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Klimawandel: Die andere Debatte in Davos

Andreas Becker23. Januar 2015

Sind Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung wichtiger als Klimaschutz? Nein, meinen viele Teilnehmer des WEF in Davos, obwohl noch immer die Weltkonjunktur die Gespräche beherrscht.

Symbolbild Ozonloch
Bild: picture-alliance/dpa

Die Weltwirtschaft wächst schwächer als erwartet. Auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos steht die Frage, wie die Konjunktur belebt werden kann, im Mittelpunkt vieler Gespräche. Die Europäische Kommission plant ein Investitionspaket von rund 300 Milliarden Euro.

Auch in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wird massiv investiert, vor allem in die Infrastruktur. Der Schutz von Umwelt und Klima gerät dabei jedoch oft ins Hintertreffen, beklagt Ban Ki-Moon, der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN): "Infrastruktur und Nachhaltigkeit werden als zwei getrennte Themen gesehen. Das sehen wir bei den G20-Treffen, bei anderen internationalen Gipfeln, und selbst hier beim Weltwirtschaftsforum", so Ban in Davos. "Gegen diese beunruhigende Trennung müssen wir etwas unternehmen."

Riesige Investitionen

Das Volumen der Investitionen ist gewaltig. "In den nächsten 15 Jahren müssen weltweit 90.000 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur investiert werden", sagt Paul Polman, der Chef des niederländisch-britischen Konsumgüterkonzerns Unilever. "Wenn man das richtig macht, kann man gleichzeitig die Probleme des Klimawandels lösen und das Wachstum stärken."

Auch Jim Yong Kim, Chef der Weltbank, betont die Vereinbarkeit der scheinbar gegensätzlichen Ziele Wachstum und Klimaschutz. "Durch ineffiziente Gebäude und Fabriken verlieren wir viel Geld. Wenn wir nur diese ganz offensichtlichen Dinge in Angriff nehmen würden, die allen zugute kommen, dann wäre die weltweite Wirtschaftsleistung zwischen 1800 und 2600 Milliarden Dollar größer", so Kim. "Eigentlich ist das nicht kompliziert. Wenn man das genau durchrechnet, sieht es nicht mehr wie ein Widerspruch aus."

Emissionshandel

Luftverschmutzung durch CO2-Emissionen müsse einen Preis haben, forderte Weltbank-Chef Kim. Mit dieser Forderung ist er nicht allein: Beim UN-Klimagipfel Ende 2014 in Lima sprachen sich viele Länder und mehr als 1000 Firmen dafür aus.

Auch in ärmeren Ländern könne schon jetzt viel gegen den Klimawandel unternommen werden, sagte der Wirtschafts-Nobelpreisträger Michael Spence. "Die Subventionierung von Energiekosten, die in vielen Entwicklungsländern verbreitet ist, hat katastrophale Folgen, weil sie die wirtschaftliche Entwicklung in eine falsche Richtung lenkt", so Spence, der an der New York University lehrt. "Zum Glück sind viele Länder dabei, diese Politik zu beenden."

Die ärmsten Teile der Weltbevölkerung sind besonders von Klimawandel und Umweltzerstörung betroffen. "Durch Erosion und Abholzung haben wir einen großen Teil unserer Wälder verloren", sagt Ruandas Präsident Paul Kagame. Inzwischen gebe es Programme zur Wiederaufforstung. "Wir haben Wege gefunden, wie man Landwirtschaft und den Schutz der Wälder miteinander verbinden kann", so Kagame.

Die Zeit drängt

Auch in Davos wurde häufig erwähnt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, will man die Folgen des Klimawandels auf ein erträgliches Maß reduzieren. "Wir müssen jetzt schnell handeln - das ist durch zahlreiche Analysen belegt", sagt Ökonom Michael Spence. "Es gibt gerade viel öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema, Menschen demonstrieren sogar dafür."

Nicht nur reden, auch handeln - in diesem Jahr gibt es für die internationale Gemeinschaft dazu viele Gelegenheiten. Im Juli findet in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung statt, im September dann in New York der UN-Gipfel zu den nachhaltigen Entwicklungszielen. Den Abschluss macht Ende des Jahres dann die große UN-Klimakonferenz in Paris.

"Ich glaube nicht, dass diese Jahr schlecht läuft", sagt Spence. "Aber wenn doch, haben wir eine weitere Riesenmöglichkeit verpasst."

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