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Umgangsformen für soziale Netzwerke

6. Juli 2011

Sie lauern überall, Fettnäpfchen, die schnell zu großen Fettkübeln werden können: unüberlegte Klicks oder unangebrachte Äußerungen in sozialen Netzwerken. Einfache Benimmregeln schützen vor Peinlichkeiten und Ärger.

Symbolbild Knigge bei facebook (Foto: DW)
Bild: DW/Bilderbox.de

"Einmal irgendwo drin, ist man ewig im Netz", fürchtet Tamar Bozdugan. Deshalb ist der 35-Jährige bisher noch in keinem sozialen Netzwerk, interessiert sich aber durchaus dafür. Ähnlich geht es Susanne Roth, 55 Jahre. Sie überlegt, sich bei Xing, dem deutschen Berufsportal im Netz, anzumelden. Dort seien bereits einige ihrer Kollegen. "Heute gehört es doch irgendwie dazu, auch online sichtbar zu sein", sagt die Business-Assistentin.

Nicht den Anschluss verpassen ...Bild: DW

Wie die meisten der Kursteilnehmer weiß auch sie noch nicht sehr viel über soziale Netzwerke. Was sie bisher aus der Presse mitbekommen hat, machte sie sehr skeptisch. Trotzdem möchte sie wie die anderen, die hier abends in dem Unterrichtsraum in Hamburg-Barmbek zusammensitzen, nicht den Anschluss verpassen. Deshalb besuchen die überwiegend älteren Männer und Frauen den Kurs "Wissensmanagement mit Web 2.0-Techniken" der Hamburger Volkshochschule, in dem es auch um die Nutzung von sozialen Netzwerken geht. Alexander Tscheulin gibt Tipps für den richtigen Umgang mit diesen Online-Diensten. "Eigentlich ist es ganz einfach", sagt der Kursleiter. Man müsse einfach nur zuerst nachdenken, bevor man irgendetwas ins Netz stellt.

Knigge auch im Netz

Um Fettnäpfchen zu vermeiden, gibt es bereits Knigge-Tipps für soziale Medien. Knigge steht in Deutschland für gute Umgangsformen. Adolph Freiherr von Knigge schrieb 1788 das Buch "Über den Umgang mit Menschen" und gilt seitdem als Etikette-Papst. Gute Manieren sind wieder "in". Das zeigt auch die gestiegene Nachfrage nach Knigge-Kursen. Auch wenn Knigge sehr klassisch klingt, sei es doch gut, gewisse Regeln und Formen der Kommunikation in Online-Netzwerken zu verstehen, so Tscheulin. "Denn diese Kommunikation ist anders, sie ist schneller, und man muss auch auswählen, wann telefoniere ich immer noch mit jemandem und wann chatte ich mit ihm."

Ehrlichkeit liegt im Trend

Regeln der interaktiven Kommunikation lernenBild: DW

Wählt man soziale Netzwerke, um sich auszutauschen, zu präsentieren, sollte man auch hier auf Stil und Höflichkeit achten, sind sich Benimm-Experten des deutschen Knigge-Rates einig. Nur weil man sich nicht persönlich gegenüber sitzt, müsse der Geschäftspartner nicht gleich geduzt werden.

"Eine korrekte Anrede und ein höflicher Abschiedsgruß gehören bei Kontaktanfragen dazu", heißt es in dem Zwölf-Punkte-Kodex der Hüter des guten Benehmens. Zudem komme auch in sozialen Netzwerken Ehrlichkeit gut an. Das fängt bereits beim Einrichten des Online-Profils an, wie auch Tscheulin findet, der selbst ein begeisterter Nutzer sozialer Medien ist. Er meint, man solle auch seinen richtigen Namen benutzen. "Das ist auch der Trend im Netz, authentisch zu sein und als eigene Person aufzutauchen." Ausgedachte Charaktere würden niemandem etwas bringen. "Wir sind jetzt als eigene Person mit unserer Meinung unterwegs, und das finde ich gut und richtig, um damit auch was anfangen zu können."

Beruf und Privates trennen

Viele kleine Klicks können große Auswirkungen habenBild: DW

Tscheulin selbst ist bei Facebook, Xing, Linked in und Twitter angemeldet. Dabei trennt er klar zwischen beruflichen und privaten Kontakten. Trotzdem, meint er, könne man durchaus mit dem Chef bei Facebook befreundet sein, ohne dass dieser private Bilder oder jede Statusmeldung sehen könne. Wenige kleine Tricks machen dies möglich.

"Es gibt bei Facebook Listen oder gewisse Gruppen, für die man dann unterschiedliche Freigabe-Einstellungen festlegen kann, erklärt Tscheulin. So müsse man den Chef nicht vor den Kopf stoßen und seine Freundschaftsanfrage verweigern. Wer aber partout nicht mit dem Chef befreundet sein möchte, dem rät Knigge, ihn am besten persönlich darauf anzusprechen und höflich zu erklären, dass man Facebook wirklich nur rein privat nutzt.

Freundschaften pflegen

Ob mit oder ohne Chef im digitalen Freundeskreis, auf peinliche Bilder, die einen betrunken auf der letzten Party oder fast nackt am Strand zeigen, sollte man lieber ganz verzichten. Auch die Privatsphäre anderer muss gewahrt bleiben. Niemand möchte ungefragt plötzlich Bilder von sich im Netz sehen. Zumal das Recht am eigenen Bild auch für soziale Medien gilt. Gerade bei Bildern kann aus Freund schnell Feind werden. Und man kann schnell den Überblick verlieren, mit wem man befreundet ist.

Marcel Liß dürfte kaum noch die Namen all seiner Facebook-Freunde zusammenbekommen. "Ich weiß gar nicht genau, wie viele das sind, etwa 200 bis 300", sagt der mit Abstand jüngste Kursteilnehmer. Der 24 Jahre alte kaufmännische Medienassistent ist bereits seit vielen Jahren bei Facebook. Über soziale Netzwerke hat er hier wenig Neues gelernt, aber er hat einiges erfahren, was mit Web 2.0 noch alles möglich ist. Facebook nutzte er anfangs vor allem, um Kontakte zu Bekannten in den USA zu halten. "Die Qualität der Interaktion steht und fällt damit, welche Freunde man hat, daher denke ich, sollte man den Überblick nicht verlieren, mit wem man befreundet ist", sagt Tscheulin. Er selbst pflege seine digitalen Kontakte genauso sorgsam wie im realen Leben. "Freundschaften können durchaus auch wieder beendet werden. Vielleicht muss das im Netz akzeptierter werden, dass es auch dazu gehört, wenn man sich auseinandergelebt hat, dieses Band wieder zu trennen."

Autorin: Janine Albrecht
Redaktion: Petra Lambeck

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