Nach dem Ausscheiden des FC Bayern München bei der FIFA Klub-WM und der schweren Verletzung von Jamal Musiala stellen sich Fragen: Es geht um die sportliche Klasse, mögliche Transfers und die Zukunft von Max Eberl.
Jamal Musiala verletzt sich bei der FIFA Klub-WM schwer - wie geht es beim FC Bayern ohne ihn weiter?Bild: Peter Zay/Anadolu/picture alliance
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Wie ist das Abschneiden bei der Klub-WM zu bewerten?
Auch wenn der Wettbewerb bei vielen Fußballfans in Deutschland kaum oder gar kein Interesse weckt, so hätte der FC Bayern ihn dennoch gerne gewonnen. Das Aus bereits im Viertelfinale ist daher sportlich eine Enttäuschung.
Auch, dass man erneut gegen einen anderen europäischen Top-Verein verloren hat, kann den Klub-Verantwortlichen nicht gefallen. Schon in der Champions League gab es in der vergangenen Saison Niederlagen gegen Aston Villa, Feyenoord Rotterdam und Inter Mailand. Bei der Klub-WM kam vor dem Aus gegen PSG eine weitere Pleite gegen Benfica Lissabon hinzu.
Zwar war die schwere Verletzung Jamal Musialas im Spiel gegen Paris ein Schock, dennoch wurden die Bayern ihren sportlichen Ansprüchen gegen den Champions-League-Sieger nicht gerecht. In der Offensive fehlte die Durchschlagskraft, Torjäger Harry Kane blieb blass.
Immerhin hat sich der Auftritt der Bayern in den USA finanziell gelohnt. Sie reisen mit rund 53 Millionen Euro mehr auf dem Konto nach Hause.
Was sind Folgen der Verletzung von Jamal Musiala?
Der dribbelstarke Offensivspieler hat sich beim Zusammenprall mit PSG-Torhüter Gianluigi Donnarumma das Wadenbein gebrochen und das Sprunggelenk ausgerenkt. Dabei sind offenbar auch einige Bänder in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass eine Operation nötig wird und Musiala monatelang ausfällt.
Verhängnisvoller Zweikampf: Jamal Musiala verletzt sich beim Zusammenprall mit Gianluigi Donnarumma schwer am linken BeinBild: Rich von Biberstein/Icon Sportswire/IMAGO
Damit fehlt Trainer Vincent Kompany eine zentrale Figur seines Systems. Er hat keinen Spieler im Kader, der Musiala eins-zu-eins ersetzen könnte. "Es geht nicht nur darum, einen Spieler zu verlieren", sagte der Belgier. "Wir verlieren einen Kern unseres Spielstils. Jamal ist pures Talent, sein Ausfall wird spürbar sein."
Nun wiegt die Tatsache umso schwerer, dass die Bayern Florian Wirtz nicht nach München locken konnten. Auch die fehlende Bereitschaft, den Vertrag von Offensiv-Allrounder Thomas Müller noch einmal zu verlängern, erscheint nun in einem anderen Licht.
Wahrscheinlich wird Sportvorstand Max Eberl das Werben um Nationalspieler Nick Woltemade vom VfB Stuttgart nun intensivieren.
Warum tut sich der FC Bayern bei Transfers so schwer?
Bisher fällt die Bilanz der aktuellen Transferperiode für Eberl schlecht aus. Nach der gescheiterten Vertragsverlängerung mit Leroy Sané ist vor allem links in der Offensive Verstärkung nötig.
Die Verpflichtung von Wunschkandidat Nummer eins, Florian Wirtz, schien zunächst möglich, doch dann entschied sich der Leverkusener für den FC Liverpool. Er wolle "die Bundesliga verlassen und in die Premier League gehen", so Wirtz.
Zudem gab er den Bayern noch mit: "Ich wollte zu einem der Top-Drei-Klubs in der Welt und meiner Meinung nach war Liverpool einer davon." Die Münchener sind es dagegen in seinen Augen offenbar nicht.
Für München zu teuer: Spaniens Europameister Nico Williams verlängerte seinen Vertrag bei Athletic BilbaoBild: Miguel Oses/AP Photo/picture alliance
Nach Wirtz hätten die Münchener den spanischen Europameister Nico Williams gerne verpflichtet, doch der verlängerte letztlich bei Athletic Bilbao. Ohnehin wäre den Bayern die Ablösesumme, die sich Bilbao vorstellte, wohl zu hoch gewesen. Williams' Gehaltsforderungen waren es definitiv. Und der Spieler wäre wohl auch lieber zum FC Barcelona gewechselt als nach München.
Auch das Bestreben, Rafael Leao von der AC Mailand nach München zu holen, versandete. Zum einen, weil der Spieler zu teuer war, zum anderen, weil nicht alle Verantwortlichen des FC Bayern von den Qualitäten des Portugiesen überzeugt waren.
Weitere Kandidaten sind Bradley Barcola von Paris St. Germain und Luiz Diaz vom FC Liverpool, doch auch hier hakt es. Zwar haben beide Spieler Bereitschaft gezeigt, nach München zu wechseln, ihre Klubs haben einem Wechsel aber eine Absage erteilt.
Nun könnte Woltemade der "Königstransfer" werden. Allerdings verlangt der VfB Stuttgart eine horrende Ablösesumme von bis zu 100 Millionen, worauf sogar Eberl öffentlich die Frage stellte: "Ist Nick Woltemade das wert?"
Kann Stuttgarts Torjäger Nick Woltemade (2.v.r.) eine Verstärkung für den FC Bayern München sein?Bild: Max Vincen/Eibner-Pressefoto/IMAGO
Gleichzeitig ist fraglich, ob der schlaksige Stürmer nach nur einer guten Saison beim VfB bereit ist für den FC Bayern und ob die Münchener ihn überhaupt brauchen.
Kurzfristig könnte er den Ausfall von Musiala kompensieren, aber wenn der wieder fit ist und Harry Kane in Normalform spielt, gibt es in der Startelf der Bayern eigentlich keinen Platz für Woltemade. Und für einen Ergänzungsspieler wäre die Ablösesumme dann definitiv zu hoch.
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Was bedeutet das für die sportliche Leitung?
Unterm Strich steht Eberl als jemand da, der sich laufend Körbe einhandelt und nicht in der Lage ist, den Kader so zu verstärken, wie es nötig wäre. Bislang hat er lediglich Innenverteidiger Jonathan Tah von Bayer Leverkusen und den 19-jährigen Mittelfeldspieler Tom Bischof aus Hoffenheim verpflichtet.
Der Sportvorstand steht zusätzlich auch deshalb unter Druck, weil er vom Vorstand nicht nur die Vorgabe hat, den Kader prominent zu verstärken, sondern auch, durch Verkäufe Transfereinnahmen zu erzielen. Auch hier konnte er bislang keine Erfolge erzielen. Leroy Sané wechselte vor rund drei Wochen ablösefrei zu Galatasaray Istanbul.
Zudem ist unklar, wie groß Eberls Entscheidungsgewalt überhaupt ist, da er bei Vertragsverhandlungen immer wieder von Jan-Christian Dreesen, dem Vorstandvorsitzenden, ausgebremst wurde.
Nicht immer einer Meinung: Bayerns Sportvorstand Max Eberl (l.) und der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen (r.)Bild: Christina Pahnke/sampics/picture alliance
Im Fall Thomas Müller widersprach ihm Uli Hoeneß öffentlich. Eberl hatte gesagt, Müller könne selbst über seine Zukunft entscheiden und man müsse nicht groß verhandeln, wenn er bleiben wolle. Hoeneß entgegnete: "Wir sind nicht auf dem Basar." Letztlich folgte nach 17 Profijahren in München die Trennung von Müller.
Für Trainer Vincent Kompany wird es darum gehen, mit der Mannschaft auf dem Platz Erfolge zu erzielen. Die Fußball-Bundesliga hat man in der vergangenen Saison letztlich klar dominiert.
Allerdings tat das frühe Aus im DFB-Pokal und vor allem das Scheitern im Viertelfinale der Champions League weh. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der Klub-WM steht auch der Trainer in seinem zweiten Jahr beim FC Bayern unter Erfolgsdruck.
Welche Konsequenzen könnte es geben?
Das hängt vom sportlichen Erfolg in der kommenden Saison ab. Die Erwartung ist in München stets klar definiert: in der Bundesliga die Meisterschaft gewinnen und in der Champions League um den Titel kämpfen. Je früher eines der beiden Ziele in Gefahr gerät, umso eher dürfte es Konsequenzen geben.
Fraglich ist dann unter Umständen nur, wenn es trifft: Eberl, weil er nicht in der Lage war, den Kader konkurrenzfähig zu machen oder Kompany, weil er aus der Mannschaft nicht das Gewünschte herausholt?
Die wichtigsten Transfers der Bundesliga
Der FC Bayern schnappt sich Liverpools Angreifer Luis Diaz. Klublegende Thomas Müller verlässt dagegen die Fußball-Bundesliga. Welche Stars zieht es noch ins Ausland? Wer wechselt innerhalb der Liga? Wer kommt neu hinzu?
Bild: Rui Vieira/AP Photo/picture alliance
Luis Diaz (FC Liverpool → FC Bayern München)
Nach längerem Hin und Her macht der deutsche Rekordmeister seinen Wunschtransfer perfekt. Der kolumbianische Stürmer kostet eine fixe Ablösesumme von 67,5 Millionen Euro, die durch Bonuszahlungen noch auf 75 Millionen Euro steigen kann. Díaz ist damit der drittteuerste Spieler der Klubgeschichte. Er erhält einen Vertrag bis 2029 und wird die Rückennummer 14 tragen.
Bild: FC Bayern
Thomas Müller (FC Bayern München → Vancouver Whitecaps)
Der Weltmeister von 2014 setzt seine Klubkarriere in der Major League Soccer fort. Nach 756 Pflichtspielen und 13 Meisterschaften mit dem FC Bayern möchte der 35-Jährige auch in Nordamerika etwas gewinnen. "Ich freue mich darauf, nach Vancouver zu kommen und diesem Team zum Meistertitel zu verhelfen", sagt er. Sein Vertrag läuft zunächst bis zum Saisonende, mit Option auf ein weiteres Jahr.
Bild: Nordphoto/Nordphoto
Florian Wirtz (Bayer Leverkusen → FC Liverpool)
Für die Rekordablösesumme von 150 Millionen Euro wechselt Deutschlands derzeit wohl bester Fußballer den Klub. Statt zum FC Bayern zu gehen, der den Dribbelkünstler gerne verpflichtet hätte, lässt sich Wirtz vom Angebot des englischen Meisters FC Liverpool überzeugen. Laut Vater und Berater Hans Wirtz ist ein persönliches Gespräch mit LFC-Trainer Arne Slot am Ende ausschlaggebend für den Wechsel.
Bild: Marius Becker/dpa/picture alliance
Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen → FC Liverpool)
Den gleichen Weg wie Wirtz geht zuvor bereits sein Leverkusener Teamkollege Jeremie Frimpong. Für die festgeschriebene Ablösesumme von rund 35 Millionen Euro kaufen die "Reds" den Niederländer aus dessen noch laufenden Vertrag heraus. Für Frimpong ist es quasi ein Wechsel in die Heimat. Er wächst ab dem siebten Lebensjahr in England auf und wird ab der U9 bei Manchester City ausgebildet.
Bild: Maximilian Koch/dpa/picture alliance
Granit Xhaka (Bayer Leverkusen → AFC Sunderland)
Nachdem einige Stammkräfte und Trainer Xabi Alonso gehen, hat auch der Schweizer keine Lust mehr, in Leverkusen zu bleiben. Er habe mit 33 Jahren keine Kraft mehr für einen Umbruch, sagt er Anfang Juni. Danach lässt er lange offen, ob er bleibt. Angebote gibt es von der AC Mailand, Fenerbahce Istanbul und aus Saudi-Arabien. Schließlich zieht es ihn zu Premier-League-Aufsteiger AFC Sunderland.
Bild: John Walton/PA Wire/picture alliance
Hugo Ekitiké (Eintracht Frankfurt → FC Liverpool)
"Hugo hat in seinen anderthalb Jahren bei uns eine großartige Entwicklung genommen", sagt Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche. Die Eintracht streicht vom englischen Meister für den 23 Jahre alten Franzosen eine Ablösesumme von bis zu 95 Millionen Euro ein, verliert aber ihren Topstürmer: Ekitiké (r.) erzielte in der vergangenen Bundesliga-Saison 15 Tore und gab acht Torvorlagen.
Bild: Jan Huebner/IMAGO
Tuta (Eintracht Frankfurt → Al-Duhail SC)
Auch den brasilianischen Innenverteidiger zieht es nach sechs Jahren weg aus Frankfurt. Der 26-Jährige wechselt zu Al-Duhail SC nach Katar. Die Ablöse soll bei rund 15 Millionen Euro liegen. Tuta war im Januar 2019 vom FC Sao Paulo zur Eintracht gewechselt. Er machte fast 200 Pflichtspiele für die Frankfurter und feierte 2022 mit dem Sieg in der Europa League seinen größten Erfolg.
Bild: Marcus Hirnschal/osnapix/picture alliance
Jonathan Burkardt (FSV Mainz 05 → Eintracht Frankfurt)
Nach zehn Jahren beim FSV wechselt der Nationalspieler zum Mainzer Lokalrivalen. Mit Mainz hat er sich für die UEFA Conference League qualifiziert, stattdessen wird der 24-Jährige bald für die Eintracht sein Champions-League-Debüt geben. Burkardt erhält einen Vertrag bis 2030. Seine Ablösesumme soll bei rund 23 Millionen Euro inklusive möglicher Bonuszahlungen liegen.
Bild: Joaquim Ferreira/HMB Media/picture alliance
Ritsu Doan (SC Freiburg → Eintracht Frankfurt)
Als das offizielle Mannschaftsfoto gemacht wird, ist der Japaner noch Freiburger und präsentiert freundlich das neue Trikot des SC (Foto). Auf dem Feld wird er es aber nicht mehr tragen. Nach drei Spielzeiten in Freiburg wechselt der 1,72 Meter große Stürmer zur Eintracht und unterschreibt dort einen Vertrag bis 2030.
Bild: Joachim Hahne/johapress/picture alliance
Marvin Ducksch (Werder Bremen → Birmingham City)
Lieber 2. Liga in England als Bundesliga? Der ehemalige Nationalspieler geht diesen Schritt bewusst. "Werder war ein besonderer Abschnitt in meiner Karriere. Jetzt habe ich mich dazu entschlossen, eine neue Herausforderung anzunehmen, auf die ich mich
sehr freue", sagt Ducksch. Bremen erhält für seinen besten Torschützen gerade einmal zwei Millionen Euro plus Bonuszahlungen.
Bild: Marco Steinbrenner/DeFodi Images/picture alliance
Noah Darvich (FC Barcelona → VfB Stuttgart)
Der 18-Jährige gilt als eines der größten deutschen Fußball-Talente. 2023 wird er mit der deutschen U17 zunächst Europa- und dann auch noch Weltmeister. In den vergangenen zwei Jahren spielt er für den FC Barcelona, kommt dort aber nur für die Nachwuchsmannschaft Barça Atlètic zum Einsatz. Beim VfB unterschreibt der ehemalige Jugendspieler des SC Freiburg einen Vertrag bis 2029.
Fast könnte man denken, Jude Bellingham stünde wieder in Dortmund auf dem Trainingsplatz, so ähnlich sehen sich die beiden. Jobe tritt beim BVB in die Fußstapfen seines älteren Bruders. Den Dortmundern ist der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler vom AFC Sunderland rund 30 Millionen Euro Ablöse wert. Sein Vertrag läuft bis 2030.
Bild: David Inderlied/Kirchner-Media/picture alliance
Jonathan Tah (Bayer Leverkusen → FC Bayern München)
Schon vergangenen Sommer wollte er nach München wechseln, mit einem Jahr Verspätung hat es geklappt. Der Innenverteidiger ist nach Vertragsende in Leverkusen eigentlich ablösefrei. Da die Bayern Tah aber bereits bei der Klub-WM einsetzen möchten, werden - je nach Erfolg dort - zwei bis vier Millionen Euro Ablöse fällig.
Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance
Jarell Quansah (FC Liverpool → Bayer Leverkusen)
Einen Ersatz für Tah findet Leverkusen in Liverpool. Der englische U21-Europameister Jarell Quansah kostet mindestens 30 Millionen Euro und erhält einen Vertrag bis 2030. Die Ablöse kann sich durch Boni noch auf bis zu 40 Millionen Euro erhöhen. Dann wäre der 22-Jährige Leverkusens Rekordeinkauf. Bislang ist das Kerem Demirbay, der 2019 für 32 Millionen aus Hoffenheim zur Werkself kam.
Bild: Robert Nemeti/dpa/picture alliance
Leroy Sané (FC Bayern München → Galatasaray)
Er möchte dagegen nach fünf Jahren in München keinen neuen Vertrag mehr mit den Bayern abschließen. Stattdessen zieht es Leroy Sané zu Galatasaray nach Istanbul, um "ein neues Kapitel zu beginnen", wie der Offensivspieler selbst sagt, aber wohl auch, weil er in Istanbul mehr verdienen kann als die 12 Millionen Euro pro Saison, die der FCB bei einem neuen Kontrakt gezahlt hätte.
Bild: Bahho Kara/Kirchner-Media/picture alliance
Mark Flekken (FC Brentford → Bayer Leverkusen)
Der Nationaltorhüter der Niederlande kommt aus der Premier League nach Leverkusen und soll Lukas Hradecky dort als Stammkeeper ersetzen. Flekken kennt die Bundesliga. Von 2021 bis 2023 steht er als Nummer eins beim SC Freiburg im Tor. Der 1,95 Meter große Torwart ist auch mit dem Ball am Fuß stark - und er gilt als "Local Player", weil er aus der Jugend von Alemannia Aachen kommt.