Gustav Klimts letztes Porträt "Dame mit Fächer" hat bei einer Auktion in London 74 Millionen Pfund erzielt und damit den bisherigen Rekord in Europa gebrochen.
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Es ist das letzte Porträt, das der österreichische Künstler Gustav Klimt (1862-1918) vor seinem Tod malte. Nun ist seine "Dame mit Fächer" am Dienstag (27.06.2023) im Londoner Auktionshaus von Sotheby’s unter den Hammer gekommen. Mit 74 Millionen Pfund (86 Millionen Euro) erzielte es einen Europarekord. Den Rekord für den höchsten Preis bei einer Kunstauktion in Europa hielt bislang Alberto Giacomettis Skulptur "Walking Man I", die Sotheby's im Jahr 2010 für 65 Millionen Pfund versteigert hatte.
Als Gustav Klimt im Februar 1918 mit gerade mal 55 Jahren starb, stand das Bild noch auf der Staffelei in seinem Atelier. Das Werk "Dame mit Fächer" zeigt das Porträt einer namenlosen Frau, möglicherweise einer Wiener Tänzerin. Der Künstler schuf es ohne Auftrag - ungewöhnlich für den als Porträtmaler gefragten Klimt. In dem Bild greift Klimt auf chinesische Motive zurück. Er malt den Phönix als Symbol für Glück, Unsterblichkeit und Wiedergeburt. Lotusblüten stehen als Symbole der Reinheit und Liebe.
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Auch Werke von Picasso und Monet in der Auktion
Das wertvolle Stück wurde bei der "Modern & Contemporary Evening Auction" von Sotheby's in London verkauft. Auch Kunstwerke weiterer namhafter Künstler wurden an diesem Abend versteigert, etwa von Pablo Picasso oder Claude Monet. Doch Klimts Porträt stellte sie im Auktionserlös deutlich in den Schatten.
"Es zeigt Klimt auf dem Höhepunkt seines kreativen Schaffens, indem er auf Bilder aus Asien zurückgreift, von denen er besessen war", sagte Helena Newman, Chairman von Sotheby's Europa und Leiterin der Abteilung impressionistische und moderne Kunst, der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist sehr selten, dass ein Klimt-Gemälde dieser Qualität und dieses Kalibers zur Auktion kommt."
Die Website von Sotheby's gab sich nicht weniger überschwänglich: "Gustav Klimts betörende Darstellungen von Frauen haben ihn zum berühmtesten Maler des weiblichen Porträts des frühen zwanzigsten Jahrhunderts gemacht“, hieß es da. "Klimts Frauen stellen die wichtigste Werkgruppe in seinem Oeuvre dar und gehören zu den wahrhaft ikonischen Bildern der modernen Kunst". Laut Sotheby’s ist das Gemälde, das zuletzt 1994 zum Verkauf angeboten wurde, eines von wenigen Porträts Klimts in Privatsammlungen.
Porträtmaler und Meister des Jugendstils: Gustav Klimt
Zu viel nacktes Fleisch – um 1900 schockte Gustav Klimt mit seinen Gemälden das prüde Wien. Und doch riss man sich um den Maler, dessen goldgetränkte Bilder auch mehr als 100 Jahre nach seinem Tod noch faszinieren.
Bild: picture-alliance/R. Hackenberg
"Dame mit Fächer" unter dem Hammer
Das vermutlich letzte Gemälde, das der österreichische Künstler (1862-1918) vor seinem Tod malte, wird jetzt von Sotheby’s in London versteigert. Es könnte laut Auktionshaus die Rekordsumme von etwa 65 Millionen Pfund (73,3 Millionen Euro) erbringen. Als Gustav Klimt 1918 mit nur 55 Jahren starb, stand das Bild noch auf seiner Staffelei. Es zeigt eine namenlose Frau.
Bild: Wiktor Szymanowicz/AA/picture alliance
Kunst statt Gravur
Eigentlich sollte Gustav Klimt (1862-1918) Goldgraveur wie sein Vater werden, doch nach einem Stipendium an der Wiener Kunstgewerbeschule schlug er eine Karriere als Maler ein. Sein Geld verdiente er zunächst mit Vorhang- und Deckengemälden. Hier sieht man Klimt im Alter von 52 Jahren.
Bild: picture alliance/Imagno
Deckengemälde mit Putte
Zusammen mit seinem Bruder Ernst und seinem Kollegen Franz Matsch betrieb Gustav Klimt die sogenannte "Künstlercompagnie". Gemeinsam fertigten sie dieses und weitere Deckengemälde in der Hermesvilla an, einem Nebenschloss der Kaiserin Sisi von Österreich. Nicht nur ihre Privatgemächer, auch das Turnzimmer war mit Arbeiten der Künstlercompagnie bestückt.
Bild: picture-alliance/IMAGNO/Wien Museum
Skandal um drei Fakultäten-Gemälde
1894 malte Klimt drei Deckenbilder für die Universität Wien. Doch die Professorenschaft war entsetzt über seine Darstellungen der Fakultäten "Jurisprudenz", "Philosophie" und "Medizin": die Frauen seien "zu nackt", "zu erotisch". Nach einem langen Streit um die Freiheit der Kunst kaufte Klimt die Bilder 1905 zurück. Ende des 2. Weltkriegs verbrannten sie, übrig blieben nur diese Fotografien.
Der Beethovenfries
1897 gründete Klimt mit Gleichgesinnten die "Wiener Secession", die den traditionellen Kunststil ablehnte. Den konservativen Wienern musste er erneut Zugeständnisse machen und das Geschlechtsorgan seines Theseus auf dem Plakat zur ersten Ausstellung der Secession mit Zweigen bedecken. Auch sein Beethovenfries von 1902 erregte Anstoß - weil Schamhaare zu sehen sind.
Bild: picture-alliance/Rainer Hackenberg
Landschaftsbilder aus der Sommerfrische
Weniger bekannt sind die Landschaftsbilder, die in der jährlichen Sommerfrische am Attersee im Salzkammergut entstanden. Zwischen 1900 und 1916 reiste der Maler regelmäßig in die Region und schuf hier die meisten seiner rund 50 Landschaftsgemälde. Ein wiederkehrendes Motiv war dabei Schloss Kammer (Bild). Zum 150. Geburtstag des Malers wurde am Attersee 2012 das Gustav Klimt Zentrum eröffnet.
Bild: picture-alliance/akg-images
Die Sonnenblume
Wenn Klimt die Natur auf der Leinwand bannte, brauchte er keine Vorskizzen. Seine "Sonnenblume" entstand 1907. Das Gemälde war lange im Privatbesitz des Wiener Kunstsammlers Peter Parzer. Er starb 2010 und hatte in seinem Testament verfügt, dieses und andere Bilder dem Museum Belvedere zu hinterlassen. Damit verfügt das Haus über 24 Klimt-Gemälde.
Bild: picture-alliance/akg-images
Sonja Knips und eine Flut von Tüll
Neben Landschafts- und Deckenbildern schuf Gustav Klimt Porträts und verdiente dabei nicht schlecht. 20.000 Kronen kostete es die Herren des Großbürgertums, die Gemahlin wie ein Schmuckstück in Szene setzen zu lassen. Für das Doppelte konnte man sich damals eine Villa samt Einrichtung leisten. Das Bildnis von Sonja Knips von 1898 deutet schon an, wie Klimt sich vom Realismus seiner Frühwerke löst.
Bild: AP
Die Goldene Adele
Als er 1907 die Gattin eines Zuckerfabrikanten, Adele Bloch-Bauer, auf die Leinwand bannte, hätte sich sein Auftraggeber wohl kaum träumen lassen, dass das Bild fast 100 Jahre später für den damaligen Rekordpreis von 135 Millionen Dollar an den US-Unternehmer Ronald Lauder verkauft werden würde. Da war es kurz zuvor erst von der Österreichischen Galerie Belvedere an die Erben restituiert worden.
Seine "Goldene Periode" machte Klimt weltberühmt. Inspiriert wurde er dazu auf einer Reise nach Ravenna, wo er in den Kirchen die goldenen byzantinischen Mosaike bewunderte. "Der Kuss" von 1908 ist wohl das bekannteste Bild dieser Phase. Heute zählt es zu den am meisten reproduzierten Motiven der Kunstgeschichte - auf Kaffeetassen, Krawatten und Stoffbeuteln.
Bild: Belvedere Wien/Basiliscus Production
Klimt und die Frauen
"Danae", eine Figur aus der griechischen Mythologie, war um 1900 ein beliebtes Künstler-Motiv. Auch Klimt verewigte sie in einem seiner bekanntesten Gemälde. Unbekannt ist allerdings, ob der Maler ein Verhältnis mit seinem Modell hatte. Mit mindestens drei Frauen zeugte er Kinder, auch mit einigen seiner großbürgerlichen Auftraggeberinnen unterhielt er Affären. Verheiratet war er nie.
Früher Tod mit 55
Auch wenn Klimts Gemälde beim Großbürgertum sehr begehrt waren, lehnte das k.k. Unterrichtsministerium es viermal ab, ihn zum Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien zu ernennen. Immerhin wurde er 1917 Ehrenmitglied - knapp vier Monate vor seinem Tod. Nach einem Schlaganfall starb Klimt (hier vor seinem Atelier) am 6. Februar 1918. Seine Kunst jedoch ist immer noch allgegenwärtig.
Bild: picture-alliance/IMAGNO/ÖNB/M. Nähr
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Kontroverse und Auswirkungen auf die Universität Wien
Klimts Hauptthema war der weibliche Körper. Seine Frauendarstellungen kombinieren häufig dekorative Ornamente und Muster mit einer mysteriösen Erotik. Damit beeinflusste Klimt den Jugendstil ebenso wie die moderne Kunst insgesamt. Bilsweilen lösten seine Werke Kontroversen aus, etwa als er um 1900 Gemälde für die Decke der Großen Aula der Universität Wien anfertigte. Verantwortlichen der Universität kritisierten sie als pornografisch. Klimt zog sich schließlich von dem Projekt zurück. Fortan nahm Klimt nie wieder öffentliche Aufträge an und malte nurmehr für private Auftraggeber.