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KriminalitätKolumbien

Kolumbien kündigt Waffenstillstand mit Rebellen-Gruppe auf

18. März 2024

Hintergrund ist der Anschlag einer Splittergruppe der FARC auf indigene Aktivisten, bei dem eine Frau getötet wurde. Für den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land ist das ein schwerer Rückschlag.

Kolumbien | Soldaten der kolumbianischen Armee graben in Tibu illegale Kokapflanze aus
Soldaten der kolumbianischen Armee bei einem Einsatz gegen illegal angebaute KokapflanzenBild: Luis Robayo/dpa/picture alliance

Wie die kolumbianische Regierung in einer Mitteilung bekanntgab, werden Streitkräfte und Polizei ab Mittwoch ihre Einsätze gegen die FARC-Dissidentengruppe Estado Mayor Central (EMC) in den Departements Nariño, Cauca und Valle del Cauca wieder aufnehmen. Zur Begründung für das Ende der Waffenruhe schrieb das Verteidigungsministerium, dass die Rebellen für einen Angriff auf Indigene im Südwesten des Landes verantwortlich sein sollen.

Laut lokalen Medienberichten ist bei dem Überfall in der Unruheprovinz Cauca die indigene Aktivistin Carmelina Yule ums Leben gekommen. Weitere Personen sollen verletzt worden sein. Wie die Menschenrechtsorganisation Indepaz mitteilte, erlitt die 52-jährige Yule einen Kopfschuss und starb später in einem Krankenhaus in Cali.

In einer Stellungnahme des UN-Menschenrechtsbüros in Kolumbien hieß es, das Opfer sei eine Verfechterin von Indigenen-Rechten gewesen.

Splittergruppe der FARC

"Der Estado Mayor Central in Cauca gab von Anfang an nicht zu erkennen, dass er an einem ernsthaften Friedensprozess interessiert ist. Er glaubte zu Unrecht, dass die Verhandlungen dazu dienten, sich selbst militärisch zu stärken", schrieb Präsident Gustavo Petro auf der Nachrichtenplattform X. Die Rebellen hätten die Verhandlungen lediglich nutzen wollen, um ihre militärische Machtbasis auszuweiten. Dies werde sich als schwerer Fehler erweisen.

Nach dem Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der linksgerichteten FARC 2016 spaltete sich der Estado Mayor Central von der damals größten Rebellengruppe des Landes ab und blieb im Untergrund. Heute handelt es sich bei der Organisation vor allem um eine kriminelle Vereinigung, die in Drogenhandel, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt ist.

Rückschlag für Präsident Petro

Kolumbiens linksgerichteter Präsident Petro hatte die Umsetzung einer Friedensstrategie durch Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen im Land zur zentralen Aufgabe seiner Amtszeit gemacht. Mit der ELN-Guerilla werden derzeit Gespräche geführt und ein Waffenstillstand vereinbart. Mit den sogenannten FARC-Dissidenten, ehemalige und neue Kämpferinnen und Kämpfer der 2016 aufgelösten FARC-Guerilla, gab es einen ähnlichen Prozess, der nun einen Rückschlag erlitt. Die Zustimmungsrate für Petro liegt laut aktuellen Umfragen nur noch bei 35 Prozent.

Immer mehr Menschen in Kolumbien sind mit der Politik von Präsident Gustavo Petro unzufrieden - hier eine Demonstration Anfang März in BogotáBild: JOAQUIN SARMIENTO/AFP

Die rechte Opposition wirft der Regierung vor, das Land den bewaffneten Gruppen auszuliefern. Diese wollten einen Waffenstillstand ausnutzen, um ihre Macht auszubauen. Die kriminellen Banden finanzieren sich vor allem durch Drogenhandel. Zuletzt hat die Kokain-Produktion im Land deutlich zugenommen.

Katholische Kirche fordert Ende der Gewalt

Kurz zuvor hatte die katholische Kirche in Kolumbien angesichts neuer Kämpfe im Süden des Landes zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. "Wir beklagen den Terror durch Schüsse, Tod und Beschädigung der körperlichen und seelischen Unversehrtheit", heißt es in einer Erklärung der kolumbianischen Bischöfe. Die Kämpfe müssten sofort aufhören, um das zerbrechliche, aber hoffnungsvolle Aufkeimen eines Lebens in Frieden nicht zu gefährden. Die Kirche spielt bei den aktuellen Friedensgesprächen zwischen Regierung und Rebellen eine wichtige Rolle als Vermittlerin.

Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der FARC verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert. Präsident Petro strebt einen "totalen Frieden" an und hat auch andere kriminelle Banden, Rebellen und Paramilitärs zu Verhandlungen eingeladen.

mak/sti (afp, dpa, kna, epd)