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Politik

"Skeptiker vom Friedensprozess überzeugen"

Evan Romero-Castillo
2. Mai 2018

In wenigen Wochen finden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt. Umstritten ist der Friedensvertrag, den die Regierung mit der FARC ausgehandelt hat. Der Politologe Stefan Peters sieht keine Alternative dazu.

Kolumbien Friedensvertrag mit der FARC
Bild: Reuters/F. Caicedo

Je näher der Termin der Präsidentschaftswahlen in Kolumbien rückt, desto größer wird die Angst vor dem Scheitern des von der Regierung von Juan Manuel Santos und der FARC-Guerilla unterzeichneten Friedensabkommens. Sollten die Gegner dieses Abkommen an den Wahlurnen den Sieg davontragen, so wie es die Umfragen prognostizieren, dann würde es reichen, wenn diese den Friedensprozess in politischer, fiskalischer und rechtlicher Hinsicht schlicht ignorieren, um ihn einen langsamen Tod zu bescheren. 

Die DW sprach mit Stefan Peters, Professor für Friedensforschung an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und Leiter des Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstituts (CAPAZ), das mit Mitteln des DAAD und des deutschen Außenministerium gefördert wird.

Deutsche Welle: Herr Doktor Peter, teilen Sie den in Kolumbien weit verbreiteten Eindruck, dass der Friedensprozess mehr Nachteile als Vorteile hat?

Stefan Peters: Diejenigen die annahmen, dass der Abschluss des Friedensabkommens mit der FARC der schwierigste Teil des Prozesses sein würde, haben sich getäuscht. Der Jubel, den die Unterzeichnung dieses Dokuments ausgelöst hat, war verständlich, aber erst jetzt beginnt der schwierigste Teil der Arbeit, denn alle Facetten dieses langjährigen Konflikts in Kolumbien sind äußerst komplex.  

Dr. Stefan Peters, Leiter des CAPAZ-Instituts in Bogota, KolumbienBild: Universität Kassel

In seiner bisherigen Form wird das Abkommen mit der FARC von vielen Kolumbianern abgelehnt. Ist es noch möglich die Gegner vom Gegenteil zu überzeugen?

Das Referendum über das Friedensabkommen hat deutlich gemacht, dass die kolumbianische Gesellschaft sehr gespalten ist. Fast genau die Hälfte ist dafür, die andere Hälfte dagegen. Eines der Ziele der politischen Klasse muss es sein, die Skeptiker davon zu überzeugen, dass es keine Alternative zu einem Frieden gibt.  Man kann über die eine oder andere Sache im Detail diskutieren, aber es führt kein Weg daran vorbei, in Kolumbien eine klare Mehrheit für den Frieden zu bekommen und die Bevölkerung spürbare Verbesserung in der Umsetzung erkennen zu lassen. Ein weiteres Ziel wäre die Stärkung der politischen Inklusion, also die Menschen zu ermuntern, wählen zu gehen und sich am politischen Meinungsprozess zu beteiligen.

In Kolumbien haben die Befürworter des Friedensprozesses aber viele Gegner. Viele Akteure nutzen die Polarisierung und die Ängste für ihre eigenen Zwecke.

Niemand wird sich offen gegen den Frieden aussprechen. Aber in der Tat gibt es Akteure, die den Konflikt für wirtschaftlich und politisch ausgenutzt haben. Das ist wahr.

Welchen Beitrag kann ein Institut wie CAPAZ angesichts eines so komplexen Panoramas leisten?

Kolumbien ist derzeit im Fokus der Weltöffentlichkeit. Von deutscher Seite, aber auch von anderen Ländern, gibt es viele Aktivitäten und CAPAZ ist ein Teil davon. Die deutsche Regierung hat sehr deutlich gemacht, dass sie ein großes Interesse an einem erfolgreichen Friedensprozess hat. Deswegen gibt es auch so ein Institut wie CAPAZ. Zusammen mit unseren kolumbianischen Partnern begleiten wir den Friedensprozess auf wissenschaftlicher Ebene und suchen dabei auch Wege, politische Optionen in die Gesellschaft zu tragen. Dennoch muss klargestellt werden, dass die Haupakteure bei der Suche nach dem Frieden die Kolumbianer selbst sind. Daher ist der Beitrag von CAPAZ letztlich beschränkt.

Wir hoffen natürlich, dass CAPAZ mit den Partnern in der Zivilgesellschaft und in der akademischen Gemeinschaft Kolumbiens einen bescheidenen Beitrag dazu leisten kann, dass Diskussionen geführt werden und Menschen zusammengebracht werden, um über den Frieden zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen um den Friedensprozess zu stärken.

Dr. Stefan Peters ist Leiter des Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstituts (CAPAZ) in Bogotá sowie Professor für Friedensforschung an der Universität Gießen. CAPAZ widmet sich der wissenschaftlichen Begleitung des kolumbianischen Friedensprozesses, der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Studierenden und der Politikberatung.

Das Gespräch führte Evan Romero-Castillo.

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