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Politik

Ex-Präsident bittet um Verzeihung

12. Juni 2021

Vergangenheitsbewältigung: Der ehemalige kolumbianische Staatschef und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos hat sich für die Tötung Tausender Zivilisten entschuldigt.

Kolumbien Ex-Präsident Santos sagt vor der Wahrheitskommission aus
Vor der Wahrheitskommission: der ehemalige kolumbianische Präsident, Juan Manuel SantosBild: Álvaro Tavera/colprensa/dpa/picture alliance

Juan Manuel Santos sprach über seine Amtszeit als Verteidigungsminister in den Jahren 2006 bis 2009. "Das hätte nie passieren dürfen, das erkenne ich an und ich bitte um Vergebung, aus tiefster Seele, bei allen Müttern und ihren Familien, die Opfer dieses Grauens wurden", sagte Santos vor der sogenannten Wahrheitskommission. Von 2010 bis 2018 war Santos Präsident des südamerikanischen Landes.

Das kolumbianische Militär hatte laut der Sonderjustiz für den Frieden (JEP) zwischen 2002 und 2008 mindestens 6402 Zivilisten getötet und als feindliche Guerillakämpfer ausgegeben, um Quoten zu erfüllen und dafür Prämien zu bekommen. Santos, der 2016 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, sagte, der Druck, beim Feind Verluste zu produzieren, und die Belohnungen dafür seien zweifelsohne die Anreize für die Tötungen gewesen. Von systemischen Tötungen wollte der Ex-Präsident allerdings nicht sprechen.

FARC schloss Friedensvertrag

Kolumbien litt über 50 Jahre unter einem bewaffneten Konflikt zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Während des Bürgerkriegs wurden mehr als 220.000 Menschen getötet und mehrere Millionen innerhalb Kolumbiens vertrieben.

Alvaro Uribe war von 2002 bis 2010 der Präsident Kolumbiens - hier ein Bild von 2019Bild: picture-alliance/Zuma/D. Garzon

Die größte Rebellen-Organisation FARC schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung von Santos, der Nachfolger von Álvaro Uribe war, und legte die Waffen nieder. In dem Vertrag wurden auch eine besondere Gerichtsbarkeit und die Wahrheitskommission vereinbart, die den Frieden garantieren soll.

"Mütter von Soacha" kämpfen für Gerechtigkeit

Die sogenannten falsos positivos (Falsche Positive) sind einer der schmerzhaftesten und emotionalsten Aspekte der Aufarbeitung des Bürgerkriegs, auch weil es sich dabei häufig um junge Männer handelte, die unter der Aussicht auf eine gut bezahlte Arbeit von zu Hause weggelockt wurden. Mütter und Familienangehörige kämpfen bis heute um Gerechtigkeit, etwa in der Vereinigung "Mütter von Soacha". So forderten sie am Freitag ein Treffen, "bei dem uns Juan Manuel Santos in die Augen sieht".

Die Mütter schrieben auf Twitter: "Mehr als 13 Jahre haben wir geschrien, dass unsere Söhne keine Guerilleros waren. Endlich haben wir es aus seinem Munde gehört." In einer späteren Mitteilung heißt es: "Vergebung ist nicht genug. Wir wollen die Wahrheit. Wir wollen wissen, wer den Befehl gegeben hat."

nob/jj (dpa, rtr, efe)

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