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Terrorismus

Kolumbiens Präsident stoppt Friedensprozess

19. Januar 2019

Nach dem Bombenanschlag auf eine Polizeischule in Bogotá hat Kolumbiens Regierung ein hartes Vorgehen gegen die Guerillaorganisation ELN angekündigt. Präsident Iván Duque bat andere Staaten um Mithilfe.

Kolumbien Anschlag auf Polizeischule in Bogota
Bild: Getty Images/AFP/J. Barreto

Die im Zuge der Friedensgespräche ausgesetzten Haftbefehle gegen zehn Unterhändler der linken Rebellengruppe würden wieder in Kraft gesetzt, sagte Duque (Artikelbild). Er bat sämtiche Staaten um die Festnahme der ELN-Kommandeure. Diese halten sich auch immer wieder in Kuba auf. "Wir werden nicht ruhen, bis wir alle Täter und Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen haben", so der Präsident. 

Die Regierung in Havanna kündigte an, sich an die Vereinbarungen für die Friedensgespräche zu halten. Kuba werde die zwischen der kolumbianischen Regierung und der ELN unterzeichneten Protokolle "strikt" beachten, "einschließlich des Protokolls für den Fall der Unterbrechung der Verhandlungen", schrieb der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez auf Twitter. Einzelheiten nannte er nicht.

Wagen fährt gegen Wand und explodiert

Zuvor hatte die Regierung die Guerillagruppe für den Bombenanschlag auf eine Polizeiakademie in Bogotá verantwortlich gemacht, bei dem am Donnerstag mindestens 21 Menschen getötet und 68 weitere verletzt worden waren. Während die Regierung zuletzt noch offen für Friedensgespräche mit der ELN gewesen war, sofern die Gruppe alle Geiseln freilasse, ist der Dialog nun beendet. "Für ganz Kolumbien ist heute klar geworden, dass die ELN keinen echten Willen hat, Frieden zu schließen", sagte Duque in einer TV-Ansprache.

Kollegen der getöteten Polizisten gedenken am Anschlagsort der OpferBild: Getty Images/AFP/S. Mendoza

Am Donnerstag hatte ein Mann kurz nach einer Zeremonie zur Beförderung von Kadetten ein mit Sprengstoff beladenes Auto auf das Gelände der Polizeischule General Santander im Süden der Millionenmetropole gefahren und zur Detonation gebracht. Nach Zeugenaussagen hielt das Auto an der Sicherheitskontrolle der Schule, beschleunigte dann, fuhr gegen eine Wand und explodierte. Auch der Attentäter starb.

Laut offiziellen Angaben war es ein 56-Jähriger, der aus der Provinz Boyacá kommt, wo die ELN-Guerilla noch aktiv ist. Er habe den Ermittlungen zufolge unter dem Kampfnamen "Mocho Kico" jahrelang als Sprengstoffexperte in den Reihen der linken Guerillaorganisation gedient, sagte Verteidigungsminister Botero. Die Rebellengruppe habe sich allerdings bislang nicht offiziell zu dem Anschlag bekannt, berichtete "El Tiempo". Am Freitag wurde lokalen Medien zufolge ein Mann in Bogotá festgenommen, der mit dem Attentat in Verbindung stehen soll.

"Abscheulicher Terrorakt"

Hunderte Menschen hatten sich am Donnerstagabend (Ortszeit) mit Kerzen am Ort des Attentats versammelt und der Opfer gedacht. Duque sprach von einem "abscheulichen Terrorakt" und rief drei Tage Staatstrauer aus. Er forderte die Kolumbianer zum Zusammenhalt und zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. "Das war ein Attentat gegen unsere Jugend, gegen unsere Freiheit und gegen alle Kolumbianer", so der 42-Jährige.

Sicherheitskräfte riegeln am Donnerstag den Tatort abBild: Getty Images/AFP/D. Munoz

Bei den Opfern handelt es sich größtenteils um junge Leute. An der Schule wurden 900 zukünftige Polizisten ausgebildet. Alle Gebäude der Schule sind weitgehend zerstört.

Friedensverhandlungen stocken

Der Angriff war der schwerste Anschlag in Bogotá seit 16 Jahren. 2003 verübte die inzwischen zur politischen Partei umgewandelte FARC ein Bombenattentat auf einen Klub mit angeschlossenem Hotel und Restaurant, bei dem 36 Menschen getötet wurden.

Im November 2016 schloss die FARC-Guerilla mit der kolumbianischen Regierung nach mehr als vier Jahren Verhandlungen einen Friedensvertrag. Die kleinere Rebellengruppe ELN ist noch aktiv, begonnene Friedensverhandlungen wurden ohne nennenswerte Ergebnisse für unbestimmte Zeit unterbrochen.

Von Guerillagruppe zu politischer Partei: Friedenvertrag zwischen Kolumbien und der FARC im Jahr 2016Bild: Getty Images/AFP/L. Robayo

Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Das Land ist bis heute zerrissen. Ex-Präsident Manuel Santos wurde für seine Bemühungen zur Beilegung des bewaffneten Konflikts mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

pgr/hk/fab (dpa, epd, rtr)

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