Kolumbiens Ex-Präsident Uribe verurteilt
29. Juli 2025
Kolumbiens früherer Präsident Álvaro Uribe ist in einem historischen Strafverfahren wegen Zeugenbestechung und Verfahrensbetrugs verurteilt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft habe seine Beteiligung an den Straftaten bewiesen, erklärte Richterin Sandra Heredia während der über zehnstündigen Urteilsverlesung.
Uribe ist der erste Ex-Staatschef Kolumbiens, der strafrechtlich schuldig gesprochen wurde. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es wird erwartet, dass die Verteidigung Berufung einlegt. Eine zweite Instanz müsste bis spätestens Mitte Oktober entscheiden - andernfalls droht der Fall zu verjähren und das Verfahren eingestellt zu werden.
Der 73-Jährige verfolgte die Urteilsverkündung online und quittierte sie mit einem Kopfschütteln. Das Strafmaß wird in einer gesonderten Anhörung verkündet. Möglich ist eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren - unter Umständen auch als Hausarrest. Uribe wurde in zwei von drei Anklagepunkten schuldig gesprochen. Der Vorwurf der einfachen Bestechung wurde fallengelassen.
Kritik aus den USA
US-Außenminister Marco Rubio kritisierte das Urteil scharf. Uribes einziges Verbrechen sei gewesen, "dass er unermüdlich für sein Heimatland gekämpft und es verteidigt hat. Die Instrumentalisierung der kolumbianischen Justiz durch radikale Richter hat nun einen besorgniserregenden Präzedenzfall geschaffen", ließ Rubio verlauten. Die aktuelle Regierung der Vereinigten Staaten sieht in dem rechtsgerichteten Uribe einen wichtigen Verbündeten in Lateinamerika.
Ausgangspunkt ist ein Verfahren, das Uribe vor mehr als zehn Jahren selbst gegen den linken Senator Iván Cepeda angestrengt hatte. Dieser hatte mutmaßliche Verbindungen des Ex-Präsidenten zu paramilitärischen Gruppen untersucht.
2018 kehrte sich die Situation dann allerdings um: Gegen Uribe selbst wurde der Vorwurf erhoben, er habe damals ehemalige paramilitärische Häftlinge dazu gebracht, für ihn entlastende Zeugenaussagen zu beschaffen. Immer wieder wurde das Verfahren verzögert, erst 2024 folgte dann die Anklage gegen Uribe.
Eine polarisierende Persönlichkeit
Der rechtskonservative Politiker regierte Kolumbien von 2002 bis 2010. Er war eine zentrale Figur im Kampf gegen linke Guerillagruppen wie die FARC und bleibt bis heute eine polarisierende Persönlichkeit. Während seine Anhänger ihn als entschlossenen Sicherheitsgaranten feiern, werfen Kritiker ihm Menschenrechtsverletzungen und enge Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen vor.
Der jahrzehntelange bewaffnete Konflikt in Kolumbien zwischen Armee, Guerilla und rechten Paramilitärs forderte rund 220.000 Todesopfer, Millionen Menschen wurden vertrieben. Zu Uribes großem Missfallen unterzeichnete die FARC 2016 ein Friedensabkommen mit der Regierung in Bogotá unter seinem Nachfolger Juan Manuel Santos.
pg/AR (dpa, afp, kna, epd)