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Politik

Eine Police gegen Wirbelsturm

14. November 2017

Ein kleiner Baustein, aber sinnvoll: Deutschland und andere Länder wollen Klimaversicherungen voranbringen und öffnen auf der Bonner Konferenz dafür nochmal die Geldbörse.

Puerto Rico Hurrikan Maria
Bild: Reuters/NASA

Komplizierte Abkürzungen und Namen gibt es auf Klimakonferenzen viele. Auch diese gehört dazu: "InsuResilience" heißt die Initiative, die die Zahl der Klimaversicherungen in den armen Ländern erhöhen will. Der Namen ist eine Kombination der Wörter "Insurance" (Versicherung) und "Resilience" (Widerstandsfähigkeit). Und meint damit: Die Menschen in den armen Ländern dürfen nicht gleich ihre ganze Existenz verlieren, wenn durch den Klimawandel verursachte Schäden eintreten. Und  sie müssen schon vorher gegen mögliche Schäden besser gewappnet sein.

Eine zwei Jahre alte Idee

Entstanden ist die Idee vor zwei Jahren auf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern. Deutschland, Großbritannien und Frankreich wollten bis 2020 rund 400 Millionen Menschen in den Ländern des Südens gegen Klimaschäden versichern. Mittlerweile haben sich viele andere Länder angeschlossen, auch einige UN-Organisationen und die Weltbank sind mit an Bord. Rund 550 Millionen Dollar haben sie alle schon eingesammelt, jetzt gaben Deutschland nochmal 125 Millionen und Großbritannien 30 Millionen Dollar. Rund 100 Millionen Menschen weltweit haben schon eine solche Klimaversicherung.

Viele Menschen in Entwicklungsländern verlieren...Bild: Getty Images/AFP/L. Chamoiseau

Hilfe gegen Dürren, Geld für ein neues Boot

Die sind grundsätzlich sehr verschieden, wie Thomas Silberhorn, Staatsekretär im deutschen Entwicklungsministerium, erläutert. Fischer im Südpazifik können sich gegen den Verlust ihrer Boote versichern, Bauern in Afrika gegen die Dürre: "Wenn aufgrund der Dürren die zweite Ernte ausfällt und auch die dritte schwierig wird, dann darf man nicht erst zuwarten, bis die Hungerkrise eskaliert, sondern dann muss man vorher investieren, um zum Beispiel Saatgut zu beschaffen."

Doppelt so viele Schäden wie noch vor gut 40 Jahren

Wie dramatisch die Lage in vielen armen Ländern ist, schildert Ingrid-Gabriela Hoven vom deutschen Entwicklungsministerium: "Heute gibt es doppelt so viele Naturkatastrophen wie noch 1980." Wenn es zu Naturereignissen komme, verlören die Menschen oft ihr gesamtes Hab und Gut. Eine Versicherung könnte das ändern, und: "Wenn der Schadensfall eintrifft, sind die Menschen und ihre Staaten nicht mehr Bittsteller an die internationale Gemeinschaft." Und weiter: Viele Versicherungen verlangen Wetterdaten des jeweiligen Landes und erhöhen so die Aufmerksamkeit für die Folgen des Klimawandels.

...bei einer Naturkatastrophe ihre gesamte Lebensgrundlage.Bild: Reuters/C.G. Rawlins

Umweltgruppen: Im Grundsatz gut, aber..

Klimaversicherungen sind eine Initiative, die die Umweltgruppen grundsätzlich begrüßen. Allerdings dürften die reichen Länder durch ihre Spenden nicht aus ihrer eigentlichen Verantwortung entlassen werden, nämlich selbst Klimagase zu verringern, so Sabine Minninger, Klimaexpertin für "Brot für die Welt": "Eigentlich dürfte das nicht nur auf freiwilliger Basis geschehen, sondern wer die Atmosphäre verschmutzt, der muss natürlich auch für die Schäden aufkommen. Und das sehen wir in Bonn gerade nicht. Die reichen Länder haben sich hier nicht darauf eingelassen, für die Schäden weltweit aufzukommen, die sie der Atmosphäre zufügen", sagt Minninger der DW. Und auch Jan Kowalzig von Oxfam ergänzt, wenn die Versicherungen nur bestimmte Folgen des Klimawandels abfedern könnten und nicht die Erderwärmung aufhalten, könnten die Versicherungen nur "ein Baustein einer gesamten Klimarisikoagenda" sein. Aber ein sinnvoller dann doch.

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