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Knochenfragmente aus grausigem Fund bestattet

23. März 2023

Letzte Ruhe für Opfer von Verbrechen im Namen der Wissenschaft: Die sterblichen Überreste wurden nun in Berlin beerdigt.

Deutschland | Beisetzung menschlicher Knochen aus Grabungen in der FU Berlin
Menschliche Knochen werden in ein Grab auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem hinabgelassenBild: Monika Skolimowska/dpa/picture alliance

Mit einer Trauerfeier sind 16.000 bei Grabungen auf dem Campus der Freien Universität Berlin (FU) gefundene menschliche Knochen auf dem Dahlemer Waldfriedhof bestattet worden. Die seit 2014 geborgenen Knochen stammten von Opfern aus verschiedenen historischen Perioden vor 1945 und "Verbrechenskontexten", wie die FU mitteilte. "Es gibt Untaten, über welche kein Gras wächst oder wachsen darf", sagte FU-Präsident Günter Ziegler bei der Zeremonie.

Menschliche Überreste wurden in Gruben geworfen

Die inhumane Praxis des Forschungsrassismus habe für die Überreste keine Bestattung vorgesehen und sie in Gruben geworfen, sagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann. "Heute tragen wir zahlreiche Leben, deren Stimmen und Biografien ausgelöscht wurden, zu ihrer letzten Ruhestätte."

Der Grabstein trägt eine Widmung für die Opfer von Verbrechen im Namen der WissenschaftBild: Monika Skolimowska/dpa/picture alliance

Auf dem jetzigen Gelände der Freien Universität war im Nationalsozialismus das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik beheimatet. Die genaue Herkunft der Knochen konnte nicht abschließend geklärt werden, auch weil die Verbände wie der Zentralrat der Juden eine weitere Untersuchung der Fragmente abgelehnt hatten. Im Raum stehen Verbindungen zum Nationalsozialismus, dem Vernichtungslager Auschwitz und dem KZ-Arzt Josef Mengele, aber auch zur Kolonialgeschichte.

Bestattung ohne religiösen Rahmen 

"Eine Spezifizierung der Opfer nach bestimmten Gruppen würde letztlich nur die rassistischen Methoden und Ideologien der Vergangenheit reproduzieren", sagte der FU-Präsident Ziegler. "Das heißt aber auch: Wir können den Opfern keine Namen und kein Gesicht mehr zuordnen. Aber wir können uns ihrer erinnern."

Die Bestattung fand laut Universität "in einem würdevollen Rahmen, nicht religiös und nicht eurozentristisch" statt. Darauf hatten sich mehrere Verbände wie der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma geeinigt.

nob/AR (dpa, afp, epd)