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Kolonialismus: Berlin erhält Denkmal

Bettina Baumann
30. Oktober 2023

In einem internationalen Wettbewerb sucht das "Berlin Global Village" nach dem besten Entwurf für ein Denkmal an den Kolonialismus. 20 Ideen sind nun im Finale.

Eine Computersimulation mit Gebäuden am Abend und in einer verhüllten Skulptur in der Mitte.
Wo das Dekoloniale Denkzeichen einmal stehen soll, ist in der Simulation noch ein verhüllter Platzhalter zu sehenBild: Sedat Mehder

"Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte adressieren wir auch die Kunstwelt in den Exkolonien", betont Michael Küppers-Adebisi gleich zu Beginn des Ausschreibungs-Videos für das Dekoloniale Denkzeichen in Berlin. Dann erscheint die Summe von 750.000 Euro in großen weißen Lettern im Bild, der Betrag, den der Sieger oder die Siegerin für die Realisierung seines bzw. ihres Entwurfes erhalten wird. 

Michael Küppers-Adebisi ist Initiator des Denkmals und Referent für Diversity und Community Development beim "Berlin Global Village", das den Wettbewerb ausgeschrieben hat. In dem "Eine-Welt-Zentrum", wie es sich nennt, arbeiten verschiedene Vereine und Initiativen zu Themen wie globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. 

Michael Küppers-Adebisi: "Immense internationale Ausstrahlungskraft"

Bis heute existiert in Deutschland kein nationales Denkmal an die Kolonialzeit, etwa wie es das für den Holocaust gibt. Das "Dekoloniale Denkzeichen" vom Berlin Global Village, das am 14. September 2024 enthüllt werden soll, ist immerhin ein Anfang. 

Michael Küppers-Adebisi ist der Überzeugung, dass das Projekt eine "immense internationale Ausstrahlungskraft" haben wird, "weil damit eine Art Best-Practice initiiert wird." Auf der ganzen Welt seien Projekte wie dieses notwendig, nicht nur in Deutschland. 

Die deutsche Kolonialgeschichte

07:09

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Den Kolonialismus und dessen Folgen reflektieren 

Das "Dekoloniale Denkzeichen", dessen Ausschreibung nun in der finalen Phase ist, wird künftig auf dem ehemaligen Gelände der Kindl-Brauerei in Berlin Neukölln zu finden sein. Dort hat das "Berlin Global Village" seinen Sitz. 

Das Denkmal soll Berlinerinnen und Berliner sowie internationale Akteurinnen und Akteure dazu bringen, den hierzulande lange Zeit vergessenen deutschen Kolonialismus und dessen Folgen zu reflektieren. Erst in den vergangenen Jahren nahm die Auseinandersetzung mit dem deutschen kolonialen Erbe an Fahrt auf - nicht zuletzt durch das Engagement der Zivilgesellschaft. Man denke an die Umbenennung kolonialer Straßennamen, die Black-Lives-Matter-Bewegung infolge von George Floyds Tod, die Debatte um die Sammlung des Humboldtforums, die jüngste Rückgabe der Benin-Bronzen oder die noch immer nicht geklärten Provenienzen von menschlichen Überresten in medizinischen und akademischen Archiven und Kulturgütern.

Das Logo für das "Dekoloniale Denkzeichen", das gerade in Berlin entsteht

Erinnerungskultur eines der "Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts" 

Laut Michael Küppers-Adebisi ist das Thema Erinnerungskultur und die Positionierung dazu, eines der Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts. "Die Aufarbeitung von kolonialen Zuständen und Kontinuitäten, die auch noch in die Gegenwart hineinwirken, zählen zu den wichtigsten Themen aktuell. "Alle Menschen müssten an diesen Diskursen barrierefrei oder zumindest barrierearm teilhaben dürfen, so Küppers-Adebisi. 

Für das Berlin Global Village war die Ausrichtung des Dekolonialen Denkzeichens demnach klar: Mit dem Wettbewerb wurden gezielt Ex-Kolonien aus Afrika angesprochen. Der bewusst erweiterte Kunstbegriff sollte für jede Kunstform offen sein - ausgenommen Arbeiten mit Wasser. "Das war einer der innovativen Ansätze und ein elementarer Teil dieser Ausschreibung, um nicht in der deutschen Definition von Kunst oder Kunstkategorien und was diese implizieren, zu verharren und gefangen zu sein", erklärt Michael Küppers-Adebisi.

Michael Küppers-Adebisi brachte die Entstehung des Dekolonialen Denkzeichens maßgeblich voranBild: Sedat Mehder

Konzepte am Puls der Zeit

Der Wettbewerb war auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Ki­su­a­he­li ausgeschrieben und erzielte große Resonanz: Insgesamt 671 Künstlerinnen und Künstler registrierten sich online, davon kamen 30 Prozent vom afrikanischen Kontinent. Das freute die Jury besonders. 244 Entwürfe entsprachen den Anforderungen und konnten für den Wettbewerb zugelassen werden. Im September wählte die achtköpfige Jury, zu der auch Michael Küppers-Adebisi gehört, 20 Finalistinnen und Finalisten aus. Sie haben nun bis zum 7. Januar 2024 Zeit, ihren Entwurf auszuarbeiten.

"Es war sehr interessant zu sehen, dass diverse Diskurse, die wir aktuell verhandeln, auch in den Konzepten verhandelt werden. Beispielsweise Intersektionalität, Genderfragen, historische Bezüge, Dekolonialität oder dekoloniale Ästhetik", sagt Michael Küppers-Adebisi.

Die Jury des Wettbewerbs ging durch mehr als 200 Entwürfe, ehe sie 20 ins Finale schickteBild: Sedat Mehder

Symposium mit Claudia Roth

Am Dienstag (31.10.2023) präsentiert sich das Projekt im Rahmen eines Symposiums erstmals der Öffentlichkeit. Diskussionsrunden, Live-Painting, Performances und vieles mehr stehen auf dem Programm. Zu Gast wird auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth sein, deren Ministerium die Hälfte des Projekt-Budgets von 1,5 Millionen Euro beigesteuert hat, ebenso wie Berlins Kultursenator Joe Chialo, dessen Senat die andere Hälfte zur Verfügung stellte. Michael Küppers-Adebisi freut sich, dass damit die Schirmherrin und der Schirmherr des Dekolonialen Denkzeichens anwesend sein werden. Enthüllt wird es am 14. September 2024.

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

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