten sich Menschen in der ganzen Welt. Den Anfang machten wegen der Zeitverschiebung mehrere neuseeländische Städte, darunter Christchurch und die Hauptstadt Wellington. Nicht nur Schüler, sondern auch zahlreiche Erwachsene marschierten bei den Protesten mit. Im australischen Melbourne legten sich Hunderte Teilnehmer aus Protest regungslos auf die Straße. Märsche folgten dann in Ländern wie Thailand, den Philippinen und Indien. Selbst im kriegsgebeutelten Syrien versammelten sich rund 50 Menschen zu einem kleinen Protest, in der türkischen Metropole Istanbul waren es 80.

Die Mahnung ist klar: Es gibt den Planeten Erde nicht noch einmalBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

In allen 28 EU-Staaten gingen Demonstranten auf die Straße, auch in Irland und Tschechien, wo am Freitag für die EU-Wahl abgestimmt wurde. Im italienischen Mailand kamen mehr als 30.000 Demonstranten zusammen, im belgischen Brüssel waren es rund 7500.

"Gebt uns eine Zukunft"

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg rief in ihrer Heimatstadt Stockholm zu einem grundsätzlichen Umdenken auf, um das Klima zu retten. "Wir stehen vor einer existenziellen Krise. Wir müssen Veränderungen in allen Ebenen der Gesellschaft sehen. Wir bitten euch Erwachsene, gebt uns eine Zukunft!"

Fridays for Future fordert, dass die Politik beim Thema Klima auf die Wissenschaft hört, dass sie die Ziele des Pariser Weltklimaabkommens einhält und mit entschiedenen Maßnahmen dazu beiträgt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Tatsache ist: Schon heute ist es auf der Erde etwa ein Grad Celsius wärmer als vor der Industriellen Revolution.

haz/jj (dpa, afp, rtr) 

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