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Kohleausstieg: Worum geht es?

14. Januar 2020

Anfang 2019 übergab die Kohlekommission ihren Bericht an die Bundesregierung. Sie empfahl den schnellen Kohleausstieg und ein Ende der Kohlekraft bis 2038. Worum geht es? DW fasst die wichtigsten Fakten zusammen.

Symbolbild Klimawandel Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe (Foto: imago/photothek)
Bild: imago/photothek

1. Warum diskutieren wir überhaupt über einen schnellen Kohleausstieg? 

Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erdtemperatur um ein Grad erhöht. Ein Hauptgrund ist Kohlendioxid (CO2), das bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entsteht. Es reichert sich in der Atmosphäre an und verursacht den das Klima aufheizenden Treibhauseffekt.

Werden fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas weiter wie bisher verbrannt, so steigt nach Prognosen die globale Erwärmung auf etwa vier Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts und auf über sieben Grad bis zum Jahr 2200. Das würde unsere Zivilisation wahrscheinlich nicht überleben.

Das Klimaabkommen von Paris soll genau das verhindern - die Erderwärmung sollte deutlich unter zwei Grad gehalten werden; besser noch unter 1,5 Grad. 

Um das Pariser Klimaziel doch noch zu erreichen, dürfe es keine Verzögerungen geben, warnen Weltklimarat und UN-Report. Bis 2030 müsse der Ausstoß von allen Treibhausgasen weltweit halbiert werden und bis zur Mitte dieses Jahrhunderts in der Summe dann bei Null liegen.

Techniken, das klimaschädliche Gas wieder aus der Atmosphäre zu ziehen, sind umstritten und teuer. Günstiger und sicherer ist, erst gar kein CO2 in die Luft zu blasen.

Mehr dazu: UN-Report als Feueralarm: Noch ist der Klimawandel begrenzbar

2. Warum liegt der Fokus auf der Kohle?

Vergleichsweise einfach ist der schnelle Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Kohle ist klimaschädlicher als Öl und Gas und der Strombedarf kann inzwischen günstig mit Solar- und Windkraft gedeckt werden.

Wenn die Kohleverstromung jetzt zügig gedrosselt würde, könnte laut dem Sachverständigenrat der Bundesregierung (SRU) das letzte Kohlekraftwerk 2033 abgeschaltet werden. Das Zwei-Grad-Ziel würde dann wahrscheinlich noch erreicht. Die Abschaltung der Kohlekraftwerke gefährde die Stromversorgung nicht.

Bei einer Ausrichtung auf das 1,5-Grad-Ziel müsste die Stromerzeugung mit Kohle viel schneller gestoppt werden.

Mehr dazu: Sachverständigenrat rät Bundesregierung zur Eile

3. Was genau machte die sogenannte Kohlekommission?

2010 beschloss die Bundesregierung die Ziele zur Senkung von Treibhausgasen. 2015 folgte die Weltgemeinschaft in Paris mit einem ambitionierteren Ziel: Die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei, möglichst unter 1,5 Grad.

Deutschland ratifizierte das UN-Abkommen. Eine Anhebung der deutschen Klimaschutzziele auf das Pariser Niveau erfolgte bisher noch nicht. 

Im Juni 2018 wurde von der Bundesregierung die sogenannte Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung einberufen. Sie sollte Vorschläge für den Kohleausstieg und den Klimaschutz machen und zudem Perspektiven für die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen ausarbeiten.

Derzeit gibt es noch rund 20.000 Beschäftigte in der deutschen Braunkohleindustrie - davon arbeiten 15.000 in den Tagebauen und 5000 in den Braunkohlekraftwerken. Der Steinkohlebergbau endete 2018, in den Steinkohlekraftwerken gibt es noch über 5000 Beschäftigte.

Die Bedeutung der Kohlekraft in Deutschland hat über die Jahre abgenommen: 1960 arbeiteten noch mehr als eine halbe Millionen Menschen im Steinkohlebergbau und rund 150.000 im Tagebau der Braunkohle.

Der Strukturwandel wird auch durch die Zahl der Beschäftigten im Sektor der erneuerbaren Stromwirtschaft deutlich. Dort arbeiten laut aktuellsten Zahlen von 2016 rund 280.000 Menschen.

Mehr dazu: Was bedeutet das Ende der Braunkohle für die Arbeiter im Revier?

4. Wie teuer wird der Kohleausstieg?

Für die Umsetzung des Kohleausstiegs fordern die Bundesländer mit Braunkohleindustrie eine Kompensation. Damit soll der Strukturwandel in den Regionen finanziert werden. Die Kohlekommission empfahl im Abschlussbericht insgesamt 40 Milliarden Euro Hilfe, die in den nächsten Jahren für den Umbau an die betroffenen Bundesländer gezahlt werden sollen. Pro wegfallenden Arbeitsplatz im Braunkohlesektor sind das rund zwei 2 Millionen Euro.

Damit sollen sozialverträgliche Lösungen für Arbeitnehmer, neue Jobs und neue Infrastrukturprojekte finanziert werden sowie mögliche Entschädigungen an die betroffenen Unternehmen gezahlt werden.

Der Kohleausstieg soll bis spätesten 2038 abgeschlossen sein.

Doch der Kohleausstieg verursacht nicht nur Kosten: Weniger Dörfer müssen abgerissen werden und Menschen ihre Heimat verlassen.

Langfristig lassen sich auch Kosten sparen, sollte der Ausstoß von Luftschadstoffen erheblich reduziert werden. Laut Umweltbundesamt verursachte allein der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Deutschlands Kohlekraftwerken in 2018 Schäden von über 150 Milliarden Euro.

Diese Schäden - zum Beispiel durch Wetterextreme - fallen nach und nach an und müssen vor allem von jungen Menschen und deren Kindern getragen werden. 

Mehr dazu: Preis für CO2 und Wetterextreme: Was kostet die Welt?

 

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