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Politik

Kolumbiens FARC: Ja zum Frieden

Tobias Käufer
24. September 2016

Die kolumbianische Guerilla hat sich auf Ihrem Kongress dem Friedensvertrag mit der Regierung zugestimmt. Das Abkommen wird am Montag feierlich unterschrieben. Tobias Käufer berichtet aus El Diamante.

Kolumbien - Impressonen zum FARC-Guerilla Kongress
Bild: DW/T. Käufer

Keine Angst mehr vor der FARC: Für den Start in ein neues politisches Leben bemüht sich die linksgerichtete Guerilla-Organisation um ein positives Image. Die Rebellen wollen sich als ganz normale Menschen präsentieren, vor denen der Rest des Landes sich nicht mehr fürchten soll. Das ist das Hauptziel ihres zehnten Nationalen Guerilla-Kongress in El Diamante in der kolumbianischen Provinz Caqueta. Er ist in der Nacht zum Samstag damit zu Ende gegangen, dass die Delegierten ausgehandelten Friedensvertrag zugestimmt haben.

Doch Kolumbiens Wahlvolk ist noch unentschlossen. Am Montag wird der Friedensvertrag zwischen der FARC und der Regierung unterschrieben, am Wochenende darauf müssen die Kolumbianer in einer Volksabstimmung noch "Ja" sagen zum historischen Abkommen. Dann wäre einer der längsten bewaffneten Konflikte auf diesem Erdball zumindest auf dem Papier beendet.

Sympathieoffensive

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die FARC vor allem höfliche, sympathische aber auch sehr selbstbewusste Rebellen in das Camp El Diamante geschickt. Wie den 38-jährigen Guerillero Aldemar, der gerne Rede und Antwort steht. Er sei innerhalb seiner Gruppe für die Umsetzung der Befehle zuständig, "damit Ordnung herrscht". Zur Guerilla sei er gestoßen, weil er mit der sozialen Lage in seinem Heimatdorf unzufrieden gewesen sei. "Niemand hat etwas für die einfachen Menschen auf dem Land getan."

Aldemar hofft auf eine friedliche ZukunftBild: DW/T. Käufer

Vom Frieden erhofft er sich eine ganze Menge: "Eine neue Gesellschaft, ein anderes Kolumbien, das gerechter wird. Ich hoffe, dass die Regierung ihre Versprechen umsetzt, die sie uns gegeben hat." Das erzählt er im DW-Gespräch am Rande eines Fußballspiels von Rebellen und Journalisten, das die Fotografen begeistert im Bild festhalten.

Abends ist Aldemar beim Kulturprogramm zu Gast, wie alle Rebellen, die sich hier für eine Woche hier weit weg von den großen kolumbianischen Städten einquartiert haben. Auch das sorgt für telegene Bilder: Tanzende Rebellen und schmusende Guerilleros sorgen für publikumswirksame Dschungel-Romantik.

Kämpfer und Journalisten kicken gemeinsamBild: DW/T. Käufer

Doch hinter den Kulissen geht es rabiater zu. Als die Delegierten über die künftige Rolle der FARC beraten, bleibt die Presse ausgeschlossen. An diesem Tag, der für die demokratische Grundsteinlegung dieser Partei so wichtig ist, sei es unmöglich, einen Blick ins Innere der Konferenz zu werfen, erklärt FARC-Pressesprecherin Milena Reyes.

Selbstbewusst und professionell

Sie ist eines der spannenden frischen Gesichter der FARC. Die junge Frau ist höflich, aber sehr bestimmt und vertritt mit viel Selbstbewusstsein und großer Professionalität die Anliegen der Rebellen vor der Weltpresse. Dass sie dabei die obligatorischen Gummistiefel trägt, gehört zum politischen Statement. Das belegt auch, dass sich die Guerilla noch immer im Übergang von einer kämpfenden Truppe zu einer politischen Partei befindet. Diesen Spagat managt Reyes beeindruckend souverän, auch weil sie die Sprache der jungen Generation spricht und die alten Phrasen der Guerilla-Bosse vermeidet.

Die Rebellen mischen sich jetzt unters VolkBild: DW/T. Käufer

Mit der formellen Annahme des Friedensvertrages hat die FARC einen ganz entscheidenden Schritt in Richtung politische Partei gemacht. Es ist das letzte Mal, dass sich die Guerilleros bewaffnet in der Öffentlichkeit zeigen. Künftig wird es keine Straßensperren mehr geben, in denen FARC-Rebellen mit Kalaschnikows Ausweispapiere verlangen. Von nun an soll der Frieden im Mittelpunkt stehen: "Für die FARC und unser Volk wird die größte Freude sein, den Frieden gewonnen zu haben", sagte FARC-Chef Timochenko. Frieden ist ohnehin das meist verwendete Wort in El Diamante. "Ich hoffe, dass das Land etwas aus dieser neuen Chance macht", sagt Guerillero Aldemar. "Ich bin optimistisch."

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